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09.12.2020

Lückenschluss unter den Linden

U-Bahn-Linie 5 in Berlin eröffnet


U-Bahn-Bau ist im 21. Jahrhundert ein mühsames Geschäft. Nur wenige Städte des globalen Nordens schaffen einen beeindruckenden Rundumschlag wie Kopenhagen, das im letzten Jahr eine komplette Ringlinie unter dem Stadtzentrum eröffnete. Ein vergleichbarer Quantensprung ist Berlin zwar nicht gelungen, doch mit der Verlängerung der U5 wurde ein wichtiger Lückenschluss im Herzen des historischen Stadtzentrums realisiert.

Seit Freitag ist der gesamte neue Arm der Linie in Betrieb, der vom Alexanderplatz über die Stationen Rotes Rathaus, Museumsinsel, Unter den Linden sowie (dieser Abschnitt war als U55 bereits seit 2009 in Betrieb) Brandenburger Tor und Bundestag zum Hauptbahnhof führt. Seit Anfang der 1990er Jahre haben die Berliner Verkehrsbetriebe BVG an der Verlängerung der U5 gearbeitet, die seit 1930 vom Alexanderplatz aus in den Osten der Stadt führt und in DDR-Zeiten mehrmals verlängert wurde. Heute reicht sie bis nach Hönow, ganz weit draußen in Marzahn-Hellersdorf. Wer dort den U-Bahnhof verlässt und über die Straße geht, ist bereits in Brandenburg. Nicht nur Tourist*innen werden sich also über die Strecke unterhalb des berühmten Prachtboulevards freuen, die inklusive der drei Bahnhöfe gut 525 Millionen Euro gekostet hat. Die Finanzierung wurde gemeinsam von Bund und Land getragen.

Drei U-Bahnhöfe entstanden an der neuen Strecke, gestaltet wurden sie von drei in Berlin ansässigen Büros, die im Jahr 2009 nach Wettbewerben beauftragt worden waren. CollignonArchitektur entwarfen die Station Rotes Rathaus, Ingrid Hentschel – Prof. Axel Oestreich Architekten verantworteten Unter den Linden und Max Dudler ist für den repräsentativen Halt Museumsinsel zuständig, der im Sommer eröffnet.

Auf die naheliegendste Referenz verzichteten CollignonArchitektur bei ihrer Station. Die Farbe Rot spielt dort keine Rolle. Stattdessen setzten die Architekt*innen auf die konstruktiv-plastische Qualität von Pilzstützen in Mittelreihung. An den Wänden fanden dunkle Terrazzo-Platten Verwendung. Einen großen Teil des Bauwerks sieht man übrigens nicht, denn unter der Bahnsteighalle liegt noch eine viergleisige Kehr- und Aufstellanlage.

Hentschel und Oestreich gestalteten bereits den Bahnhof Brandenburger Tor. Ihren Entwurf für Unter den Linden sehen sie als Fortführung der dortigen Gestaltung, weshalb sie auf die gleiche Materialität und Farbigkeit setzten: Muschelkalk für die Wände, weißer Terrazzo für die Fußböden und schwarze Stützen. Auch die Deckengestaltung mit den großen kassettierten Lichtflächen lehnt sich deutlich an den bereits bestehenden Bahnhof an. Unter den Linden ist dreigeschossig angelegt, da die Linie 5 sich hier mit der Linie 6 kreuzt, die in Nord-Süd-Richtung verläuft. Unter den Linden ersetzt den bisherigen Bahnhof Französische Straße, der stillgelegt wurde und zukünftig durchfahren wird – Berlin hat also nun wieder einen „Geisterbahnhof“.

Max Dudler nahm sich bei seinem Bahnhof keinen Geringeren als Karl Friedrich Schinkel zum Vorbild. Dessen Bühnenbildentwurf zum Auftritt der Königin der Nacht in der Zauberflöte ist Referenz für das tiefblaue Gewölbe mit seinen über 6.000 Lichtpunkten. Aufgrund der äußerst herausfordernden Bodenbeschaffenheit – der Bahnhof liegt direkt unterhalb des Spreekanals – war es bereits 2012 zu ersten Bauverzögerungen gekommen, die nicht mehr aufgeholt werden konnten. Momentan fährt die U5 hier noch ohne Stop durch. (gh)

Fotos: Oliver Lang, Lukas Roth


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Ingrid Hentschel – Prof. Axel Oestreich Architekten, U-Bahnhof Unter den Linden

Ingrid Hentschel – Prof. Axel Oestreich Architekten, U-Bahnhof Unter den Linden

CollignonArchitektur, U-Bahnhof Rotes Rathaus

CollignonArchitektur, U-Bahnhof Rotes Rathaus

Max Dudler, U-Bahnhof Museumsinsel

Max Dudler, U-Bahnhof Museumsinsel

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