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04.09.2019

Dorf aus Dächern

Therapiezentrum von Sebastian Illichmann in Niederösterreich


Der Holzbau ist in Österreich noch immer vorwiegend im Westen zuhause. Wien und Niederösterreich, traditionell der Putzfassade zugeneigt, tun sich noch schwer mit dem Baustoff. Um so erfreulicher, dass jetzt in der suburban-ländlichen Kreisstadt Gänserndorf nordöstlich von Wien ein Bauwerk steht, das sich mit seiner detailliert ausgearbeiteten Fassade und Konstruktion aus Holz wohltuend von der Einfamilienhaustristesse abhebt.

Von Maik Novotny


Das Therapie- und Wohnprojekt „NGG - Natürlich Gemeinsam in Gänserndorf“ für schwer- und leichtbehinderte junge Erwachsene wurde von zwei Stiftungen finanziert, die 2015 den Architekten Sebastian Illichmann aus Wien mit dem Entwurf beauftragten, damals noch für ein Grundstück in Wien. Als sich das Projekt dort nicht realisieren ließ, fand sich in Gänserndorf ein Standort, an dem bereits Einrichtungen für biologische Landwirtschaft, Tiertherapie und Arbeit mit und für Menschen mit besonderen Bedürfnissen vorhanden waren.
 
Der im März 2019 eröffnete Neubau gliedert sich in mehrere Baukörper, die alle eingeschossig und somit ebenerdig und barrierefrei zugänglich sind. Die Größe des Grundstücks und die geringen baurechtlichen Einschränkungen erlaubten es, hier in die Breite zu gehen. Je ein Haus für die Tagesgruppe, Schulungen, eine Wohngruppe für 12 Personen und den Therapiehof reihen sich L-förmig aneinander. Das Tagesgruppengebäude macht den Auftakt; hier galt es, fünf verschiedenen Funktionen zu vereinen: Mehrzwecksaal, Küche, Büros, Tagesgruppenraum und Therapieraum. Die von den Architekten gewählte H-Form ermöglicht diesen Funktionen die gewünschte Autonomie und den Außenbezug, bei klarer Orientierung und der Vermeidung zu langer Wege zwischen den Bereichen. Hier wie auch beim Schulungsgebäude wurde das Satteldach teilweise leicht verzogen, um darunter die zur Funktion passende Raumhöhe zu erreichen.
 
Vorbehalte einiger Nachbarn gegenüber einer Einrichtung für Behinderte (hier wurde sogar eine Lärmschutzwand gefordert) wurden abgefedert, indem das langgestreckte Schulungsgebäude so positioniert wurde, dass es die dahinterliegende Wiese zur Straße abschirmt. Positiver Nebeneffekt: Die Wiese wurde so zum klar eingefassten zentralen Platz des Ensembles. Die Innenräume kombinieren weiße Flächen mit naturbelassenem Holz und Lehmwänden im Therapieraum, innenliegende Gänge im Wohngruppenhaus wurden mit Oberlichten versehen, um durchgehend für Tageslicht zu sorgen.

Die Holzbauweise erwies sich aus verschiedenen Gründen als ideal: Durch die Beschränkung auf eingeschossige und nicht unterkellerte Gebäude war der Anteil an Erd- und Baumeisterarbeiten sehr gering, und die verkürzte Bauzeit, die sich aus dem Wechsel des Standorts ergab, konnte eingehalten werden. Nicht zuletzt passt die ländliche Typologie weitaus besser in die Feld- und Dorfstruktur Niederösterreichs als wuchernde Einfamilienhausgebiete.

Fotos: Kurt Kuball


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