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14.12.2018

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Urbanissima am Frachtbahnhof

Stadtbibliothek Innsbruck von LAAC


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Ist das Grundstück kein Rechteck, nehmen Architekten das gerne als gestalterische Herausforderung. So auch bei der Stadtbibliothek Innsbruck, die das ortsansässige Büro LAAC nun nach fast sechs Jahren fertiggestellt haben: Eine Bibliothek als schiefwinkliger Sockel, auf dem ein dreieckiger Wohnturm lagert. Die Projektentwickler der PEMA-Gruppe und die Stadt Innsbruck sind Bauherr des ungewöhnlichen Mischprojekts. Ende 2012 gewannen LAAC den geladenen Wettbewerb, unter anderem gegen das Atelier d’architecture Chaix & Morel aus Paris, ATP aus Innsbruck, marte.marte aus Feldkirch und Schneider + Schuhmacher aus Frankfurt. Anfang 2013 war Planungsbeginn, Mitte 2016 Baubeginn. Die Stadtbibliothek zog im Herbst 2018 von der Colingasse im Zentrum Innsbrucks in den Neubau in der Nähe des Hauptbahnhofes.

LAAC folgten bei ihrer Innenraumkonzeption den Schlagworten Integration, Begegnung und Kommunikation. Damit rückten sie für die Bibliothek gemeinschaftliche Motive in den Vordergrund, wie sie es auch 2011 mit der Sanierung des Eduard-Wallnöfer Platzes in Innsbruck getan hatten. Um die gewünschte offene Atmosphäre zu schaffen, dienen nur 50 Prozent der Fläche des Zweigeschossers als eigentliche Medienfläche. Die andere Hälfte ist allein dem Aufenthalt gewidmet – bei der heutigen Raumknappheit in Innenstädten ist das geradezu luxuriös. Zugleich ermöglichen die Architekten vielfältige Nutzungen: Es gibt ein Lesecafé, eine Kinderbibliothek und eine Stadtgalerie für Ausstellungen. Auf dem Dach des Zweigeschossers, elf Meter oberhalb des Straßenniveaus, befindet sich ein über Außentreppen erreichbarer Garten und der vorkragende Bauteil des Restaurants. Hier soll entstehen, was LAAC etwas geschwollen als „innovativen Topos durch Intensivierung von Stadtkultur“ bezeichnen.

Die eigentliche Wirtschaftlichkeit des Projektes liegt im expressiven, 50 Meter hohen Wohnturm, der ab der dritten Etage halbflächig auf der Bibliothek lagert. Von 25.000 Quadratmetern Gesamtfläche des Gebäudes fallen ihm ungefähr vier Fünftel zu. Diese direkte Verbindung von öffentlicher Bibliothek und privatem Wohnraum hat dem Projekt den Namen Urban Hybrid eingebracht – als P2 reiht es sich in eine Serie von Pema entwickelter Hochbauten ein. Schon von weitem sichtbar, direkt an den Gleisen des eher unauffälligen Innsbrucker Hauptbahnhofs gelegen, ist der spitzwinklige Wohnturm aus Stahl und Glas eine urbane Markierung. Eine gewisse, zumindest ästhetische Ähnlichkeit mit der Wirtschaftsuni von Zaha Hadid in Wien lässt sich dabei nicht von der Hand weisen.

In Innsbruck mit seiner Tallage besteht eigentlich räumliche Notwendigkeit für Hochhäuser. Eine Gruppe Architekten entwickelten daher schon 2002 im Rahmen einer Studie des Architekturzentrum „aut. architektur und tirol“ den Hochhaustyp „Urbanissima“ für die Stadt. Urbanissima bedeutet so viel wie „Turm mit Sinn“ und verweist auf einen Typus, der einerseits ein Solitär ist und anderseits bestehende städtebauliche Achsen aufnehmen muss sowie verschiedene Nutzungen enthält. Der P2 Urban Hybrid ist so ein Urbanissima und vielleicht gibt er auch den Anstoß für eine zweite Hochhaus-Welle in Innsbruck, nachdem die erste Ende der 1970er-Jahre abklang. Damals wurden hohe Bauten als ein zu gravierender Eingriff in das Stadtbild kritisiert.

