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26.07.2017

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Zwei Langhäuser als Schulbau

Thomas Kröger und Roswag Architekten gewinnen in Hamburg


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Der Berliner Architekt Thomas Kröger ist einem größeren Publikum bisher vor allem durch seine schönen Wohnhäuser in Brandenburg bekannt – doch das könnte sich bald ändern. Eines der neusten Projekte seines Büros zeigt zwei expressive Backsteinbauten von stattlicher Größe, die fast ein wenig verwunschen – es mag am Frühnebel auf den Renderings liegen – am Stadtrand von Hamburg stehen. Es ist die neue Stadtteilschule Kirchwerder, die hier zu sehen ist, oder besser: Es ist das Projekt, das gerade im Wettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Angesichts des ungewöhnlichen Entwurfs darf man sich aber wünschen, dass das Vorhaben auch genau so umgesetzt wird. Entstanden ist das Projekt in Zusammenarbeit Roswag Architekten (Berlin). Das Ergebnis des nichtoffenen Wettbewerbs mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren:

  • 1. Preis: ARGE Thomas Kröger Architekten / Roswag Architekten, beide Berlin

  • 2. Preis: Numrich Albrecht Klumpp, Berlin

  • Ein 4. Preis: ARGE Trapez Architektur, Hamburg / CEBRA Architecture, Aarhus

  • Ein 4. Preis: PFP Architekten, Hamburg

Der Ausgangspunkt des Neubaus ist die stetig wachsende Schülerzahl in Kirchwerder, dem südlichsten aller Hamburger Stadtteile, der noch immer recht ländlich geprägt ist. Über 1.000 Schülerinnen und  Schüler sollen hier in Zukunft in einer sechszügigen Sekundarstufe und einer zweistufige Oberstufe unterrichtet werden, während die Grundschule am heutigen Standort verbleibt. Die Jury unter Vorsitz von Jörg Springer, der unter anderem auch der scheidende Oberbaudirektor Jörn Walter und Susanne Hofmann und Katja-Annika Pahl angehörten, hatte die Wahl zwischen 13 Arbeiten. Weitere Teilnehmer waren unter anderem Behnisch Architekten, AllesWirdGut und DFZ Architekten.

Das Projekt von Thomas Kröger Architekten und Roswag Architekten konnte sich nach einer Überarbeitungsphase schließlich gegen den zweitplatzierten Entwurf von Numrich Albrecht Klumpp durchsetzen. Ihr Entwurf ist von der historischen Langhaus-Typologie inspiriert, die in der über 800 Jahre alten Kulturlandschaft, zu der Kirchwerder gehört, noch oft anzutreffen ist. Im Maßstab einer Schulanlage ergibt sich aus den langgezogenen Baukörpern eine ungewöhnliche Konfiguration. Im Winkel zueinander positioniert, formen sie einen trichterförmigen Schulhof, der in die Felder übergeht. Im längeren Haus befinden sich die Klassenräume, im kürzeren Bau öffentlichere Funktionen wie Mensa, Aula, Fachkunderäume und die Verwaltung. Beide Trakte sind naturgemäß linear gedacht, werden aber an mehreren Stellen durch platzartige Situationen aufgelockert.

Das Resultat sind zwei idealisierte Großformen in Backstein, die explizit von der Landschaft her gedacht sind – ein ungewöhnliches Gewinnerprojekt im Kontext des deutschen Schulbaus, der sich sonst allzu oft durch Pragmatismus bis an die Schmerzgrenze auszeichnet. Dass ein solch konzeptioneller Ansatz trotzdem flexibel auf die funktionalen Anforderungen zu reagieren vermag, zeigte sich in der Überarbeitungsphase. Das in der Ausschreibung geforderte Prinzip „Clusterschule“, das in der ersten Fassung des Entwurfs etwas zu kurz gekommen war, ließ sich laut Jury schließlich noch gut integrieren. (sb)


