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19.03.2019

Snøhetta trifft Ötzi

Spekulativer Museumsentwurf für Bozen


Reinhold Messner hat sein verrücktes Museum auf dem Berg von Zaha Hadid, da darf der wenige Jahre ältere Ötzi natürlich nicht hintenanstehen. Und mit Snøhetta konnte „the Iceman“ ein ähnlich namhaftes Büro für sein potentielles neues Zuhause auf dem Bozener Hausberg Virgl gewinnen. Initiiert wurde das Vorhaben eines Ötzimuseums vom österreichischen Immobiliengiganten Signa, dessen Gründer René Benko mit Innsbruck ebenfalls aus Tirol stammt. Signa hatte das Gelände auf dem Berg schon vor Jahren gekauft.

Der Entwurf von Snøhetta versteht sich weniger als fertiges Projekt denn als Studie für ein neues Museumsquartier. Neben neuen Räumen für Ötzi, dessen mumifizierter Körper derzeit in einem Altbau in der Stadt zu besichtigen ist, wären auch Flächen für das Archäologische Museum und das Bozener Stadtmuseum vorgesehen. Architektonisch trifft eine Spirale mit begehbarem Dach auf zwei sich verschneidende Rampen, die zusammen eine Art zeitgenössische Akropolis zwischen Architektur und Landschaft bilden. Explizit sehen Snøhetta auch viel Freiraum für temporäre Veranstaltungen wie Konzerte oder Festivals vor. Per Seilbahn kämen dann die Besucher auf das Plateau.

Wem das neue Projekt bekannt vorkommt, der sei beruhigt: Bereits 2015 hatte Signa einen Wettbewerb zur Erschließung der Virgls ausgerufen, den auch Snøhetta gewonnen hatte. Die Idee von Signa war schon damals gewesen, mit einer neuen Seilbahn an die Geschichte des Virgl anzuknüpfen. Eine solche Bahn für Besucher hatte es auch schon einmal in der Geschichte des Berges gegeben: zunächst eine Stand- und bis 1976 eine Luftseilbahn. Während beide nicht mehr existieren, ist die Virglwarte mit dem zugehörigen Gipfelrestaurant heute noch als Ruine vorhanden.

Ob es zum Bau des Museums kommen wird, steht offen. Tatsächlich wird das Projekt in seinen Umrissen schon seit einigen Jahren vom Stadtrat wohlwollend diskutiert, und zumindest der Bergpark samt Seilbahn hat gute Chancen. Außerdem ist auch unbestritten, dass die Ötzi-Ausstellung aus Gründen des Platzmangels einen neuen Ort braucht. Aber es gibt eben auch viele Stimmen, die für eine behutsamere Neuerschließung des Bozener Hausbergs eintreten. Und der örtliche Handelsverband fürchtet, mit dem Mann aus dem Eis einen wichtigen Anziehungspunkt in der Innenstadt zu verlieren.

Der Hintergrund des schwelenden Streits hat dabei durchaus handfeste ökonomische Dimensionen. Die Signa Group errichtet nämlich gerade in der Nähe das Bahnhofs ein neues Quartier nach Entwurf von David Chipperfield Architects, und von dort aus wäre der Ötzi auf dem Virgl sehr gut zu erreichen. Die Händler fürchten darum, dass deutlich weniger Besucher in die Altstadt kämen. Noch sind aber auch andere Standorte im Rennen, im Auftrag von Stadt und Land prüft derzeit eine Kommission die verschiedenen Varianten. (sb)


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