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27.09.2022

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Rekonstruktionsbemühungen am Molkenmarkt

Stiftung Mitte Berlin gegründet


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Die Bebauung um den Molkenmarkt am Roten Rathaus in Berlin ist derzeit umstritten wie kein anderes Projekt in der Stadt. Mehrfach war das endgültige Votum der Jury im städtebaulichen Werkstattverfahren verschoben worden. Vor zwei Wochen verkündete Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt schließlich, dass eine Entscheidung nie vorgesehen gewesen wäre. Vielmehr gehe es nun darum, das gesamte Wissen aus dem zweistufigen, partizipativen Prozess in einer „Charta Molkenmarkt“ festzuhalten.

Diese Erklärung rief in der lokalen Presse und auch bei gesellschaftspolitischen Akteuren Unverständnis und Kritik hervor. In der taz zum Beispiel war zu lesen, dass die Jury den Entwurf von OS arkitekter (Kopenhagen) und cka czyborra klingbeil (Berlin) bevorzugt habe und dass sich Kahlfeldt mit dem von ihr bevorzugten Entwurf der Büros Bernd Albers Architekten (Berlin) und Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich) im Preisgericht nicht habe durchsetzen können. Bereits im Juli hatte der Tagesspiegel über die Charta Molkenmarkt berichtet, die in Kahlfeldts Haus erarbeitet wird. Kritiker*innen monieren, dass die Charta nur vom Senat beschlossen werden soll – und nicht vom Abgeordnetenhaus, wie es noch vor einigen Monaten hieß.

Diese Woche ist eine neue Akteurin auf die öffentliche Bühne getreten. Die im Juli gegründete Stiftung Mitte Berlin (SMB) der Berliner Unternehmerin Marie-Luise Schwarz-Schilling setzt sich unter dem Motto „Für das Herz der Stadt“ offensiv für eine historische Rekonstruktion des Molkenmarkts ein, heißt es in der heute verbreiteten Presseerklärung. Der SMB geht es laut eigener Aussage darum, „dass im Bereich der ehemaligen Altstadt möglichst viele Plätze, Gebäude und Denkmäler aus der Zeit vor 1933 wiedergewonnen werden“. Ein Blick auf die Webseite der Stiftung und die mitgelieferten Visualisierungen zeigt, dass es der SMB nicht nur um den Molkenmarkt geht, sondern auch um die Fischerinsel oder die Bebauung der Freifläche zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche, Fernsehturm und Spreekanal. Für deren Gestaltung hatten RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten vor einem Jahr einen Wettbewerb gewonnen. Dessen Ergebnis war unter anderem auf Basis von 2015 entwickelten „Bürgerleitlinien“ und unter Bezugnahme von Ideen der Bürger*innen weiterentwickelt worden.

Für eine „stärkere Bürgerbeteiligung, etwa durch Befragungen, Bürgerforen und Werkstätten“ möchte sich auch die SMB erklärtermaßen einsetzen. Von Mittwoch 19. bis Sonntag, 23. Oktober 2022 hat sie ein „Mitte-Festival“ in der Parochialkirche (Klosterstraße 67, 10179 Berlin) angekündigt, das sie zusammen mit knapp 30 Partnern realisiert. Neben einer ganzen Reihe an Veranstaltungen soll dort anhand von Bildern und Filmen „die einstige und potentielle Schönheit von Mitte“ gezeigt werden. Einen ersten Eindruck der Ideen Schwarz-Schillings und ihrer beiden Vorstandskollegen Benedikt Goebel (Stadtforscher) und David Kastner (Immobilienmanager) geben die vier Visualisierungen, die heute veröffentlicht wurden. Sie zeichnen ein programmatisch restrospektives Idealbild und funktionieren zugleich als plakativer Kontrapunkt zur komplexen Plansprache des bisherigen Werkstattverfahrens. (gh)


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Kommentare

24

Max | 07.10.2022 11:47 Uhr

Für und Wider

@hier und jetzt:
Beim letzten Absatz musste ich lachen. Das wäre doch fast genau das, was sich Hilbersheimer für die Friedrichstraße (oder, wers nicht kennt, Le Corbusier für Paris) überlegt hat. Die monströsen Platten rahmen dann die schönen neuen Altbauten.

