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13.06.2014

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Wenn die Nacht anbricht

Theater in Pekings Hutongs


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„Die Fesseln der ursprünglichen Strukturen aufbrechen“ – das war eines der Ziele des Büros Origin Architect bei der Revitalisierung einer ausgedienten Offset-Druckerei im Pekinger Dongchen-Distrikt in der Nähe der Verbotenen Stadt. Umsäumt von alten Hutongs, war das Industriegelände nach dem Auszug der Produktion unkontrolliert verbaut worden.

Der jetzige Eingriff hat störende Einbauten wieder entfernt und ein System von Wegebeziehungen eingefügt. Einige davon führen vom Boden auf das Dach, andere „fliegen“ kreuz und quer von einem Haus zum anderen und bilden dabei einen „Luftkorridor“. Die bisher unzugänglichen Dachflächen wurden durch Verandas „total aktiviert“ und zu gut proportionierten hängenden Gärten umgestaltet.

Die vorhandene Industriearchitektur, die größtenteils aus den siebziger Jahren stammt, wurde „Schicht für Schicht“ von Anstrichen befreit und im Ursprungszustand „ausgestellt“. Ziegelwände wurden freigelegt, dabei blieben Spuren der industriellen Nutzung wie Kratzer und Löcher sichtbar. Neue Hinzufügungen wurden bewusst einfach, roh und mit geringer Präzision ausgeführt – und damit dem Trend in der heutigen Architektur entgegengewirkt, von Tag zu Tag „feiner“ zu werden.

Im Zentrum der Anlage steht ein Theaterbau, der das Herz des Gartens bildet, „den Brunnen von Vitalität und Charme“, wie die Architekten erläutern. Das Theater ist ein Neubau und liegt zwischen zwei urbanen Höfen. Es ist von den Architekten bewusst wie ein Lagerhaus gestaltet worden, mit Wänden aus Corten-Stahl und massiven Doppel-T-Trägern.

Wenn die Nacht anbricht, öffnet sich die dem vorderen Hof zugewandte Wand des Theaters, indem sie langsam nach oben gezogen wird. Theater und Kultur sind nicht länger auf einen bestimmten Ort festgelegt: Der vordere Hof wird zum unbegrenzten Freilichttheater, Dächer und Veranden werden zu Bühnen und Zuschauerräumen – die Grenze zwischen Akteuren und Zuschauern ist ebenso aufgehoben wie die Entfremdung zwischen Kultur und Leben. (-tze)

Fotos: Xia Zhi

 


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Kommentare

8

fabian | 18.06.2014 19:14 Uhr

wort zum donnerstag

Ich will gar nicht vergleichen und habe das auch nicht getan. Im Gegenteil, mich nervt das unglaublich, dass gerade bei China so unglaublich dünnhäutig geantwortet wird und viele Leute sofort Partei ergreifen - zumindest die, die sich zu Wort melden. In der Architektur und darüber hinaus.
Es ist doch selbstverständlich, dass es in Deutschland Restriktionen beim Bauen gibt, das habe ich doch nichtmal ansatzweise in Abrede gestellt. Genauso selbstverständlich ist es, dass es auch in China Restriktionen gibt - und dazu zähle ich eben auch die Pressefreiheit - nicht an erster und nicht an zweiter Stelle, aber definitiv relevant.

7

mao i am | 18.06.2014 12:14 Uhr

wort zum sonntag

äpfel mit birnen zu vergleichen macht aber nur dann sinn, wenn man voraussetzt, das beide früchte unter der gleichen sonne wachsen. soll heißen: restiktionen beim bauen gibt es auch in deutschland... doch am ende entscheidet die konsequenz des entwurfsverfassers darüber, was man aus einem raum macht...
schön, dass sie sich in china auskennen, meine erfahrung hat mir gezeigt, das man in china mit visionen nicht zum arzt gehen muss...

6

fabian | 18.06.2014 05:52 Uhr

@ mao

Danke für den Tipp. Als praktizierender Architekt in China mache ich das mit gewisser Regelmässigkeit.

Mein Kommentar war nicht auf das Gebäude bezogen, oder das Material Corten. Sondern ich sage - aus ganz persöhnlicher Erfahrung - dass die Restriktionen in China ganz definitiv Auswirkung auf das Leben und Schaffen von Architekten haben.

Das hier gezeigte Projekt gefällt mir sehr gut, aber ich würde es eben nicht als die Regel betrachten, sondern im Gegenteil die Ausnahme.

5

Mao | 16.06.2014 16:49 Uhr

the faboulos fabian

cortainsteel hat definitiv nichts mit politischen restriktionen zu tun... gute architektur nach wie vor ebenso wenig... tipp: einfach mal nach china reisen und land und leute kennenlernen. besser noch: mit architekten über ihre arbeit sprechen...

4

fabian | 16.06.2014 14:59 Uhr

Freiheit

Wer glaubt die Restriktionen im allgemeinen, sowie der Presse im speziellen, haetten keine Auswirkungen auf den gestalterischen Prozess von Architekten ist bestenfalls naiv.

3

Luigi | 16.06.2014 13:16 Uhr

Super Mario

...Pressefreiheit hat doch nichts mit dem kreativen Schaffensprozess eines Architekten zu tun. In China ist es übrigens möglich, frei zu reisen...

2

Mario Mertens | 13.06.2014 23:03 Uhr

Der Westen

Wer ist denn bitte der Westen? Störendes entfernen und Aufräumen ist das was man hier an jeder Uni im Grunstudium lernt, Cortenstahl ist hier auch seit Generationen im Einsatz. An die Hotspots in China kommt man nicht so leicht ran, vielleicht ändert sich das mal wenn die chinesischen Architekturzeitschriften internationl und in Englisch erhältlich sind und es eine Pressefreiheit in China gibt!

1

rudi rostnase | 13.06.2014 16:08 Uhr

wer rastet der rostet

weiterbauen im zeitgeist im besten sinne. wer die hotspots moderner architektur in china kennt, weiß um den beeindruckend modernen umgang mit ihr. wird noch eine weile dauern, bis der westen das erkennt...

 
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