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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Sullivans_beruehmtes_Kaufhaus_in_Chicago_schliesst_-_mit_Kommentar_24760.html

29.08.2006

Death of a Salesman

Sullivans berühmtes Kaufhaus in Chicago schließt – mit Kommentar


Das berühmteste Kaufhaus Chicagos, Carson Pirie Scott von Louis Sullivan, soll nach über hundert Jahren Betrieb Anfang 2007 geschlossen werden. Am 24. August 2006 gab dies der Mutterkonzern Bon-Ton Stores Inc. bekannt. Sullivans Meisterwerk an der State Street soll oberhalb des 2. Obergeschosses in ein Bürohaus verwandelt werden, darunter soll es weiterhin Läden geben.

Joseph Freed and Associates, die das Haus unlängst erwarben, haben jüngst unter der Aufsicht des Denkmalpflege-Architekten Gunny Harboe, Millionen in die Renovierung gesteckt und dabei Sullivans originales Staffelgeschoss, die Arkade und die Attika ebenso wiederhergestellt wie die ornamentalen Soffitten und Stützen, die ein halbes Jahrhundert lang fehlten. Die meisten Innenraumgestaltungen an der Wabash Street (die nicht von Sullivan stammen), stehen dagegen zur Disposition. Die Seite zur State Street hingegen – mit den typischen ornamentalen Kapitellen von Sullivan – nicht.

Kommentar der Redaktion:

Es ist traurig, mitansehen zu müssen, wie in den USA die Innenstädte einen ihrer letzten Vorzüge – die großen und großartigen amerikanischen Warenhäuser des späten 19. Jahrhunderts – gegenüber den wie Krebsgeschwüren wuchernden Strip-Malls in den autogerechten Vororten einbüßen. Die Umwidmung in ein Bürohaus ist kein Trost: Sullivan ist nicht zuletzt deswegen als Pionier der Chicago School in die Architekturgeschichte eingegangen, weil er mit den großen, stützenarmen, weitgespannten Grundrissen, die nur für Kaufhäuser, aber nicht für abgezirkelte Büro-Cubicles Sinn machen, ein wenig von Mies' Architektur vorwegnahm.
Auch das zweite große Chicagoer Traditionskaufhaus, Marshall Field's, wird derzeit zu einem austauschbaren Macy's umgebaut.

Chicagos weltweit einmaliges Architekturerbe der Proto-Moderne rinnt dahin: Nach den frevelhaften Abrissen von Sullivans Börse, Oper und dem Schiller-Building fiel zuletzt die ehemalige Synagoge (später Pilgrim Baptist Church) in der South Side einem Verwahrlosungsbrand zum Opfer. In Deutschland ist die Lage nicht viel besser: Der drohende Konkurs von Karstadt würde manche deutsche Innenstadt ebenfalls in ein Mini-Detroit verwandeln.
Mit großem Aufwand und langen akademischen Konferenzen wird derweil Sullivans 150. Geburtstag gefeiert.

Ulf Meyer


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