Ich kann verstehen, dass man die Spandauer Straße bebauen möchte, da sie in ihrer jetzigen Form zwangsläufig immer als Trennung der Grünanlage wahrgenommen wird. Da das eine Ausfallstraße für die gesamte Spandauer Vorstadt richtung Süden ist, wird es da wohl auch nie zur einer Verkehrsberuhigung kommen. Hier ist von keiner Seite bisher eine gute Idee gekommen (nein, Fußgängerbrücken sind eine schlechte Idee).

Ich bin mir gar nicht so sicher, ob diese Initiative ihre Bilder selbst so ernst nimmt. Ich habe eher den Eindruck, die wünschen sich eine "bürgerliche" Stadt mit vielfältigen, privaten Bauherren, die dann für vielfältige Nutzungen und entsprechend ein bisschen Leben sorgen. Könnte ich dann auch nachvollziehen. Der Glaube, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften tatsächlich vielfalt "hinmanagen", der ist mir fern. Ich kriege da eher Erinnerungen an klassisches Center-Management. Vielleicht bekäme ich dann aber eine Wohnung dort. Möchte ich das? Das weiß ich wohl erst, wenn das Viertel gebaut ist.

Mir fehlt hier im Diskurs ansonsten eine echte Diskussion über für und wieder einer Stadt, wie sie hier skizziert wird. Eine paar Punkte sind angeklungen (Barrierefreiheit, Bürgersteige, etc.) aber die werden ja auch mehr oder weniger durch die Normen und Gesetzgebungen geklärt. Fassaden sind nur Fassaden, da brauchen wir unsere Moden auch nicht über die von gestern oder morgen zu stellen. "Wir setzen uns ein für ein dichtes Stadtquartier mit attraktiven Straßen und Plätzen." Welche Argumente sprechen gegen dieses Ziel der Stiftung? Man darf sie ja dann beim "Mitte-Festival" in der Parochialkirche vortragen.

23

hier und jetzt | 05.10.2022 12:00 Uhr

horror vacui

Jetzt mal ganz abgesehen von den offenbar verfilzten Vorgängen rund um den Molkenmarkt. Das Rathausforum zubauen? Ernsthaft?

Ich lebe seit über 20 Jahren in dieser Stadt, aber diesen immer wieder hochwabernden berlinischen 'horror vacui' konnte ich noch nie begreifen. Wieso kann man solche Freiflächen nicht einfach wertschätzen? Stellen wir uns mal vor, die Wiener kämen plötzlich auf die Idee, die Plätze entlang ihres Rings wären 'zu leer', oder die Pariser würden anfangen, das Champ de Mars vor dem Eiffelturm bebauen zu müssen. Und dann am besten noch alles mit dieser Frankfurter Plastikarchitektur zukleistern. Ist ja so wunderbar 'historisch'. Absurd!

Und nein, so eine Kritik hat nichts mit einer unterstellten Verteidigung der DDR-Vergangenheit zu tun, sondern viel mehr mit einer Akzeptanz der gelebten Gegenwart in dieser Stadt.

Und bitte, bitte, können wir hier endlich mal Fachleute auf die entscheidenden Positionen bekommen, die ein Verständnis für urbane Maßstäbe haben, anstatt dass der SPD-Klüngel immer wieder reaktionäre Provinzler ins Baudirektorium beruft? Sich solche Kleinstadtbauten zwischen der Randbebauung des Rathaussforums auch nur vorzustellen - wie piefig kann man denn eigentlich denken!

