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12.06.2025

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Lernen am Marschland

Thomas Kröger Architekten und ZRS Architekten Ingenieure in Hamburg


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Ein Schulbau, der nicht sofort als solcher zu erkennen ist: Das neue Ensemble der Stadtteilschule Kirchwerder irritiert. Und das im besten Sinne. Vielleicht liegt das ein Stück weit auch an den stimmungsvollen Fotos, die den Volumen einen fast musealen Charakter verleihen. Entworfen von der ARGE Thomas Kröger Architekten und ZRS Architekten Ingenieure (beide Berlin), stehen die Gebäude direkt an der Marschlandschaft von Kirchwerder, einem ländlich geprägten Stadtteil im Süden Hamburgs. Selbstbewusst, aber ohne die Ruhe des Ortes zu stören.

Ausgelobt wurde der nicht-offene Wettbewerb 2017 vom Landesbetrieb SBH Schulbau Hamburg. Als wir das Wettbewerbsergebnis publizierten, wurde der prämierte Entwurf von unseren Kommentator*innen viel gelobt und diskutiert. Auslöser für den Neubau war der starke Zuwachs an Schüler*innen. Die Grundschule der Stadtteilschule Kirchwerder verbleibt am bisherigen Standort, die Jahrgänge 5 bis 13 sind in den Neubau gezogen.

Auf dem 3,2 Hektar großen Gelände gruppieren sich drei Bauten mit insgesamt 14.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche: zwei Schulhäuser und eine Dreifeldsporthalle. Die beiden Schulriegel zeigen sich alles andere als generisch. Ihre Formensprache ist ungewöhnlich für den deutschen Bildungsbau und zeigt sich ortsbezogen. Großvolumige, giebelständige Langhäuser, wie man sie in der Region noch finden kann, dienten als Referenz. Die Umsetzung bleibt jedoch keine bloße Reminiszenz. Die beiden Gebäude öffnen sich trichterförmig in Richtung Marschland auf und fassen einen Schulhof.

Auch die Fassadengestaltung spielt mit dem Lokalen. Schuppenartig überlappende Ziegel, horizontal geschichtet, erinnern an traditionelle Mauerwerksfassaden. Durchbrochen wird das Raster von bandartig positionierten, großformatigen Fensteröffnungen – teils trapezförmig, teils dreieckig –, die den Baukörpern eine gewisse expressive Geste verleihen. Die Tragstruktur der Riegel besteht aus Ortbeton, ergänzt durch Stahlbetonkerne in den Erschließungszonen.

Bis zu 1.200 Schüler*innen werden hier von rund 110 Lehrkräften unterrichtet. Neben den regulären Unterrichtsräumen bietet der Neubau eine Aula für 300 Personen, eine Mensa und eine Mediathek. Konzipiert ist die Schule als Clusterschule. Klassenverbände und Fachräume gruppieren sich jeweils um zentrale Gemeinschaftsbereiche, die hier „Dorfplätze“ genannt werden. Deren Wände sind mit schwarzem Tafellack gestrichen, was kreative Aneignung ermöglichen soll.

Hinter den Riegeln liegt ein Sportplatz mit Dreifeldsporthalle. Sie nimmt sich formal deutlich zurück: flaches Satteldach, Mischkonstruktion aus Holztafelelementen und Mauerwerk, weit gespannte Holzbinder. Laut Architekt*innen ist die Halle bewusst als zurückhaltender Nebendarsteller konzipiert, in Anlehnung an landwirtschaftliche Funktionsbauten der Umgebung.

Rund 70 Millionen Euro hat die Hansestadt laut Presseberichten investiert. Eine Summe, die deutlich macht, dass der Leitsatz der Hamburger Bildungspolitik – „Gute Räume für gute Bildung“ – hier ernst genommen wurde. (gk)

Fotos: Thomas Heimann, Anders Sune Berg, Hannes Heitmüller 


Zum Thema:

Eike Roswag-Klinge von ZRS Architekten Ingenieure ist seit vergangener Woche Präsident der Architektenkammer Berlin. Wir haben dem neuen Vorstand fünf Fragen gestellt.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

14

comme il faut | 14.06.2025 15:30 Uhr

15 bilder von außen

und kein bild vom raum dazwischen.

ein bisschen selbstverliebt die bildauswahl. geschenkt, bei der schönen fassade. aber eine schule ist EINE schule. EIN sozialer und kommunikativer organismus. da ist die teilung in 2 autonome körper zunächst erstaunlich. wie ist das (auf-)gelöst? wie ist das programm räumlich verteilt?
der zwischenraum wird im text beschrieben, aber auf keinem der 30 fotos gezeigt ... gibt es dafür einen grund?

70 millionen - wenn es stimmt - sind nicht in ordnung. qualität ist wichtig - gerade im schulbau. aber qualität gibt es erstens für weniger geld. und zweitens mit weniger platzverbrauch. und drittens müsste es für jede schule in der republik gleich viel geld geben. tut es nicht.

wenn man kurz recherchiert findet man einen anteil der schüler*innen mit schmigrationshintergrund von knapp 15 %. landesweit sind es in HH 45 %. noch fragen?

fazit: wunderschön. aber gesellschaftlich fragwürdig diese hanesatische elitenbildung. aber schönheit rules ... instagrammable - comme il faut

13

auch ein | 13.06.2025 13:14 Uhr

architekt

ach so und...
die turnhalle fällt ja doch sehr vom rest ab!

wobei...in berlin machen sie so die grossen museen ;-)

12

peter | 13.06.2025 12:37 Uhr

ja, aber!

