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03.03.2022

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Angeblich zu teuer

Streit um die schönste Freitreppe Berlins


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Die Gestaltung der Schlossfreiheit auf der Westseite des 2020 eröffneten Humboldt Forums ist noch nicht fertig. Das jüngste Statement der Pressestelle des Berliner Senats legt die Vermutung nahe, dass die geplante Freitreppe zur Spree nicht realisiert werden soll. Ein Kommentar.

Von Friederike Meyer

Sie könnten Berlins beliebteste öffentliche Stufen werden, die der geplanten Freitreppe von der Schlossfreiheit hinunter zur Spree. 2019 hatte der Senat ihren Bau beschlossen. In dem Zusammenhang wies die damalige Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Katrin Lompscher (Die Linke) auf die Aufgabe hin, „die vielfältigen Interessen, die in der Berliner Mitte aufeinandertreffen, in Einklang zu bringen“. „Die Freitreppe leistet einen wichtigen städtebaulichen Beitrag zur Aufwertung des öffentlichen Raums und zur Stärkung der Aufenthaltsqualitäten in diesem Bereich der Spreeinsel“, heißt es auch auf der Webseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ fördert der Bund den Bau mit 3,78 Millionen Euro. Berlin gibt 3,48 Millionen dazu.

Doch obwohl die Bauarbeiten der angrenzend verlaufenden U-Bahn nahezu abgeschlossen sind und die mehrfach auf Wunsch der einzelnen Verwaltungen überarbeitete Planung für die Freitreppe vorliegt, ist die Uferwand an der Stelle der geplanten Treppe nach wie vor provisorisch abgestützt. Nebenan hat derweil der Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals nach Plänen von Milla & Partner und Sascha Waltz begonnen.

Dass die Denkmal-Initiator*innen um den früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse und den einstigen BBR-Präsidenten Florian Mausbach die Wirkung ihres Projekts durch eine Freitreppe gestört sehen, hatten sie bereits 2021 in einem offenen Brief an den damaligen Regierenden Bürgermeister deutlich gemacht. Sie argumentierten, dass ein für die barrierefreie Erschließung der Freitreppe notwendiger Aufzug zu nah an das Denkmal rücke und damit dessen konzeptionelle und politische Wirkung beeinträchtigt werden könnte.

Dass die Debatte um die Freitreppe längst auch zu einem parteipolitischen Machtkampf geworden ist, zeigt nun ein Statement, das diesen Montag in der Zeitung BZ erschien: „Wir sehen die Treppe wegen der enorm hohen Kosten kritisch. Die Kosten für den Bau liegen bereits jetzt um 400 Prozent höher als zu Beginn der Planung.“ Mit diesen Worten wird Martin Pallgen, Sprecher des seit Dezember 2021 amtierenden Stadtentwicklungssenators Andreas Geisel (SPD), in der BZ zitiert. Gegenüber BauNetz wollte Pallgen die Kostensteigerungsrechnung nicht detailliert erklären und verwies stattdessen auf die noch ausstehende wasserschutzrechtliche Genehmigung der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, die bei Baumaßnahmen am Wasser mitredet. Ein Konfliktpunkt, so Pallgen, sei der barrierefreie Zugang der Treppe, der in Form eines Aufzugs Schwierigkeiten mit der U-Bahnlinie verursache.

Bei vielen Bauvorhaben werden vonseiten der Gegner Scheinargumente ins Feld geführt, um eine längst gefasste, grundsätzlich ablehnende Haltung vordergründig sachlich zu untermauern. Ist dies auch hier der Fall? Lautstark hat sich die neue Landesregierung unter der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) als Macherin in Sachen Stadtentwicklung inszeniert. Doch anstelle zu versuchen, die einzelnen Verwaltungen an einen Tisch zu holen und gemeinsam zu überlegen, wie die verschiedenen Nutzungen zusammen gehen und technische als auch juristische Bedenken entkräftet werden könnten, lässt sie das eigene, bereits mit Fördergeld vom Bund unterstützte Projekt von unterschiedlichen Verwaltungsinteressen zermahlen. Die Initiator*innen des Flussbades Berlin, für das die Freitreppe als Vorbote dienen würde, veröffentlichten übrigens gestern neue Forschungsergebnisse, die die Kosten für das Flussbad deutlich reduzieren könnten.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

9

Magnus | 09.05.2022 11:18 Uhr

Menschenfeindliche Architektur

Es ist mir nicht begreiflich, wieso die alten grauen Herren der linken Politik sich dermaßen gegen die Zurückgewinnung des Stadtlebens in die historische Mitte Berlins sträuben. Möchten sie ernsthaft eine kalte und menschenfeindliche Betonfläche gestalten, damit bloß nicht das gemeine Volk nach Mitte verirrt? Parties und Verschmutzung kann man mit Ordnungsdienst unterbinden. Wenn Berlin seinem modernen und grünen Anspruch gerecht werden möchte, dann sollte es Freitreppe und Flussbad als Chance begreifen - nicht als Ärgernis. Ich hoffe, beide Projekte werden trotzdem realisiert.