22

Alexander | 04.10.2022 17:46 Uhr

Wunderschöne Architektur

Endlich Mal ein Vorschlag mit angenehmer Architektur. Endlich Mal keine quadratischen Kästen mit monotoner Fassadengestaltung, die an Endzeit-Filme erinnert. Diese Art von Architektur, die hier vorgeschlagen wird, halte ich für zeitlos schön. So Stelle ich mir Städtebau zum Wohlfühlen vor. Bitte mehr davon.

21

Alex | 04.10.2022 15:16 Uhr

Hier kommen die DDR-Verteidiger

In vielen anderen Städten wäre dies nicht umstritten: Wer würde nach so viel Brutalität und Leid nicht wieder aufbauen wollen? Warum hat der Städtebau der DDR-Zeiten Vorrang, wenn er aus einem grausamen und autoritären Regime hervorgegangen ist? Wir sprechen nicht davon, überall in Berlin alles wieder aufzubauen. Es geht um das Kernzentrum, das derzeit stark verfallen und entvölkert ist.

20

Widerspruch zur Moderne | 29.09.2022 19:38 Uhr

Zu: 123 | 28.09.2022 09:14 Uhr

Lieber 123, ich möchte deine Ausführung etwas einordnen. Nein, aus meiner Sicht ist die Moderne als solches weder gescheitert noch ist sie an sich verwerflich. Sie bringt und brachte immer sehr gute Einzelbeispiele hervor. Das Problem entsteht erst wenn ein Ensemble geschaffen bzw. Stadträume kontextualisiert werden sollen, dann fehlt (leider) oft das Handwerk bzw. Können hierzu.
Bei heutiger Architektur kann man aber im Grunde kaum mehr von "Moderne" sprechen. Die Vorstellungen von OS am Molkenmarkt zum Beispiel entsprechen einer politisch korrekten "Klima"-Architektur - was auch immer das genau sein soll?! Das Problem heutzutage ist ja, dass alleine der Hinweis (man macht an der Fassade oder an der Technik irgendwas mit Klimaschutz und Zertifizierung, etc.) schon das Ergebnis heiligt.
Bei OS war dies im Vortrag bei der Veranstaltung sehr gut daran zu erkennen, dass man vorschlug die Rathauspassagen (Parkhaus und Bürogebäude zur Grunerstraße) hinter Bepflanzung verstecken zu wollen, weil dies wieder irgendwas mit Klima...
Daran erkennt man, dass diese Leute nicht mehr für die Moderne, sondern eher für einen Gang zurück stehen. Die Lebendigkeit dieses Parkhauses, seine fröhlich wirkende Modernität wird nicht nur ignoriert, sondern es besteht der Wunsch, weil das Gegenüber anders ist als man es selbst möchte - dieses zu verstecken oder unsichtbar zu machen.
So sehe ich in den Vorstellungen der "Stiftung Mitte" eine etwas verengte Sichtweise auf Stadt - allerdings nicht mehr verengt als bei OS Architekten zum Beispiel.
Heute wollen beide Gruppen in einem alten Bauernhaus am Lande wohnen. Die einen wollen die Wände schön bemalt und ein Kränzchen vor der Tür und die anderen genießen den nackten Steinboden und die freigelegte Wandstruktur (ohne Putz). Und dabei isst man den selbst angebauten Bio-Grießbrei und fühlt sich moralisch überlegen.
Leider marschieren beide Gruppen stramm zurück in gruselige Vorzeit und keine der beiden Gruppen erkennt es bei sich selbst, wirft es aber der anderen Gruppe vor.
Was würde ich drum geben in der Moderne zu leben!!

19

Auf der anderen Seite... | 29.09.2022 18:57 Uhr

Weiterdenken - nicht immer nur verurteilen!