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Kommentare

18

dino Berlin | 27.07.2017 15:56 Uhr

ein Entwurf den alle mögen

so viel aufgeschreckte Konformität von allen, außer von einem:

in der Masse der gleichen Meinungen fühlt man sich eben sicher,

ich glaube, dass die aktuelle Generation von 20 bis 40 sich viel konservativer, karrieristischer, konformistischer und affirmativer gegenüber den Verhältnissen stellt, als es noch in den 70iger Jahren der Fall war,

die großen Ideen sind vorbei, Utopien gibt es nicht, also jetzt bauen wir einfach nur noch ohne uns groß erklären zu müssen, oder zu können,
zur Gesellschaft haben wir keine Meinung,
die können wir sowieso nicht ändern,
und man will ja auch ein gutes Leben haben,

das kommt dabei heraus, wenn man sich nur noch ein Denken erlaubt, welches sich schnell zu Geld machen lässt,

und Leute, lasst bitte die persönlichen Angriffe,
bleibt bei der Sache,
daran merkt man nur, dass man die Welt psychologisch sieht und nicht universell,


und zum Thema Kollhoff: schaut euch den Block in Rotterdam an,
hier waren die Deformationen des Blocks sinnvoll hergeleitet aus dem Kontext,

dieser Entwurf hier zeigt private Liebelein der Entwerfer, die so aussehen sollen, als wenn aus der Gegend adaptiert wurde

17

d.teil | 27.07.2017 14:37 Uhr

verdiente lobpudelei

also mich erinnert der wirklich sehr schöne Entwurf im weitesten Sinne an eine frühe Architektur von Erich Mendelsohn (Hutfabrik), wie man auf einen Kollhoff kommen kann, nun, das steht in den Sternen.
Gebe den meisten Vorrednern Recht.
Dieses Projekt wurde mit viel Leidenschaft entworfen.
Das sieht man auf den ersten Blick.
Auch das Model ist erstklassig.
Renderings sind super.
Konzept ist durchdacht.
Belichtung wäre eventuell für den Auslober ein Problem (wie vor allen Dingen die Kosten), aber wollen wir mal hoffen, dass hier mehr Geld ausgegeben wird, um schöne, identitätsstiftende Architektur lebendig werden zu lassen.
Aber richtig: auch die anderen Platzierten sind hier nicht schlecht. Muss man feststellen.

16

0815 Architekt | 27.07.2017 13:29 Uhr

zwiegespalten

Also Respekt vor dem Mut des Gewinners kann man auf jeden Fall haben... Das sowas prämiert wird ist schon selten.
Auf den ersten Blick war mir der Entwurf auch sehr sympathisch, allerdings fragt man sich dann doch ob die Formen und Kubaturen für den Schulbau passen, oder ob sie dann nicht doch im Zuge der Planung den reellen Anforderungen angepasst und weggeglättet werden (was sich schon bei genauerem Vergleich von Modell und Rendering erahnen lässt).
Stilistisch für mich ein Anklang an den Expressionismus des Chilehauses. Somit vielleicht doch nicht so neu, aber m.E. muss ganz gewiss auch nicht immer alles neu erfunden werden. Weiterentwickeln, verbessern... ganz schön arrogant zu glauben, dass die Zeitgenossen es besser können müssen als die Vorgänger.

15

Das_Holzspatel | 27.07.2017 13:17 Uhr

Keine Angst vor der Länge

Glückwunsch an das Team Kröger Roswag.

Bin Gespannt auf das fertige Ergebnis. Möge der Bauher vor allem hinter der Fassade und den Stirnseiten bis zur Einweihung stehen :).

14

Lars Frerichs | 27.07.2017 11:04 Uhr

Danke

für den schönen Entwurf. Es macht Freude, die Bilder anzuschauen. Der Entwurf strahlt Rationalität und Pragmatismus aus, aber eben auch Romantik und Individualität! Dank auch an die Jury! Mit den Traditionalisten der 30er Jahre hat es meiner Meinung nach nicht viel zu tun. Eher handelt es sich um eine vielversprechende Weiterentwicklung organische Architekturansätze jener Zeit.