18,7 Millionen Euro hat die Bibliothek im Sockelbau gekostet, den die Stadt Innsbruck, vertreten durch die Innsbrucker Immobiliengesellschaft, von der PEMA-Gruppe kaufte. Räumlich wurde im Vergleich zum alten Standort dazugewonnen: Anstelle von 55.000 können nun bis zu 150.000 Medien untergebracht werden. Und die Dachterasse hat auch eine städtebauliche Funktion: Sie soll für Besucher eine visuelle Verbindung zum Frachtbahnhofareal herstellen. Dieser ist eines der letzten innerstädtischen Entwicklungsbiete mit noch unklarem Bebauungsplan. Vielleicht blickt man in Zukunft von der Bibliotheksterrasse auf ein Urbanissima-Panorama.

Text: Tom Brennecke
Fotos: Marc Lins


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Kommentare

6

Moppelhuhn | 19.12.2018 14:03 Uhr

Für wen ...

... sind denn die Wohnungen gedacht? Auf den ersten Blick hab ich gedacht, das ist ein in einzelne Wohngemeinschaften aufgeteiltes Studentenwohnheim (jedes Zimmer mit Bett und Schreibtisch). Die Zimmer in den Wohnungen sind überwiegend nutzungsneutral gestaltet und somit für unterschiedlichste Wohnformen geeignet. Das finde ich erstmal nicht schlecht.

Um die fehlenden Balkone ist es aber schon schade.

5

Tim | 18.12.2018 10:59 Uhr

Grundrisse

Leider sind die Grundrisse tatsächlich teilweise unbrauchbar. Es gibt Wohnungen, in denen Schlafräume, Küchen und Essbereich zusammen hängen. Andere Wohnungen verfügen nicht mal über einen definierten Wohnbereich oder es steht ein Zweisitzer lieblos in der Ecke. Dafür gibt es aber durchgehend zwei WC. Lange Flure mit der Aneinanderreihung von Räumen bestimmen die Wohnungen. Es gibt keine Außenräume? Aufgrund der eventuellen Lärmproblematik nicht einmal verglaste Loggien oder ähnliches.

4

Anne S. | 17.12.2018 14:12 Uhr

Wohnungen

Auf den Plänen sehen die Wohnungen fürchterlich aus - ich hätte sehr gern ein paar Bilder gesehen! Über die Größe des Komplexes und die Anmutung der Fassade mag man gerne streiten. Mir persönlich gefällt der Wohnturm überhaupt nicht und ich vermisse bei einem solchen Panorama die Möglichkeit, auf einen Balkon oder eine Loggia zu treten.

3

Peter | 17.12.2018 12:52 Uhr

"mehr vermag" ???

Was denn genau?
Die Fassade kann es nicht sein, weil das eine billige Kopie von Nouvels 100 11th Avenue in NYC ist.
Bitte um Aufklärung, Christoph.

2

Christoph | 17.12.2018 09:43 Uhr

Innsbruck

Es ist schon interessant, welche Häme hier aus dem Netz quillt, wenn jemand mehr vermag, als Rasterkisten zu produzieren.
Und welche Ahnungslosigkeit, Holzmeister und Welzenbacher in einem Atemzug zu nennen. Sieht man denn nicht, dass in Mitteleuropa ein Kulturkampf entbrannt ist, der derzeit eindeutig zugunsten Holzmeisters Ankara-Bauten auszugehen schein?
Passt leider gut zu so manchen Entwicklungen, die derzeit stattfinden...

1

Andreas | 14.12.2018 21:36 Uhr

Effekthascherei

Diese Effekthascherei ist wahrlich kein Beitrag für die Stadt Innsbruck. Das Projekt ist städtebaulich und formal völlig deplatziert. Was ist los mit der Architektur in tirol? Das ist lediglich ein ganz billiger Abklatsch von Hadid und Ko. Naja verkorkste Gienke Schule an der dortigen Universität. Weitaus sinnvoller wäre ihr besinnt euch den Qualitäten euer baulichen Vorfahren. Es gäbe diesbzgl. Anknüpfungspunkte zur genüge: holzmeister, Baumann, welzenbacher, Lackner usw...

 
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Im Sockelbau ist die Stadtbibliothek Innsbruck, im Turm befinden sich Wohnungen.

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Wegen des Grundstücks schnitten LAAC Architekten das Gebäude spitz zu.

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Die Bibliothek und der aufgesetzte Wohnbau sind mit Stahl, Glas und Aluminium verkleidet.

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Die Mischnutzung aus Wohnen und öffentlicher Bibliothek entspricht dem Konzept des Hochhauskonzepts Urbanissima.

Die Mischnutzung aus Wohnen und öffentlicher Bibliothek entspricht dem Konzept des Hochhauskonzepts Urbanissima.

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