Auf der anderen Seite könnte man doch mal fragen, warum soll hinter "schön" empfundenen Fassaden nicht eine moderne Welt stattfinden? Oder leben alle Prenzlauer Berger und Kreuzberger mit Altbau-Berechtigungsschein noch in Voraufklärerischer Zeit?
Warum solche Neubauten nicht auch Barrierefrei, mit Fahrradstellplatz und einem energetisch guten Konzept möglich sein?
Frage an die eigene Zunft, die sich zu gerne verkopft gibt und bei solchen Bildern (die immer auch Sehnsucht und Gefühle erzeugen) außer Mordio schreien keine überzeugende Gegenwelt erschaffen kann.

18

Mhm | 28.09.2022 14:12 Uhr

Rückwärts - regressive Utopie als Trend

Selbsternanntes Bürgertum - das triffts! Und auch der Prozess, wie die regressiven Gesellschaftsutopien durchgesetzt werden sollen, ist schon bei vielen Beispielen deutlich geworden (Revolution von oben). Alles was nicht in diese heimilige gesellschaftliche Vision passt (und das scheint sehr viel zu sein) wird rausgeschmissen und verdrängt... - Das ist die Vision, die aus diesem Projekt spricht... Eine exklusive Stadt und eine Gesellschaft wie im 19. Jahrhundert. Sehr schade, dass Baupolitik in Berlin wieder durch Hinterzimmer und Klüngelrunden gesteuert zu werden scheint. Ich vermisse die diesbezügliche Transparenz und Verbindlichkeit von Regula Lüscher (daher wohl der strategische Furor vom AIV, GHB und anderen Verdächtigen bei den Koalitionsverhandlungen). Sehr traurig, was sie aus Berln machen wollen...

17

Frauke | 28.09.2022 11:08 Uhr

@123 Volkes Wille

Schaltet sich da die SMB mit in die Diskussion ein ? Danke für diesen Kommentar. Besser als den gesunden Volkswillen gegen die Moderne ins Feld zu führen kann man die reaktionäre Geisteshaltung welche hinter der Planung Molkenmarkt steckt wohl kaum entlarven.

Es geht hier offensichtlich in keinster Weise um räumliche Qualitäten, soziale Durchmischung oder ähnliches sondern einzig um ein Manifest gegen die Moderne.

Entlarvend auch wenn man sich die Selbstbeschreibung der 3 Initiatoren der SMB auf deren Webseite anschaut.

Dort wird kein Interesse an lebendiger Stadt ins Feld geführt sondern der 1915 geborene Vater dessen Traum der Sohn nun erfüllen muss ( David Kastner). Das Lob der Altstadt von Münster im westfälischen Elternhaus zitiert ( Benedikt Göbel ) und zu guter letzt der tolle Heimatkunde Unterricht in der NS Zeit angebracht (Marie-Luise Schwarz-Schilling). *

Wenn es Satire wäre würde man es für übertrieben halten.



16

Lars K | 28.09.2022 10:51 Uhr

@123

Vermutlich macht die Diskussion über dieses Forum mit Ihnen keinen Sinn. Aber bitte verstehen Sie doch: es ist weder "die Moderne", noch "die Architekten" die schuld haben an den von ihnen so verhassten Betonrechtecken. Es gibt eine Vielzahl ganz wunderbarer Gebäude aus jüngster Zeit, ja von jungen Architekt*innen mit guten Bauherr*innen und ja, sogar in Deutschland, selbst in Berlin. Sie zeigen immer nur auf das Schlechte um "die Moderne" (was ist das nochmal genau?) zu diskreditieren. Deswegen ist ihr Beitrag so langweilig.

Da lese ich schon viel lieber maestrow (richtig!) oder paluschke (wunderbar! Ich hätte gerne zwei Karten für die Premiere)! Danke euch!

15

A.I. | 28.09.2022 10:48 Uhr

Kahlfeldts Entwürfe?

