RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Stuttgart_Proteste_gegen_Bahnhofs-Zerstoerung_1142249.html

27.07.2010

Zurück zur Meldung

Bei Abriss Aufstand!

Stuttgart: Proteste gegen Bahnhofs-Zerstörung


Meldung einblenden

Die Deutsche Bahn hat den Abrisstermin für die beiden Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs (siehe BauNetz-Meldung vom 2. Februar 2010 zum Baubeginn) klammheimlich auf August 2010 vorverlegt, obwohl ein Urheberrechtsverfahren noch anhängig ist – offenbar weil die Bahn in der Ferienzeit weniger bürgerschaftlichen Widerstand erwartet. Dennoch gab es wieder Proteste: Gestern Abend haben mehrere hundert Aktivisten den Nordflügel besetzt und gedroht: „Bei Abriss Aufstand!“

Bereits am Freitag hatte ein kurzfristig anberaumtes Gespräch zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, und den Initiatoren des Zusammentreffens, dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur, Michael Braum, sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Gottfried Kiesow, stattgefunden. Es konnte die Abrisspläne nicht verhindern. Beide Stiftungen bleiben bei Ihrem Standpunkt: „Stuttgart 21“ lässt sich auch mit dem Erhalt des Bonatz-Baus realisieren.

„Die Verstümmelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs durch den Abriss der Seitenflügel ist ein baukultureller Skandal", betonte Michael Braum von der Bundesstiftung Baukultur. „Hier wird ausschließlich aus der Sorge heraus, den Bauablauf zu verzögern, ein für Deutschland einmaliges, international anerkanntes Ensemble der frühen Moderne unwiderruflich zerstört. Jahre konnte man bislang sorgfältig planen und nunmehr scheint es den Verantwortlichen nicht schnell genug gehen zu können“. 

„Stuttgart 21 ist auch möglich, wenn der Hauptbahnhof stehen bleibt. Das ist uns klar, das ist dem Architekten klar und auch Rüdiger Grube. Letztlich fehlt nur der Wille, noch einmal gegenzusteuern. Dieses Nationaldenkmal darf nicht amputiert werden. Wird der Hauptbahnhof gehalten, könnte die Deutsche Bahn einmal wieder positive Schlagzeilen machen. Stuttgart 21 würde besser und günstiger,“ unterstrich Gottfried Kiesow von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.


Zum Thema:

Blog der Nordflügelbesetzer: www.bei-abriss-aufstand.de


Kommentare

7

Martin | 05.10.2010 01:12 Uhr

Abbruch Seitenflügel

Seit 1997 konnte J E D E R M A N N, wissen, dass die Umsetzung des mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurfs mit dem Abbruch der Seitenflügel sowie einer hässlichen Baustelle am Schlossgarten verbunden ist. Ich halte überhaupt nichts davon, wenn sich sog. renommierte Grössen der Stuttgarter Architektenszene 13 Jahre später mit lächerlichen Skizzen in der Stuttgarter Zeitung von S21- Gegenern "vor den Wagen" spannen lassen, die einen Erhalt der Seitenflügel bei Umsetzung des Ingenhoven- Entwurfs suggerieren sollen. Wer nun für den Bonatz-Bau den ganzheitlichen Erhalt einfordern will, sollte dasselbe auch für den Ingenhoven- Entwurf gelten lassen, und nicht so tun, als ob man an einem Entwurf jederzeit noch "herumschnitzen" kann. Wo waren denn über all die Jahre die Architekten, die sich heute gegen S21 wenden, als die richtungsweisenden Entscheidungen durch Architekten und Stadtplaner für das Ingenhoven- Konzept fielen? Der Zug ist ohne sie abgefahren, selbst wenn es noch zu einem Baustopp kommen sollte,- was ich nicht hoffe!