großartiges haus, das das versprechen aus dem wettbewerb sehr konsequent einlöst. a b e r : nur von außen.

von innen stört mich weniger der flurschulen-typus (der durch die städtebauliche form bereits gesetzt ist) als vor allem die vielfach wenig kreative und im detail stellenweise eher schwache umsetzung. hier zeigt sich, dass auch ein meister - für den man einen herrn kröger durchaus halten kann - mit dem boden der tatsachen (des öffentlichen bauens) durchaus zu kämpfen hat - und hier vielfach nicht gewinnen konnte. eine öffentliche schule ist eben kein schickes haus in der uckermark und auch kein cooles office-center in der hauptstadt.

leider werden die nutzer das haus hauptsächlich von innen sehen. wie so oft, werden die klassenräume, in denen die nutzer sich die meiste zeit aufhalten, nicht einmal richtig gezeigt.

und die turnhalle - naja. aus der im wettbewerb noch in der formensprache der schulgebäude gestalteten halle wurde ein simpler zweckbau; nicht schlecht, aber ein besonderer gestalterischer ansatz ist nicht mehr erkennbar. die halle könnte genauso gut von einem kostengünstigen fertighallenanbieter stammen.

insgesamt muss man sich schon fragen, ob der fokus auf die extrem hochwertige ausführung der gebäudehülle der beiden "schiffe" hier unterm strich wirklich der richtige weg war.

11

Auch ein | 13.06.2025 08:54 Uhr

PEtersen

Bleibt die Frage ob die Sporthalle nicht der authentischere Hallenbau ist.

10

reto | 13.06.2025 08:48 Uhr

Material

@ Ostsee Architekt
Ich würde nicht mal sagen, dass Farbe fehlt - die kommt ja in Kindereinrichtungen bekanntlich dann mit der Nutzung. Es fehlt in den Innenräumen einfach an Material. Die Flure sind eine Betonorgie, was nicht nur in Hinblick auf Nachhaltigkeit befremdlich ist, sondern auch in Bezug zur Allegorie auf Schiffe etc.. Der Speisesaal ist grausig, die Betonsitzstufen im Flur und auch der gelochte Trockenbau wirken billig, der Linoleumboden ist zahnsteinfarbig. Evtl. musste innen beim Budget gespart werden?

9

Henning | 12.06.2025 17:57 Uhr

Ensemble

Ja, ist schon schick geworden.

Erstaunlich, dass es nicht die 'eine' Schulaula gibt.

Leider fällt die Turnhalle im Entwurf deutlich gegen die beiden Hauptkörper ab - da hätte ich mir etwas mehr Experiment gewünscht.

8

Ostsee Architekt | 12.06.2025 17:46 Uhr

Wo ist die Farbe?

Ein großartiger Entwurf und ein rundum gelungenes Projekt!
Nur eine kleine Frage bleibt offen: Wo ist die Farbe in den Innenräumen geblieben?
Gerade eine Schule darf doch Lebensfreude und Neugierde ausstrahlen - darf das nicht auch in der Gestaltung sichtbar werden?

7

Archi | 12.06.2025 16:54 Uhr

Klima

Vergleicht man dieses Projekt mit dem kürzlich veröffentlichten Wettbewerbsgewinn von Fakt Office in Hamburg, zeigt sich in der Gegenüberstellung nicht nur ein Bild des sich verschärfenden Klimachaos, sondern auch die Hilflosigkeit der Architektur im Umgang damit: Die einen entwerfen für ein künftig tropisches Hamburg, die anderen - wie TK hier - bleiben bei architektur-metaphorischen Schiffsrümpfen im Polarmeer.

6

Arcseyler | 12.06.2025 16:44 Uhr

.de

Die Wiederkehr des Archetyps, übersteigert im Sinne C G Jungs als Phänomen, das sich nicht erklärt.

5

fjh | 12.06.2025 16:39 Uhr

Kohle

Ich persönlich kenne Lehrkräfte, die nach etwa einem halben Schuljahr Kopierpapier aus eigener Tasche bezahlt haben (staatliche Schule), damit es weiter gehen konnte. Hier sehe ich den "Mercedes" aller Ziegel (Petersen) mit den tollsten Sonderanfertigungen in Massen verbaut; irgendwie stimmt was nicht in unserem Land! Nichtsdestotrotz gefällt mir der Entwurf sehr gut!

4

Fritz | 12.06.2025 16:36 Uhr

klasse

super Architektur. Ich bin begeistert.

3

future is now | 12.06.2025 16:16 Uhr

Nachhaltigkeit

überraschendes Projekt für einen Architekten, der sich für Ressourcenschonung einsetzen möchte

2

auch ein | 12.06.2025 15:54 Uhr

architekt

oh ich habe eigentlich gewartet auf den beschrieb "schiffskörpern gleich, mit einer reminiszenz an reetdächer"....

kam was anderes, das ist dann NOCH weiter hergeholt und nicht nachvollziehbar wenn man den text nicht an eine anschlagtafel schreibt.

ein sehr verzwungenes beengendes und m.E. recht willkurlich hingewürfeltes "ensemble"

1

Was | 12.06.2025 15:45 Uhr

für

ein schickes Teil! SUPER.

Man kann sich vielleicht über den relativ konventionellen Grundriss streiten - man sieht aber wie Kröger versucht hat, das (sicherlich vorgegebene) Programm aufzulockern.

Aber die Form in der Landschaft, der ganze Audruck, die souveräne Materialbehandlund und Detaillierung.

Mehr davon!

 
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