13

Mr. Riös | 27.07.2017 10:48 Uhr

analog

Also ich sehe da eher den analogen Ansatz eines Miroslav Sik als Kollhoff.

Und was das mit 30er Jahre Heimatsti, zu tun hat, Herr Kegel, können Sie mir auch nochmal erklären bitte.


Mutiger Entwurf. Noch mutigere Entscheidung.
Tolles Projekt!

12

Jan | 27.07.2017 10:34 Uhr

PoMo

Wie schön etwas zu sehen, was sich auf Archetypen und die traditionelle Bebauung der Gegend bezieht - und auch noch gewinnt.

Den Ansatz dem Menschen Formen und Bauten zur Benutzung zu geben, die eine emotionale Komponente und eine Identifikation bieten, ist absolut begrüßenswert.

Es lebe die Postmoderne (im zeitgenössischen Gewand)!

11

Mari | 27.07.2017 10:07 Uhr

Gute Wahl!

Ich bin begeistert! Ein Entwurf, der das umfangreiche Raumprogramm fasst und trotzdem auf den Ort und (zumindest in der Straßenansicht) die Maßstäblichkeit der Umgebung aufgreift. Hoffentlich bleibt der Entwurfsgedanke über die Planungszeit bis zur Ausführung erhalten!

10

Bücherwurm | 27.07.2017 10:03 Uhr

@Bert Kegel

Ich kann hier keinen Heimatstil erkennen.

Stellt der Entwurf nicht eine intelligente Adaption des Themas Langhaus dar? Vielleicht erinnert die Form auf an einen umgedrehten Schiffsrumpf. Die Materialität entspricht Hamburg.

Mir gefällt der Entwurf auf den ersten Blick hauptsächlich durch den Städtebau. Er steht eigenständig im Raum. Es tut mir zumindest gut, mal etwas anderes als die üblichen Schuhschachteln als Schulen zu sehen.

9

Rainer H | 27.07.2017 09:33 Uhr

Kegel in Raus

Also Herr Kegel, ein 30 er Jahre Architekt würde sich bei dem Anblick des ersten Preises im Grabe herumdrehen. Dies als Konservatismus zu bezeichnen ist ein Witz.

Man sieht allerdings immer mehr wie verzweifelt Modernisten wie Sie sein müssen. Die Moderne ist mit Ihrer reinen Funktionalität und dem fehlenden Bezug zur Schönheit einfach nur für die politisch indoktrinierte, engstirnige Gesellschaft etwas. Geradezu arrogant wie die heutige Architektenschaft die Bautradition von den vorhergehenden Jahrhunderten missachtet. Antiquiert ist ein Bezug zur Geschichte nie. Die Klugen lernen daraus, die Anderen beachten Sie nicht und meinen einfach besser zu sein. Haben Sie sich schon mal mit einem 30er Jahre Architekt auseinandergesetzt oder nur Bauhausjodler studiert?

8

JH_LND | 27.07.2017 09:29 Uhr

Konservativ?

Sorry, aber das ist ja nun wirklich Unsinn. Abgesehen von Kubatur und Dachform, die einen historischen Haustyp vage zitieren, ist daran so ungefähr gar nichts konservativ. Hätte Kollhoff sowas gebaut? Diese dreieckigen Dachfenster zum Beispiel? Sicherlich nicht. Ich finde den Entwurf ausgesprochen frisch und mutig, gerade wenn man sieht, wie der gegenwärtige Schulbau häufig die immergleichen Standardformen der 60er und 70er recycelt (Kubus, Flachdach, Fensterbänder). Was unterm Strich "konservativer" ist als dieser Entwurf hier.

Im Übrigen finde ich die Wettbewerbsergebnisse insgesamt recht stark. Auch mit Platz 2 oder 3 hätte ich gut leben können.

7

Kritiker | 27.07.2017 08:03 Uhr

Endlich...