8

Hartmut Göhler | 10.03.2022 21:06 Uhr

Treppe statt Wippe

Durch einen Baustopp der "Freiheits- und Einheitswippe" könnten die Mehrkosten für die Treppe problemlos kompensiert werden! Das lächerliche Denkmal ist ein (kultur-)politisches Ungetüm, welches zur Qualität des öffentlichen Raumes am "Humboldt-Forum" keinen Beitrag leisten wird. Die Treppe mit ihrer Aufenthaltsqualität am Wasser dagegen schon.

7

latimer | 10.03.2022 16:19 Uhr

teuer

Man muss leider feststellen, dass es wirklich inovative Projekte zum Thema Freiraum in Berlin sehr, sehr schwer haben.
Diese Treppe wäre, zusammen mit dem Flußbad, endlich eine Möglichkeit, den einfalls- und seelenlosen Freiflächen um das Humboldtforum wenigstens ein klein wenig Leben einzuhauchen.
Aber das Berliner Zentrum gehört eben nicht den Menschen, sondern Historikern und Touristen, inkl. einer recht risikofeindlichen Verwaltung. Und wenn die sich nicht einig werden, macht man eben lieber: na was? - nichts natürlich!

6

Benjamin | 04.03.2022 14:45 Uhr

Widersprüchlich

Richtung Spree nach Norden hin baut man eine festungsähnliche Mauer am Humboldtforum und ein paar Jahre später soll dann für mehrere Millionen Richtung Spreekanal nach Süden eine Freitreppe gebaut werden. Sehr widersprüchlich!
Was haben sich dabei die Architekten und Stadtplaner gedacht?

5

Tim Edler (Flussbad-Berlin eV) | 04.03.2022 14:10 Uhr

hinschauen

Der Verein Flussbad-Berlin unterstützt das Projekt der Treppe, auch wenn kein direkter Zusammenhang zum FlussBad Projekt besteht. Wir halten die Aussagen von SenSBW zur Kostensteigerung für nicht nachvollziehbar. Man muß den neuen Senat hier genau beobachten, ob das Projekt absichtlich zu Fall gebracht werden soll und dabei mit Vorwänden argumentiert wird. Das Vorgehen kennen wir von den Gegner*innen des Flussbad Projektes. Unangenehm.

4

ixamotto | 04.03.2022 10:35 Uhr

@mr-arcgraph

vielleicht liegt es an Dir?

3

Henning Strohband | 03.03.2022 19:06 Uhr

Senat, ey was willst Du?

Die Morgenpost schrieb am 17.10.2021: "Wie aus einem internen Dokument der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen hervorgeht, steigen die Kosten für die Planung und den Bau der Freitreppe auf 5,7 Millionen Euro. Bislang waren 4,665 Millionen Euro veranschlagt." Das ist eine Steigerung von 22% in 2 Jahren. Nicht so toll, aber in Bezug auf die Baupreisentwicklung auch nicht ganz außergewöhnlich. Aber jetzt soll das Ding schon 400% teurer sein? 23,3 Millionen also sagt uns der Senatssprecher, der hier offenbar gegen sein eigenes Projekt Propaganda macht. Und auf Nachfrage sind es dann doch nicht so sehr die Kosten, sondern zwei Senatsabteilungen, die sich nicht verständigen können? Oder hat er da auch nicht so richtig die Wahrheit gesagt und es liegt an der Wirkung von Petra Kahlfeldt und Ol' Thierse, die sich schon seit langer Zeit öffentlich dahingehend äußern, das lose mit der Treppe assoziierte Flussbad Projekt zu verhindern?

2

mr-arcgraph | 03.03.2022 16:52 Uhr

Kommentar

Ich habe diesen Text zweimal gelesen, dies ist nur eine mit krtisch gemeinten Eigenschaftsworten ergänzte Zusammenschreibung unterschiedlicher Positionen und einzelner Abläufe der letzten Zeit. Einen Kommentar zur Sache kann ich nicht erkennen.

1

Fritz | 03.03.2022 15:53 Uhr

Treppe statt Wippe

laßt doch lieber diese bescheuerte Wippe weg...

 
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Entwurf der Freitreppe am Schlossplatz vor dem Humboldt Forum aus dem Jahr 2016, die ursprünglich bis 2023 fertig gestellt werden sollte.

Entwurf der Freitreppe am Schlossplatz vor dem Humboldt Forum aus dem Jahr 2016, die ursprünglich bis 2023 fertig gestellt werden sollte.

Freitreppe an der Schlossfreiheit, Entwurf von bbz Landschaftsarchitekten, rechts im Bild: die äußere Kante des als Wippe geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmals.

Freitreppe an der Schlossfreiheit, Entwurf von bbz Landschaftsarchitekten, rechts im Bild: die äußere Kante des als Wippe geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmals.

Vorläufige Entwurfsplanung von bbz Landschaftsarchitekten.

Vorläufige Entwurfsplanung von bbz Landschaftsarchitekten.

Axonometrie des Gesamtgebiets, CC.

Axonometrie des Gesamtgebiets, CC.

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