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07.06.2022

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Lesen im Industriedenkmal

Umbau einer Spinnerei zur Bibliothek der TU Chemnitz


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Um die dezentralen Bibliotheksstandorte der TU Chemnitz an einem Ort zusammenzufassen, schrieb der Freistaat Sachsen 2013 einen Wettbewerb für Umbau und Erweiterung des denkmalgeschützten Gebäudes der Alten Aktienspinnerei aus. Das stattliche Gebäude direkt am nach wie vor bedrohten Busbahnhof – ein Block westlich des Hauptbahnhofs – wird nun als neue zentrale Universitätsbibliothek samt Zentralarchiv dienen. Die ARGE Aktienspinnerei Chemnitz gewann damals mit ihrem Entwurf einer kritischen Rekonstruktion und konnte ihre Pläne in den folgenden Jahren umsetzten. An der ARGE beteiligt sind die beiden Dresdner Büros Siegmar Lungwitz und Heine Mildner Architekten und der Berliner Architekt Thomas Rabe. Die Gesamtkosten betrugen netto rund 53,5 Millionen Euro, die Bauwerkskosten 39,5 Millionen Euro.

Der markante viergeschossige Bau in historistischen Formen mit zentralem Mittelbau und zwei lang gestreckten Gebäudeflügeln, Sockelgeschoss, Gesimsen und turmartigen Eckrisaliten entstand 1857 für die größte Garnspinnerei Sachsens. Aus Gründen des Brandschutzes besaß das Industriegebäude bereits ein eisernes Tragwerk. Die Architekt*innen stellten im Zuge ihrer Planung die stark kriegsbeschädigte Gebäudekubatur, den oberen Teil des Mittelbaus und die Fassadengliederung wieder her. Der als „Bücherturm“ neu hinzugefügte Magazinanbau an der Nordseite wurde dagegen als modernes Element mit Klinkervorsatzschale und eingeschnittenen, der Gliederung entsprechenden Blindfenstern sichtbar gemacht. Alle Fassaden wurden hell geschlämmt.

Im Mittelbau mit seiner großen Eingangshalle als Haupterschließung sind die wesentlichen Funktionen und Service-Bereiche untergebracht. Durch Herausnahme von Deckenfeldern wurde ein großer, über drei Geschosse reichende Lesesaal eingefügt. Dieser verfügt über eine gläserne Kassettendecke. Darüber hinaus entstanden bei einer Nutzfläche von rund 12.350 Quadratmetern neben Büros und Archivräumen vor allem die Freihandbereiche in den Seitenflügeln mit 38 Regalkilometern für Bücher, Zeitschriften und Akten und rund 710 Lese- und Einzelarbeitsplätzen.

Auf den offenen Geschossebenen bilden die gusseisernen Stützen mit Basis und Kapitell und die verputzten Gewölbekappen charakteristische Architekturelemente, die die Räume formen und durch die frühindustrielle Bauweise zugleich auf die ursprüngliche Nutzung verweisen. Die paarweise angeordneten Segmentbogenfenster sorgen für viel Tageslicht und prägen auch das äußere Erscheinungbild der Universitätsbibliothek. Mit ihrer gelungenen Gesamtgestalt dürfte sie sich als identitätsstiftend für den gesamten Campus erweisen. Der Bau erhielt eine Anerkennung zum Architekturpreis des BDA Sachsen 2021 und eine Auszeichnung der Jury beim Deutschen Hochschulbaupreis 2022. (uav)

Fotos: Till Schuster


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Kommentare

2

Kalkulator | 07.06.2022 19:53 Uhr

Preiswert

Das sind 5.155 €/m² Nutzfläche (bezogen auf Brutto- Kosten).
Hut ab, da sollte es gleich noch den Preis für nachhaltiges und wirtschaftliches Bauen geben.

1

STPH | 07.06.2022 16:23 Uhr

...

der gleiche Bau wäre als Neubau unerträglich. Als Teil eines zeitlichen Gefüges jedoch sehr vieldimensional.

Also kein Paradox sondern das organische Zeitgefüge wie auch der Reiz jeder älteren Stadt.

 
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