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09.12.2025

Gegen die Versenkung

Zur Ufergestaltung in New York City von BIG


Im Oktober 2012 verwüstete Hurricane Sandy die amerikanische Ostküste von New York und New Jersey. Präsident Barack Obama wollte damals keinesfalls die Fehler seines Amtsvorgängers George W. Bush wiederholen. Denn der hatte, nach der Wirbelsturmkatastrophe durch  Katrina in New Orleans 2005, weiterhin auf traditionelle, wenig effiziente Schutzmaßnahmen vertraut. Obama startete eine Regierungs-Initiative, um zu gewährleisten, besser auf künftige Umweltkatastrophen vorbereitet zu sein. Nun eröffnete ein Meilenstein des daraus resultierenden Hochwasserschutzsystems in New York City: Die von BIG umgestalteten Teile des East River Parks. Unser Autor blickt zurück.

Von Klaus Englert

Zum Leiter der durch Obama gegründeten „Hurricane Sandy Rebuilding Task Force“ wurde Städtebau- und Wohnungsminister Shaun Donovan ernannt. Der Niederländer Henk Ovink, damals leitender Ministerialdirektor für Raumplanung und Wasser, war führender Berater der Task-Force. Er mahnte, angesichts wachsender klimatischer Herausforderungen sei es an der Zeit, neue Lösungen zu entwickeln. Auf seine Inititative hin startete der Architekturwettbewerb Rebuild by Design, der die talentiertesten Kräfte aus der Region und der Welt zusammenführen sollte. Das Verfahren war Teil eines Resilienzprogramms, für das die US-Regierung 50 Milliarden Dollar beisteuerte. Im Sommer 2014 traf die Jury eine Endauswahl und bestimmte sechs Teams, die in den nächsten Jahren die Nordost-Küste der USA neu gestalten sollten, darunter OMA (Rotterdam) und BIG (Kopenhagen).

Es war wiederum Ovink, der Shaun Donovan vom niederländischen Konzept Room for the River überzeugte. Dieses auf mehrere Jahrzehnte angelegte Programm sieht an Meeres- und Flussufern zusätzliche Flutungsräume, wie auch riesige innerstädtische Becken vor, die unter normalen Wetterbedingungen von Skatern genutzt werden. Tief gelegene, besonders gefährdete Flächen werden in den Niederlanden in Parklandschaften umgewandelt. Diese Gestaltungsprinzipien finden sich nun auch an den US-amerikanischen Küsten wieder: OMA errichteten eine parkähnliche Überflutungszone mit weitläufigen Promenaden und Freizeitangeboten in New Jersey, während sich BIG auf die Landzunge von Manhattan konzentrierten. 

Dort entwarfen die Dänen die Vision einer U-förmigen Umschließung der Halbinsel. Kai-Uwe Bergmann, Projektleiter bei BIG, erläutert: „Die nach Hurricane Katrina [in New Orleans] gebauten Dämme tragen dazu bei, Stadt und Meer voneinander abzuschotten. Dagegen wollen wir in Manhattan den gleichen Schutz ohne trennende Mauern erreichen.“ Bergmann und Team entwarfen eine grüne, terrassenförmige Böschung, die als Naherholungsgebiet dient: Mit Fußgänger- und Radwegen, Spiel- und Sportplätzen, Restaurants und Kultureinrichtungen. Die öffentlichen Gebäude werden so ertüchtigt, dass bei Sturmwarnungen automatisch fugendicht abschließende Schutzabsperrungen heruntergelassen werden. 

Das 2014 erstmals präsentierte „BIG U“ wurde in der Folgezeit in zwei Bauphasen unterteilt: Das East Side Coastal Resiliency Project ist jetzt abgeschlossen und umfasst das 6,5 Quadratkilometer große Überflutungsareal an der Meerenge des East River. Mit dem North/West Battery Park City Resiliency Project wenden sich BIG in den nächsten Jahren der Anlage der Battery Park City am westlich gelegenen Hudson River zu. Für den nun fertiggestellten East River Park, an dem 110.000 New Yorker leben, entstanden Gesamtkosten von knapp 1.249.000 Euro. Zu den Maßnahmen an der East Side lässt sich Bjarke Ingels wie folgt zitieren: „Wir haben einen öffentlichen Raum geschaffen – ein „Parkipelago“. Dazu gehören Fußgängerbrücken über den FDR Drive ebenso wie ein Hochwasserschutz, der in das alltägliche Leben eingebunden ist. Das Ergebnis ist eine Infrastruktur, die [...] beweist, dass die Zukunft unserer Städte sowohl hochwassersicher als auch lebendig sein kann.“

Im East River Park wurden 3.000 Bäume gepflanzt, zudem zahlreiche Sträucher und Gräser. Zu BIG’s architektonischen Projekten gehört das Solar One Environmental Education Center inmitten der Flutungszone zwischen East River und den Schutzbarrieren – ein typisches BIG-Produkt, mit holzverkleideter Fassade, Photovoltaik-Paneelen auf dem Dach, Energiespeicher, mit Klassenräumen 5,8 Meter über dem Meeresspiegel sowie darunter liegenden, flutungsoffenen Lagerräumen. Das Programm umfasst Umweltbildung, Schulungen und technische Unterstützung – dazu bietet das Center flexible Räume für MINT-Programme der New Yorker Schulen und für Gemeinschaftsveranstaltungen.

Fotos: Jeff Tao, Matthew Lapiska, Iwan Baan, Jonathan Morefield /Field Condition, Foad Sarsangi


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Kürzlich eröffnete der erste Abschnitt der umgestalteten East Side Coastal Resiliency (ESCR) am Hudson River in New York.

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Etwa 3,6 Kilometer Uferbereich wurden nach Plänen von unter anderem BIG umgestaltet.

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Das Projekt steht unter der Leitung des NYC Department of Design and Construction.

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Über 1,45 Milliarden US-Dollar koste die Küstenschutzinitiative, die sich von Montgomery bis zur East 25th Street erstreckt.

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