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23.10.2019

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Buchtipp: Monumentale Infrastrukturen

The Architecture of Transit


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Der Blick auf eindrucksvolle Natur, die von den dunklen Schatten der Schnellstraßen durchbrochen wird, verwundert heute kaum noch. Autobahnen, Umgehungsstraßen, Autobahnringe und -kreuze sind allgegenwärtige Bestandteile unserer Landschaften. Sie verbinden Länder, überwinden natürliche und politische Grenzen und erschließen abgelegene Gebiete. Vor mehr als zehn Jahren hat sich Sue Barr, Architekturfotografin und Professorin für Fotografie an der Architectural Association (AA) London, mit ihrer Großformatkamera auf die „Suche nach dem Erhabenen in der Autobahnarchitektur zwischen den Alpen und Neapel“ gemacht und das gigantische Autobahnnetz erkundet, das sich zwischen komplexen topografischen Berglandschaften und urbanen Ballungsräumen aufspannt. Nun erschien ihre Bildserie zusammen mit dreisprachigen Essays von Davide Papotti und David Heathcote als Publikation mit dem Titel „The Architecture of Transit“.

Autobahnen zählen zu den größten von Menschen gebauten Strukturen. „Sie scheinen sich in der Landschaft wie ein Virus zu vermehren, durchqueren Wälder, Ebenen, Hügel, durchbrechen Berge, schweben über Abgründen, Bachbetten, Oleanderhecken, Freitreppen, Brücken“ – beschreibt der Geisteswissenschaftler und Geograf Davide Papotti im Eröffnungsessay des Buches die Situation. Dennoch werden Autobahnen bislang im Architekturdiskurs weitgehend ignoriert, wie Sue Barr herausstellt. Nach dem Vorbild der Romantiker des 19. Jahrhunderts, die auf der Suche nach arkadischen, erhabenen Landschaften waren, begann Barr ein ambitioniertes Projekt: neue Forme des Sublimen am Beispiel der Autobahnen einzufangen.

Die Autostrades Italiens folgen den antiken Handelswegen und den Straßen der „Grand Tour“ der Bildungsreisenden vergangener Jahrhunderte. Weil „das Land eine komplexe, gut ‚beleuchtete‘ Topografie besitzt und die Autostrade so gut gebaut wurden, dass sie jedes geografische oder städtebauliche Hindernis ignorieren“, habe Barr bald beschlossen, ihre Arbeit über Fernverkehrsstraßen auf Italien zu begrenzen, erzählt David Heathcote in seinem sehr persönlichen Essay über das Projekt. Anfang der 2000er Jahren hatte er Barr dazu gebracht, im Vorbeifahren das Bild einer Autostrade zu schießen. Es sollte das erste Motiv des gemeinsamen Autobahnprojekts werden. Zurück in England folgten viele Ideen und Projekte, unter anderem der Bau einer digitalen Großformatkamera und das Zusammenstellen einer eigenen Straßentypologie. Aus den Fotografien des italienischen Autobahnnetzes entstand auch Sue Barrs Doktorarbeit – eine Box mit einem 60 Meter langen, gefalteten Fotoalbum.

Meist aus Seiten- und Untersicht dokumentiert die Fotografin brutalistische Pilotis, Tunnel, Brücken und die gigantischen Konstruktionen der Autobahnen. Zeichen der Zeit wie Schimmel und Feuchtigkeitsflecken sind unter der glatten Oberfläche des Asphalts zu sehen. Die vom Londoner Grafikdesignbüro Daly & Lyon wunderschön gestaltete Publikation vereint insgesamt 45 großformatige Fotografien betonierter Strukturen in der Landschaft und in urbanen Räumen.

Text: Mariam Gegidze

The Architecture of Transit. Searching for the Sublime in Motorway Architecture between the Alps and Naples

Sue Barr
104 Seiten
Deutsch/Englisch/Italienisch
Hartmann books, Stuttgart 2019
ISBN 978-3-96070-027-2
34 Euro


Kommentare

1

STPH | 24.10.2019 11:59 Uhr

...

schön etwa Bild 2.
Dieser Typus ist vollkommen frei von Verzierungen und könnte als Standard vergleichbar den Leitplanken oder den Windrädern, quasi unsichtbar werden. Die Stützweite könnte dabei nach Bodenbeschaffenheit und Hindernissen etwas variieren.

 
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