6

Wolfgang Schiegg | 12.08.2010 14:59 Uhr

Stellenwert von Denkmal und Kultur

Nach dem DSchG von Baden-Württemberg (1984) ist die oberste Denkmalschutzbehörde das Wirtschaftsministerium. Letztlich entscheidet hier also
das Wirtschaftsministerium (!), ob ein Kulturdenkmal zerstört oder beseitigt, in seinem Erscheinungsbild beeinträchtigt oder aus seiner Umgebung entfernt werden darf. (§ 3 und § 8). Das sagt eigentlich schon alles darüber, was hier letztlich zählt. Gott Mammon ist der oberste Richter über Sein oder Nichtsein. Dafür wird alles aus dem Weg geräumt, was dem entgegensteht. Der Stuttgarter HBF steht als Ganzes unter Denkmalschutz. Egal! Weltweit setzen sich Hunderte renommierte Architekten und Denkmalexperten für den Erhalt des berühmten Bonatzbaus ein. Egal! Zudem wurde die Stadt Stuttgart von der UNESCO 2009 dazu aufgefordert wird, den Hauptbahnhof für die Weltkulturerbeliste anzumelden, um den berühmten Bahnhof, neben dem Fernsehturm das Wahrzeichen der Stadt, vor der Verstümmelung zu retten. Egal! Im Rechtsstreit zwischen der Deutschen Bahn und einem der Erben von Paul Bonatz entschied das Landgericht Stuttgart im Mai 2010, das Erhaltungsinteresse des Urhebers müsse hinter den Modernisierungsinteressen des Eigentümers zurücktreten. Für viele ein politisches Urteil! Herr Dübbers, der Enkel von Paul Bonatz, legte gegen dieses Urteil Revision ein. Darüber wird im Oktober entschieden werden. Egal! Die Deutsche Bahn will die Seitenflügel des Bahnhofs noch im August gegen alle soziale, kulturellen, rechtliche Vernunft abreißen lassen. Und gegen den überwältigenden Bürgerwillen. Wer Wut und Weinen verlernt hat, der kann es hier wieder lernen.

5

HEFD | 08.08.2010 12:43 Uhr

Bei Abriss Aufstand!

Die Architektur lebt von Erneuerung. Würden wir alles, was jemals gebaut und nicht durch äußere Umstände zerstört wurde erhalten, wäre die Entropie maßlos und wir würden mit Unmengen baulichem Müll der vergangenen Jahrtausende leben. Schwäbisches Brauchtum ist die Orientierung zum Einfachen. Großes bedarf einer anderen Sichtweise. München ist die Weltstadt mit Herz, Stuttgart mit Schmerz.

4

Kinschel | 28.07.2010 11:41 Uhr

Denkmalschutzverfahren?

Ist es nicht eigentlich so, daß bei einem solchen bedeutenden Bauwerk das untere Denkmalschutzamt, sowie die oberste Landesbehörde (Denkmalamt Tübingen) bei den Beratungen und bei den Genehmigungsverfahren beisitzten ? Was waren die Begründungen für die "sogenannte" Abrissgenehmigung ? Sind diese baugeschichtlich haltbar? Wie steht es mit Ensembleschutz und der städtebaulichen Denkmalpflege?

3

Andreas Lenz | 28.07.2010 09:24 Uhr

Stuttgart 21

Vor kurzem traute ein großer Teil der Kölner Bevölkerung Ihren Stadtoberen nicht mehr zu, einen Neubau des Schauspielhauses erfolgreich und in angemessener Form zu realisieren, und kippte das Vorhaben per Volksentscheid. Für das völlig überzogene Vorhaben `Stuttgart 21´ traue ich dies den Verantwortlichen noch viel weniger zu. Auch hier werden Kosten und Termine aus dem Ruder laufen, dafür das Stadtbild um den Bahnhof verschandelt und die Fahrpreise wieder einmal kräftig angehoben – für angeblich wie viel Minuten Zeitgewinn ? Was mich jedoch am meisten ärgert ist, dass von den heute Verantwortlichen morgen, wenn das Vorhaben so richtig gegen die Wand gefahren ist, keiner mehr greifbar sein wird.

2

Kim | 27.07.2010 18:05 Uhr

Nationaldenkmal?

"Deutschland einmaliges, international anerkanntes Ensemble der frühen Moderne unwiderruflich zerstört"
Eine solch glorifizierte Darstellung dieses Bauwerkes ist eine maßlose Übertreibung.
Gar böswillig würde ich sagen dass dieses Bauwerk besser in die späten 30er passt als in die Gegenwart, geschweigen denn in die Zukunft.

1

Marc Sautter | 27.07.2010 17:47 Uhr

Abbruch und Rekonstruktion

Von einem Staatsunternehmen erwartet man eigentlich, daß es in der Einhaltung der Gesetze eine Vorbildfunktion erfüllt. Ebenso sollten die verantwortlichen Regierungsmitglieder sich dafür einsetzen.
Leider erleben wir beim Denkmalschutz regelmäßig das Gegenteil, der Stuttgarter Bahnhof und der "Stadtumbau" sind keine Ausnahmen. Dafür werden längst verlorene Gebäude rekonstruiert.
Stuttgarter, hebt die Steine auf! Ihr braucht sie bald wieder!

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Ab sofort ist die Eingabe einer Email-Adresse zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.






Alle Meldungen

<

27.07.2010

Sehnsucht (fünf): Arno Lederer

Die BauNetz-Kolumne vor der Biennale

27.07.2010

Einheitsdenkmal reloaded

Ausstellung in der Galerie Aedes in Berlin

>
baunetz interior|design
Sanfte Radikalität
Stellenmarkt
Neue Perspektive?
Baunetz Architekt*innen
dasch zürn + partner
baunetz CAMPUS
UmBauLabor
BauNetz Xplorer
Ausschreibung der Woche