Sind das jetzt Kahlfeldts eigene Entwürfe? Könnten fast von Ihrer Internetseite stammen.
Offenbar soll die Molkenmarktentwicklung jetzt unter Ihrer Regie ohne Konkurrenz und ohne Öffentlichkeitsbeteiligung weitergehen und beschlossen werden.
Und die K44 als Relikt der DDR-Zeit soll offenbar nach Wunsch der Stiftung auch weg, obwohl sie sich in den Mittelaltergrundriss einschreibt. Bin gespannt, wie sich die Stiftung zum großformatigen Neuen Stadthaus aus der NS-Zeit positioniert.

14

A.I. | 28.09.2022 10:38 Uhr

Ausgrenzung gewollt?

Die Animationen von Molkenmarkt, Klosterstraße und Jüdenhof sind erschreckend, die Beläge und Eingänge größtenteils nicht barrierefrei. Bevölkerungsgruppen sollen bewusst ausgegrenzt werden? grüngemalte Fahrradwege sind das einzig grüne?
Nein, ein Zurück zu schlechten Murksel Lösungen kann doch nicht die Lösung sein. Kleinteiligkeit und Mischung ja bitte - soviel sollten wir aus den Erfahrungen mit großmaßstäblicher Moderne gelernt haben - , aber die Kleinteiligkiet und Mischung doch bitte mit zukunftsfähigen Lösungen. Synthese statt reaktionäres!!!!

13

123 | 28.09.2022 09:14 Uhr

"Moderne" hat fertig.

Das hier niemand erkennt, dass diese Rückbesinnungen nur aufgrund der Unfähigkeit moderner Architektur zustande kommt! Warum kapiert es die Architektenschaft nicht, dass nach dem Krieg keine Stilrichtung (abgesehen von dem kläglichen Versuch der Postmoderne) an das Vorkriegsniveau, egal welcher Epoche herankommt. Vom Städtebau ganz zu schweigen. Nicht-Architekten mit Anspruch an Schönheit ihrer Städte und ohne die Gleichgültigkeit der Masse wünschen sich diese Architektur zurück. Da denkt niemand an 1933-1945. Sagen sie mal einem Laien, dass die Architekturdebatte auf diesem geistigen Niveau geführt wird. Da Lachen alle.
Es ist zum heulen wie verbohrt die Architektenschaft ist und rein gar nichts kapiert. Es wird nur in eine Richtung marschiert. Ohne Hinterfragen. Nur weiterso.

12

maestrow | 27.09.2022 21:30 Uhr

Stiftung. Planung. Schnelligkeit

nun ist es ja jedermann und -frau frei gestellt, eine Stiftung zu gründen. Warum also nicht eine Stiftung für ein für alle Zeiten unbebautes Marx-Engels-Forum bis zum Fernsehturm ins Leben rufen? Widersprüche auszuhalten und dem "selbsternannten Bürgertum" entgegentreten ist jederzeit möglich. Sie müssen nur schnell sein. Das Gejammer über das Elend Berliner Städtebaupolitik allerdings ist wohlfeile Architektur-Jeremiade.

11

paluschke | 27.09.2022 20:42 Uhr

Das sozialdemokratische Bau- und Bodenpuppentheater

Das sozialdemokratische Bau- und Bodenpuppentheater beglückt uns mit einem mehrteiligen Stück. Hier ein Auszug aus dem laufenden Programm:

Der Chor der Wohnungsbaugesellschaften stellt fest:

- Oh. Das dauert alles zu lange.
- Oh. Das wird alles zu teuer.
- Oh. Wir können all diese Ansprüche nicht bewältigen, weil wir klein und lieb sind.

Auftritt Bodenspekulation (angemalt in der Stiftungsfarbe 'Rückwärtsrosa'):

- Ui. Wir gründen uns in 6 Tagen.
- Ui. Und Zeit fürs Bildermalen hatten wir auch.

Auftritt Fernmeldetechniker (die Jacke kneift):

- Die Jacke kneift und der Kühlschrank ist leer.
- Aber Wohnungen wird es geben.
- Für Euch.
- Wir haben doch unsere Charta.
- Rasch, rasch, rasch: Bodenverkauf, Konzeptverfahren und Steintapezierei.
- Und erinnert euch: Wer nicht unser Freund ist, ist ein Feind der Stadt.

