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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Stadthaus_von_Kupferschmidt_Architekten_3978701.html

23.07.2014

Monaco in München

Stadthaus von Kupferschmidt Architekten


Ein Wirt namens Manila, eine Fliegerbombe unterm Tresen und der ewige Stenz als Namenspatron – das ist der Stoff, aus dem auch heute noch die Münchner Geschichten gemacht sind. Schwabinger 7 hieß die „legendäre Absturzkneipe“, die seit den Fünfzigern in der Feilitzschstraße nahe der Münchner Freiheit in einer Baracke untergebracht war. So legendär, dass es sogleich zu Protesten kam, als bekannt wurde, dass dort ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen soll.

„Mona|co“ nennt sich nun das Projekt eines Hamburger Entwicklers, das damit auch Erinnerungen an Helmut Fischer alias Monaco Franze evoziert, der in der gleichnamigen Fernsehserie ebenfalls in Schwabing zu Hause war. Über einem T-förmigen Grundriss entstanden Ladenlokale und Wohnungen verschiedener Größen und Art, die allesamt dem Luxussegment zuzurechnen sind.

Das ist auch der Grund, warum die Protestierenden nicht nur den Verlust ihrer Kneipe, sondern auch insgesamt das Verschwinden des alten, schmutzig-charmanten Münchens beklagten. Dass aber die Bebauung einer letztlich provisorisch genutzten Brache in einer Stadt mit großen Wohnraumproblemen nicht unbedingt mit Gentrifizierung gleichzusetzen ist, blieb, bis zu einem Beitrag von Gerhard Matzig, dem Antiwutbürger der Süddeutschen Zeitung, weitgehend unerwähnt.

Und die Architektur? Diese stammt vom Münchner Büro Kupferschmidt Architekten und ist für die heterogene Umgebung eindeutig ein Gewinn. Die Fassade zeigt sich in ihrer Reduktion sowohl eigenständig, als auch zurückhaltend und fügt sich dank des unterschiedlich hellgrauen Dämmbetons gut in die Parzellierung der Straße ein. Zur Belebung tragen außerdem tiefe Loggien bei, die das Innere des Hauses zumindest in den warmen Monaten auch auf der Straße sichtbar werden lassen.

Ende gut, alles gut, könnte man also meinen, nachdem auch die Schwabinger 7 samt Einrichtung ein paar Häuser weiter eine neue Unterkunft fand. Eine Pointe allerdings noch: Die eingangs erwähnte Fliegerbombe wurde während des Baus unter der einstigen Baracke der Kneipe gefunden und der Zünder war noch aktiv. Dazu der Wirt: „Offenbar haben wir nicht wild genug gefeiert, sonst wäre sie ja hochgegangen.“

(Stephan Becker)

Fotos: Achim Bunz, München


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