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04.09.2018

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Entwerfen im Rotlichtmilieu

Stundenhotel von Lenka Míková in Prag


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Ein wirklich ungewöhnliches Projekt sei es gewesen, eines, das es einem nicht immer leicht gemacht habe. Das sagt Architektin Lenka Míková (Prag) über ihre neueste Fertigstellung mit dem Titel Relax Underground. „Für manchen mag es wie eine Traumaufgabe klingen, für mich war es eine Herausforderung – der ich schließlich zustimmte“, schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. Es handelt sich dabei um ein spezielles „Entspannungszentrum“. Füße hochlegen, gemütlich machen, ein gutes Buch, ein Glas Wein – das alles ist damit nicht gemeint.

In Wahrheit handelt es sich um ein Stundenhotel, eingerichtet in einem gewölbeartigen Kellerraum ohne Fenster in Prag Žižkov. Laut Duden ist ein Stundenhotel ein „Hotel, in dem Paare stundenweise ein Zimmer mieten, um geschlechtlich zu verkehren.“ Wikipedia kennt die Details: So gebe es Stundenhotels in den meisten Ländern der Welt, in Europa würden sie vor allem von Prostituierten und ihren Freiern frequentiert, „daher liegen sie meist in der Nähe des Strichs einer Stadt. Sie sind außerdem meist spartanisch eingerichtet, da sie keinem langen Aufenthalt dienen müssen, und gelten dem Ruf nach als unhygienisch.“

Schon bei dem Gedanken an ein Stundenhotel ploppen bei den Meisten die gleichen Bilder im Kopf auf: von billigen Absteigen, fleckigen Matratzen, leichtbekleideten Frauen und rotem Licht. Sex sells. Fast immer. Das vor kurzem realisierte, von „Relax Táboritská“ betriebene „Relax-Center“ in Prag will dem so gar nicht entsprechen. Zumindest architektonisch, wie Architektin Lenka Míková betont.

Die Hauptprobleme bestanden darin, Vulgarität zu vermeiden und alle spezifischen Anforderungen eines solchen Hotels zu erfüllen; ein Gefühl von Intimität zu schaffen und dabei die bestehenden Ziegelmauern und Gewölbe zu nutzen, ohne an eine mittelalterliche Folterkammer zu erinnern. Fünf farblich und thematisch unterschiedliche Zimmer gibt es in dem 120 Quadratmeter großen Etablissement, eines mit Jacuzzi, eines mit Sofa, alle mit maßgeschneiderten Betten. Ganz in Rot: der Dominabereich. Grobem Mauerwerk sind minimalistische Oberflächen gegenübergestellt, die den Eindruck von Luxus erwecken sollen – dabei bewusst entlang der Grenze zum Rotlichtkitsch schrabbelnd.

Míkovás Ansatz war es, zwischen den Mauern eine eigene Welt zu erschaffen, mit einer wie sie sagt „mysteriösen, leicht bizarren, aber dennoch eleganten und vor allem intimen Stimmung“. Ein bisschen so wie in einem Traum. Inspiriert seien die Räume von der Ästhetik der David Lynch-Filme, der lange Eingangskorridor mit „verwirrender Beleuchtung“ soll an eine Szene aus dem Film „Under the Skin“ erinnern, so die Architektin. Diesen erreichen die Gäste durch einen unauffälligen Eingang an der Straße – Diskretion ist im Sexbusiness alles. (kat)

Fotos: BoysPlayNice


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