10

oOoOo | 27.09.2022 19:14 Uhr

Vorabend von '33

Ich habe den Eindruck, dass man es hier mit etwas zu tun, wozu man sich mit architektonischen oder städtebaulichen Argumenten gar nicht mehr verhalten kann. Aber auch ideologisch betrachtet, oder wenn ich mir selbst versuche vorzustellen, was man hier für ein Geschichtsverständnis präsentiert bekommt, bleibe ich einfach ratlos zurück. Was bedeutet das denn, das Rad der Zeit auf vor 1933 zurückzudrehen? Ist dann nicht historisch trotzdem längst alles angelegt, was dann kam? Ich bin erschüttert, dass wir unsere Zukunft offenbar mit so vielen ausverhandeln müssen, die nur Vergangenheiten im Auge haben. Aber das Verhandeln haben die Senatsbaudirektorin und der Senat ja nun ohnehin kassiert.

9

Elisabeth | 27.09.2022 18:38 Uhr

politisches Handwerk

Nicht nur die baulichen Vorstellungen fallen hier zurück in Zeiten, die mit unseren heutigen Fragestellungen und Ausdrucksmöglichkeiten nichts zu tun haben. Schlimmer fast noch auch das politische Gebahren erinnert an vordemokratische Zeiten. Wettbewerbsverfahren werden ausgehebelt (Molkenmarkt), gesellschaftliche Aushandlungsprozesse abgewürgt (Bauakademie), in der Bürgerschaft erarbeitete, vom Abgeordnetenhaus beschlossene Entscheidungen und ein Wettbewerbsergebnis werden zur Spielmasse persönlicher Interessen (Freiraum zwischen Fernsehturm und Spree). Ob sich irgendwer in der Berliner SPD für dieses unredliche politische Vorgehen schämt? "Typisch Berlin" soll doch auch mal für zeitgemäße Stadtentwicklung und gute Politik stehen.

8

KannNix | 27.09.2022 18:30 Uhr

Nur so!

Man muss nur durch die Europacity oder das Areal um die Mercedes-Benz-Arena in Berlin laufen, um zu erkennen, dass zeitgenössische Architekten es einfach zum überwiegenden Teil nicht können. Die Allgemeinheit lehnt jedenfalls diese gesichtslosen Straßenzüge mit Glas- und Rasterfassaden ab. Die Bilder hier verheißen Kleinteiligkeit und ansprechende Fassaden. Möge dies ein Auftakt sein.

7

50667 | 27.09.2022 18:23 Uhr

Die Geisterfahrer*innen...


.....der Stiftung Berlin Mitte sitzen vermutlich alle unerkannt in der Strassenbahn.

6

Frauke | 27.09.2022 18:12 Uhr

Wahnsinn

Einfach nur traurig wie sich der Stadt Lobbyismus unter der SPD Führung in Berlin fest nistet. Erst die Putsch - artige Berufung von Frau Kahlfeldt mithilfe des AIV unter Tobias Nöfer nun wird der Plan zurück in 19 Jh. am Molkenmarkt weiter ausgerollt. Mit dem Dammbruch der Stadtschlossrekonstruktion wurde der Geist aus der Flasche gelassen.

Man würde sich wirklich eine mutige, experimentelle und auf die Fragen der Gegenwart ausgerichtete öffentliche Baupolitik wünschen, welche die Mitte der Stadt nicht provinziellen westfälischen Rekonstruktionsträumen überlasst. Was soll man schon erwarten, wenn man Historiker für die Zukunft planen lässt.


Wohnungsfrage: 2-3 geschossene Bebauung mit minimaler vertikaler Verdichtung
Stadtklima: maximale Versiegelung durch steinerne Stadt a la Stimmann
Mobilität: Straßenbahn und Auto mit minimalen Bürgersteigen.