@Bert Kegel
Endlich mal wieder Neo-Brutalistische Verhältnisse, ergo echte und reine Modernität der Kontinuität.
Das was leider mit den Dummy-Modernismus ab den 70ern in eine Konservative Bauingenieureske Pseudo-Architektur ohne Niveau abgesunken ist - das was hier ständig auf Baunetz angehimmelt wird.
Kohlhoff würde niemals so eine Expressionistische Figur wagen. Was bitte hat den dieses Gebäude mit Heimatschutzstil zu tun? Was weltfremderes ist ihnen wohl nicht eingefallen?

6

peter | 26.07.2017 23:08 Uhr

langhaus

sehr, sehr schön. das ist mal eine mutige idee, auf deren umsetzung ich sehr hoffe! danke für eine so mutige wahl der entscheider! genau solche häuser fehlen in unserer ängstlichen ausgemerkelten zeit, das ist ein tolles zeichen für mehr architektur!

und die konkurrenz mit ihren (im prinzip ebenfalls respektablen) entwürfen sieht dagegen einfach nur müde und bieder aus. sorry.

und @ bert kegel:
dieses futuristische ufo jetzt in die nazi-ecke zu stellen, nur weil es einen regionalen bezug aufnimmt, ist hoffentlich jetzt nicht ihr ernst...

5

alexander | 26.07.2017 22:51 Uhr

Bert Kegel | 26.07.2017 18:46 Uhr

"konservatismus"? wie wäre es mit transformation?
"unpolitisch"? "keine idee von der gesellschaft"? also, das kann man dem siegerentwurf sicherlich am allerwenigsten vorwerfen. was hätten sie denn für einen entwurf anzubieten, der ihren hier formulierten ansprüchen genügt?? oder würden sie lieber den 2.preis realsisiert sehen?

das mit kollhoffs ansatz zu vergleichen erscheint mir unfair (für kröger/roswag)

die haltung unserer jüngeren kollegen kann ich sehr gut nachvollziehen, nach all der perfekt-glatten-architektur die uns überschwemmt. aber antiquiert sind für mich eher die unzähligen bauhaus-nachahmer.

kröger/roswag werden es schaffen, einen lebendigen ort mit guten details und materialien zu gestalten, da bin ich mir sicher.
ich freue mich auf die fotos nach der fertigstellung!

4

Lutz Borchers | 26.07.2017 19:03 Uhr

Eindrucksvoll

Wirkt etwas weltfremd, das ist schön. Eine bemerkenswerte Leistung der Jury, den einzigen Außenseiter zu wählen.

3

MAx | 26.07.2017 19:00 Uhr

Herzlichen Glückwunsch

Das macht doch wieder Mut! Ein großes Lob an die Jury...

2

Bert Kegel | 26.07.2017 18:46 Uhr

Konservativismus

Rekonstruktion der Vergangenheit als Zukunft?

Noch vor ein paar Jahren waren dafür die älteren Herren um Kollhoff zuständig.

Jetzt gibt es diese antiquierte Haltungen auch bei relativ jüngeren Architekten.

Augen zu und durch. Die Welt ist wie sie ist. Man kann eh nichts machen.
Wenn man schon unpolitisch ist und keine Idee von der Gesllschaft hat, dann baut man eben Häuser, die wenigstens Ewigkeit ausstrahlen.

Oh jeh, das ist 30er Jahre Heimatstil.

1

Alex | 26.07.2017 16:31 Uhr

..........

Endlich mal ein architektonischer Entwurf als Sieger bei Wettbewerben!

 
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1. Preis: ARGE Thomas Kröger Architekten / Roswag Architekten

1. Preis: ARGE Thomas Kröger Architekten / Roswag Architekten

2. Preis: Numrich Albrecht Klumpp

2. Preis: Numrich Albrecht Klumpp

Ein 4. Preis: ARGE Trapez Architektur / CEBRA Architecture

Ein 4. Preis: ARGE Trapez Architektur / CEBRA Architecture

Ein 4. Preis: PFP Architekten

Ein 4. Preis: PFP Architekten

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