RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Studentenwohnheim_von_6a_architects_in_Cambridge_4951645.html

18.01.2017

Zurück zur Meldung

Abdruck des modernen Erbes

Studentenwohnheim von 6a architects in Cambridge


Meldung einblenden

In den 1960er Jahren gewannen Sheppard Robson in Cambridge einen der wichtigsten Architekturwettbewerbe der englischen Nachkriegszeit. Das damals auf Initiative Winston Churchills neu gegründete, auf Wissenschaft und Technologie ausgerichtete Churchill College der University of Cambridge, suchte nach einem architektonischen Pionierbau, der dem radikalen Wachstum der Universitätsausbildung – in der Nachkriegszeit verdoppelte sich die Zahl der Vollzeitstudenten im Vereinigten Königreich – Raum und adäquaten Ausdruck verlieh.

Nachhaltige Bedeutung wurde dem Wettbewerb vor allem aufgrund des Ergebnisses zugesprochen: Der heute unter Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex – ein bemerkenswertes Beispiel des englischen Brutalismus – markierte damals die Ankunft modernistischer Architektur an der University of Cambridge. Denn noch wenige Jahre zuvor griff man bei Neubauten häufig auf eine neoklassische Ästhetik zurück. Da diese auch von Churchill für den Collegebau favorisiert wurde, intervenierte Cambridges erster Architekturprofessor Leslie Martin, indem er ausschließlich Modernisten zum Wettbewerb einlud.

Als 2008 der Campus um ein Studentenwohnheim ergänzt werden sollte, wurde auch das noch immer existierende Büro Sheppard Robson zum Wettbewerb eingeladen, das mit seinem Vorschlag bei der Jury allerdings durchfiel. Stattdessen gewann der Modernisten-Nachwuchs: 6a architects (London). Ihr kürzlich fertiggestelltes Hofgebäude namens Cowan Court ist mit seiner charakteristischen hölzernen Hülle das erste komplett neu errichtete Gebäude seit Gründung der Institution. Den Architekten gelang eine anspruchsvolle Synthese: Sie schaffen mit der Hof-Typologie ein dem Campus zugehöriges Gebäude, sie implementierten die Wünsche der Studenten und entwickelten zudem eine zeitgenössische Transformation der rohen Ästhetik der Bestandsbauten.

Traditionell definierten Treppenhäuser in Cambridges Wohnbauten „vertikale Gemeinschaften“, heißt es in der Baubeschreibung, was bedeutet, dass sie als Gemeinschaftsräume für die Bewohner der anonsten eher engen Zimmer dienen. Im bisherigen Wohnheim waren die Studenten allerdings unzufrieden über den Mangel an echten Gemeinschaftsräumen und der damit einhergehenden sozialen Isolation. Eine umlaufende Erschließungsgalerie schafft im Neubau von 6a eine Alternative: horizontale Treffpunkte und Aneignungsorte für die Studenten.

Das dreistöckige Gebäude hat denselben Fußabdruck wie die bestehenden Hofgebäude, mit einer spielerischen Variation: Alle vier Seiten des Quadrats sind im Grundriss wie die Entasis einer klassischen Säule gekrümmt, so 6a. Mit der in unbehandeltem, recyceltem Eichenholz ausgeführten Fassade referenzieren die Architekten die Bauweise der brutalistischen Bestandsbauten, deren Oberflächen stark durch die Textur des verwendeten Schalungsholzes geprägt sind. Mit dem „Abdruck“ gelingt ihnen ein subtiler Umgang mit dem baulichen Erbe. (df)

Fotos: Johan Dehlin


Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare

4

Jan | 19.01.2017 17:19 Uhr

sehr schön

sehr schön ist tatsächlich, dass sich jemand beim Entwerfen mit dem echten Studentenleben auseinandergesetzt hat und sinnvollerweise in jedes Zimmer ein Doppelbett reingestellt hat.

3

schöner | 19.01.2017 14:39 Uhr

kritik2

ps:auf den auf der website von 6a veröffentlichten Bildern kann man sich dann auch noch an der Wölbung erfreuen. viel spass

2

schön | 19.01.2017 14:35 Uhr

kritik

das blechrohr gibt es ja offensichtlich an jeder hoffassade, deshalb sieht man es auch auf den bildern.
da der bau wenig mit brutalismus zu tun hat gibt es auch keine brutalistische geste, sondern nur ein normales regenrohr.
und der abstand zwischen den Balken ist auch normal für einen holzbau.
das geschulte Auge lässt sich ja eh nicht von der Umgebung ablenken, oder?

1

malaparte | 19.01.2017 02:00 Uhr

schön halt

schön
schon schön...
natürlich durch den baumbestand schön im bild.
etwas mehr information wäre seitens baunetz ebenfalls schön...
sind die deckenbalken, die im zimmer zu sehen sind konstruktiv oder ornament?
ist der verfasser stolz auf das profane blechrohr, dass in den hofansichten gleich zweimal im foto präsent ins bild rückt und das dachwasser in das hofgrün leitet...was ja schade ist, weil es die möglichkeit einer brutalistischen geste gegeben hätte...
warum inszeniert der verfasser in den veröffentlichten bildern die wölbung der fassade nicht...
architekturjournalismus könnte auch schon schön sein.

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Ab sofort ist die Eingabe einer Email-Adresse zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

18.01.2017

Yvonne Farrell und Shelley McNamara

Grafton Architects kuratieren Biennale in Venedig

18.01.2017

Kunst am Bau VII: Warten auf Godot

Kunst im uneröffneten Flughafen Schönefeld

>
baunetz interior|design
Sanfte Radikalität
Stellenmarkt
Neue Perspektive?
Baunetz Architekt*innen
dasch zürn + partner
baunetz CAMPUS
UmBauLabor
BauNetz Xplorer
Ausschreibung der Woche
vgwort