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26.02.2021

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Modulbau und Wildwuchs

Studentenwohnheim in Göttingen von LIMA Architekten


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Noch kontrastiert die strenge Fassade mit dem Wildwuchs der umliegenden Brachen. Das ist natürlich gerade in der Abendsonne ein schöner Effekt. Man darf vermuten, dass die Bewohner*innen des Studentenwohnheims Lutterterrasse in Göttingen den umliegenden Freiraum irgendwann in der Zukunft gut zu nutzen wissen. Die rigide Fassade des Anfang 2020 fertiggestellten Neubaus, der von LIMA architekten entworfen wurde, ist kein Selbstzweck. Sie ergibt sich aus der Konstruktion als Holzmodulbau, der in Zusammenarbeit mit Kaufmann Bausysteme aus Österreich umgesetzt wurde. Das Stuttgarter Büro konnte im vergangenen Herbst bereits ein gelungenes Vorhaben für die Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen fertigstellen.

Das Projekt auf dem Nord Campus der Universität geht auf einen Wettbewerb zurück und wurde – bekanntlich ein großer Vorteil der gewählten Bauweise – innerhalb von nur 13 Monaten errichtet. Der Fünfgeschosser mit seinen knapp 10.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche steht am südlichen Rand des Geländes. Entstanden ist das Projekt als erster Neubau des örtlichen Studentenwerks seit fast 30 Jahren. Die Grundrisse spiegeln die Präferenzen der heutigen Studierendengeneration wider: Umgesetzt wurden hier ausschließlich Einzelapartments mit Pantryküche von je 18 Quadratmetern, insgesamt 264 an der Zahl. Größere WG-Partys müssen also ausfallen. Im Erdgeschoss gibt es zumindest einen Gemeinschaftsraum mit Kochgelegenheit und angrenzender Terrasse. Außerdem findet man hier ein großes Foyer, weitere gemeinschaftliche Nutzungen, vier barrierefreie Wohneinheiten und 270 offene Fahrradstellplätze.

Das Erdgeschoss mit seinen schlanken Stützen bildet einen Betontisch, auf den die einzelnen Zimmermodule vier Stockwerke hoch direkt übereinandergestapelt sind. Jedes Modul aus Brettsperrholz wurde inklusive der Möbel komplett vorgefertigt, im Takt von zwei Einheiten pro Tag angeliefert und montiert. Betonkerne und Flure aus Betonfertigteilen erschließen die gestapelten Module, die zu den Außenseiten des Blocks ebenso wie zum Hof orientiert sind. Die Fassaden wurden vor Ort mit Aluminiumpaneelen verkleidet.

Der Wildwuchs der südlich des Wohnheims gelegenen Brachen ist übrigens nicht grundsätzlich bedroht. Zwar sind hier laut Bebauungsplan Gewächshäuser für den benachbarten, seit 1967 bestehenden Experimentellen Botanischen Garten vorgesehen. Doch sollen entsprechend seines Forschungsauftrags, die „Entwicklung einheimischer Pflanzengesellschaften mit und ohne Kulturmaßnahmen“ (Wikipedia) zu untersuchen, auch größere Flächen als Baum- und Strauchpark erhalten und erweitert werden. Der Feldhamster, der vor den jungen Leuten das Areal des Studentenwohnheims besiedelte, wird es zu schätzen wissen. (sb)

Fotos: Brigida González, Achim Birnbaum


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Kommentare

15

mawa | 05.03.2021 17:56 Uhr

Keine Ahnung von Wohnheimen

Wer offensichtlich weder die gröbsten Eckdaten kennt noch irgendeinen Dunst vom Leben in einem großen Studierendenwohnheim hat, sollte sich vielleicht mit Vernichtungskommentaren wie den unten zu sehenden zurückhalten.

56 Stellplätze auf 264 Bewohner*innen sind völlig adäquat, wenn man sich mal anschaut, wie viele Studierende in Deutschland ein Auto haben. Was Gemeinschaftsräume angeht – ich habe in Kanada in einem Wohnheim mit 1000 Einzelzimmern gewohnt, und man soll sich keine Illusionen darüber machen, wie viel oder wenig Bedarf an "Gemeinschaftsräumen" es da gibt. (Die dort zur Verfügung stehende Gemeinschaftsetage mit gigantischem Küchenbereich war tendenziell völlig überdimensioniert.) Die Leute haben ihr Leben außerhalb des Wohnheims.

Das Innenleben der Appartements ist die konsequente Weiterentwicklung des klassischen deutschen Studentenwohnheimzimmers mit Einbaumöbeln (ich habe das im Marburger Studentendorf erlebt, was quasi der Prototyp war). Rein funktionell gibt es da m.E. nichts einzuwenden.

14

Bücherwurm | 02.03.2021 09:20 Uhr

KFZ-Stellpltäze

Ich finde es auch interessant, dass im Bau offensichtlich die Notwendikeit für mehr KFZ-Stellplätze die Anzahl der Fahrradstellplätze deutlich reduziert hat. Nachhaltigkeit sieht anders aus.

13

volkmar | 01.03.2021 17:41 Uhr

Wo ist der Raum ...

für den Psychotherapeuten?
Wird da der Individualisierung und Zerstückelung unserer Gesellschaft Vorschub gegeben? Wer in dem Gebäude nicht verrückt wird, wird sicher später einen Vorstandsposten in einem großen Unternehmen ergattern...

12

Jan | 01.03.2021 15:54 Uhr

funktioniert nicht

Ich liebe diese Fassade!