Das Antikriegsmuseum in einem Ensemble welches jegliche echte Geschichte und Kriegszeugnisse durch Rekonstruktion übertüncht, als wäre nie etwas gewesen. In diesem Zusammenhang dann wohl auch eher als Treppenwitz der Geschichte zu verstehen.

Wünsche jedem/jeder der daran mitplant eine Erdgeschosswohnung im Inneneck eines Innenhofs einer dieser historisierten Blöcke mit WC auf halber und Kohlenofen, für ein echt authentisches Erlebnis.

5

Ulrich Müller | 27.09.2022 18:07 Uhr

Schlimme Zeiten

Es scheinen schlimme Zeiten bevorzustehen! Für die Bauakademie wurde auch schon ein Gesetz erlassen, das die Rekonstruktion festschreibt, bevor der Architektenwettbewerb startet.

4

Lars K | 27.09.2022 17:18 Uhr

Kahle Feldter

Unter Kahlfeldt dreht sich nun doch spürbar der Wind und überall schießen die Retro-Aktivisten aus dem Boden wie Pilze. Und bitte nicht verwechseln: Es geht hier nicht um eine Geschmacksfrage, sondern darum, dass diese idiotisch verklärte Rückwärtsguckerei schon auf ihren lächerlichen Renderings beweist, dass so sicher keine Stadt für das 21. Jahrhundert gewonnen werden kann. Bitte, bitte, Berlin: Nach vorne gehen, nicht rückwärts. Gibt es denn in der Berliner SPD überhaupt niemanden mit klugem Sachverstand? Wie wäre es mal mit einer Bustour nach Kopenhagen!?

3

Jenatsch | 27.09.2022 17:09 Uhr

urbanes Yogaleben

Warum so kompliziert, liebe SMBler? Leicht gedreht und geringfügig gekürzt passt auch eine weitere Schlosskopie dort in die Verkehrswüste. Das spart Planungskosten, alle wissen, was sie erwartet, und die Firmen haben´s schon geübt. Hinter den bewährten Schlossfassaden läßt sich bestimmt alles unterbringen, was Sie unter städtischem Leben verstehen. Vielleicht sogar ein Antirekonstruktionsmuseum?

2

flashback | 27.09.2022 16:34 Uhr

Aufwachen!

Das selbsternannte Bürgertum möchte die Mitte der Hauptstadt besetzen und ihr gerne ein historisierendes Kleid ohne Risse überhängen. Berlin soll nicht mehr Stadt für alle sein. Berlin soll heile Welt sein. Endlich!

1

Jan | 27.09.2022 16:29 Uhr

so nicht

Allein schon das erste Bild zeigt, dass die Planung die Anforderungen an eine moderne Stadt für die Menschen nicht erfüllt. Auf diesem schmalen Bürgersteig können sich doch kaum zwei Menschen bequem begegnen, geschweige denn jemand mit Kinderwagen.
Diese ideenlosen Rekonstruktionsbemühungen verhidern jeden Blick in Richtung Zukunft und Innovation. Die Stadt von vor 300 Jahren passt nicht mehr. Sie ist zudem nicht mehr vorhanden. Das hat seine Gründe und ist auch gut so.
Hier ist Raum um etwas Neues und Besseres zu schaffen. Dies sollte auch getan werden.
BTW: ist Frau Marie-Luise Schwarz-Schilling auch recht? So wie viele Beteiligte beim neuen Römer in FFM. Immerhin hat sie lange Zeit in Hessen gewohnt?

 
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Eckhaus Molkenmarkt 4, im Hintergrund das Rote Rathaus, links das Nikolaiviertel

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Klosterstraße, rechts hinter dem Arkadengang liegt das Graue Kloster

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Über den Großen Jüdenhof schreibt die SMB: „Im Vordergrund die Caféteria des Antikriegsmuseums, im Hintergrund ein Yogastudio, ein Restaurant und viel städtisches Leben.“

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