Aber das Konzept ist sehr Fragwürdig; ein "Gemeinschaftsraum" im EG für so viele Bewohner?

Da hätte man doch die Pantrys in den Appartments rausschmeißen und 10 bis 18 Gemeinschaftsküchen je Etage Planen sollen.
Dann wäre aus einem autistischen Nebeneinander ein kommunikatives Miteinander werden können...

11

solong | 01.03.2021 14:11 Uhr

... ohne liebe ...

... als erster Neubau des örtlichen Studentenwerks seit fast 30 Jahren ... reiht es sich ja in den anmut ... der wohnheime aus den 70 ern ... lieblose . ausdruckslose ... containerarchitektur ... notwendige flure ohne mobiliar als treffpunkt zu bezeichnen ... menschensverachtend ...inklussion ... kein thema ... und alles nur gut weil holz ??? ... wer holzoberflächen aus fichte / tanne als hochbelastbare oberfläche beschreibt ... hat noch nicht mal ahnung vom material ... schade

10

ixamotto | 01.03.2021 13:29 Uhr

@Camillo Sitte

Wer Architektur wie ein Technokrat auf ein Zahlenspiel reduziert, aber sich ausgerechnet "Camillo Sitte" nennt, der ist eigentlich seine eigene Replik.

9

Michael | 01.03.2021 12:23 Uhr

kommunistische Arbeitswabe

ein schockierendes Manifest, das weder das soziale noch das teamorientierte Denken berücksichtigt. Man möchte es kaum glauben, das so etwas 2021 in Deutschland in Betrieb wird und von Steuergeldern bezahlt wird.

8

Camillo Sitte... | 01.03.2021 11:07 Uhr

...findet, dass es auch günstig ist.

@Peter: Inklusivmiete 348 - 450 Euro je Wohnheimplatz (Quelle: Studentenwerk Göttingen)

...und den Studierenden scheint es auch zu gefallen...einfach mal googeln nach Lutterstrasse Göttingen...

...und, nein, bin weder ein Bekannter der Architekten, noch ein Mitarbeiter des Studentenwerks Göttingen.

Mich nerven nur unqualifizierte Kommentare von besserwissenden Kolleg*innen. Sorry, das musste jetzt mal raus. Freue mich schon auf lustige Repliken!

7

Camillo Sitte... | 01.03.2021 10:56 Uhr

...gefällt es!

Eine Beurteilung der Architektur sollte immer auch unter Berücksichtigung des jeweiligen Zwecks (hier: kostengünstiges und temporäres Wohnen für Studierende) und der zur Verfügung stehenden Mittel (sicher keine üppigen, denn es sollen ja erschwingliche Mieten sein!) erfolgen.
Die Gesamtbaukosten (brutto) / qm NUF wären in diesem Sinne sicher interessant und sollten m.E. (im übrigen auch bei anderen Projekten!) benannt werden bzw. in eine sachliche Beurteilung einfließen.

6

auch ein | 01.03.2021 07:32 Uhr

architekt

das sind gestapelte baucontainer mit verkleidung.

huuups, es ist ja ein innovativer holzbau.

sieht gleich aus, ist das selbe system. und genauso hässlich.....

5

STPH | 27.02.2021 20:16 Uhr

...

Containerartige Module können Bausteine für eine vollkommen enthierarchisierte Zusammenstellung ganz ohne Raumbildung sein, einfach Abgestellt und beliebig kombiniert. Das geht auch auf einem Untergestell wie hier. Die Container hier haben bereits eine ansehnliche Fensterseite. Nur zu streng kombiniert und auf zu massivem Unterbau wirken sie Zellenhaft und ein bisschen wie DDR.

4

maestrow | 26.02.2021 18:31 Uhr

Treff-Punkt und Fragen über Fragen

Was interessant zu wissen wäre, ob die Raumzellen tatsächlich von Vorarlberg nach Göttingen expediert wurden, was ja hinsichtlich der Ökobilanz eher nicht so glücklich wäre. Was passiert auf den langen Fluren an den hier etwas euphemistisch berzeichneten "Treffpunkten"? Und warum braucht ein Studentinnenwohnheim noch im Jahre 2021 in Summe 56 Parkplätze? Und was kostet das Etablissement? Man würde gern mehr erfahren als die dünne Architektenprosa. Der "Knastcharakter" (@Peter) wird vor allem durch das uninspirierte EG provoziert. Warum diese schrecklichen Grautöne? Wg. Göttingen?

3

MaLi | 26.02.2021 15:55 Uhr

Plattenbau-Revival

DER PLATTENBAU KOMMT ZURÜCK! Beim Anblick der Fassade fühlt man sich doch ein bisschen an die guten alten 70er und 80er zurück erinnert. Dass es hierfür schönere Lösungen gibt, zeigt wohl am besten das schon über 10 Jahre alte Projekt "Alpenhotel Ammerwald" von Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf, was auch hinsichtlich Vorfabrikation und Holzbauweise hier das direkte Vorbild gewesen sein dürfte. Insgesamt ein mit Sicherheit ordentlicher Klotz, aber die Rafinesse vermisst man schon sehr...

2

Dr. Yikes | 26.02.2021 15:52 Uhr

Wie im Film

Ist das noch Göttingen oder schon Hogwarts?

1

peter | 26.02.2021 15:35 Uhr

oje,

was ein knast.
(für wahrscheinlich 600 euro pro monat)

 
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