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05.07.2021

Flamingo im Kleingarten

Sommerhaus in Wien von Allcolours


Ob Reihenhaus in London, Kinder-Freizeitzentrum in Paris oder Boutique in Los Angeles – Zartrosa steht als Trendfarbe noch immer hoch im Kurs. Was in der bunten Stadtlandschaft schon quasi nicht mehr auffällt, sorgt in einer Wiener Kleingartensiedlung dann doch für größeres Aufsehen: das Sommerhaus „Rosa Flamingo“ im Kleingartenverein „Zur Zukunft“. Dabei ist nicht nur der Name der Gartenanlage zufälligerweise ziemlich passend. Das Projekt macht auch dem für den Entwurf verantwortlichen Büro Allcolours (Wien) alle Ehre.

Die Grundstücke der Kleingartenanlage im 15. Wiener Gemeindebezirk „Rudolfsheim-Fünfhaus“ nahe der Schmelz sind aufgrund ihrer zentralen Lage sehr begehrt. Man kann sich also glücklich schätzen, in Mitteleuropas größter Kleingartenanlage (im Stadtgebiet) ein Stückchen Land zur Pacht zu ergattern. Verständlich ist es denn auch, dass man sich hier nicht irgendetwas hin bauen lassen will. So jedenfalls sah es die Bauherrenfamilie Zettl und machte die Vorgabe, dass ihr Sommerhaus auf dem 200 Quadratmeter großen Grundstück unbedingt anders aussehen sollte als die Häuser, die es hier sonst gibt.

Im Gegensatz zu deutschen Kleingartenanlagen darf auf den gepachteten Gartengrundstücken in Wien gebaut werden. Grund hierfür ist eine Anpassung des Wiener Kleingartengesetzes in den 1990er Jahren, das eine Bebauung im „Erholungsgebiet Kleingarten“ (EKL) mit einer maximalen Brutto-Grundfläche von 35 Quadratmetern und einer maximalen Höhe von fünf Metern zulässt. Die Gebäude dürfen zwar nicht als Zweitwohnsitz angemeldet werden, aber zeitweise bewohnt werden. In der Praxis scheint es dabei auch deutlich lockerer als in Deutschland zuzugehen: Familie Zettl verbringt die kompletten Sommermonate im rosa Flamingo. Bewohnt wird dann ein zweigeschossiger, fünf Meter hoher kompakter Riegel mit einer Breite von drei und einer Länge von fast zehn Metern. Platz sparte man unter anderem durch die Positionierung des Esstisches, der sich auf Wunsch der Bauherren nicht im Haus, sondern im Garten befindet. Das Grundstück ist in drei Zonen unterteilt: Im vorderen Bereich ist Raum zum Spielen entstanden, daran schließt eine Zone für Kochen, Essen und Feiern an. Im hinteren Bereich befindet sich der ruhigere Teil mit Haus, Pool und Pflanzen.

Der mit roten Farbpigmenten eingefärbte Leichtbeton wurde als tragendes Element ausgebildet. Gleichzeitig dämmen die Außenwände ausreichend, so dass sich das Haus – auch aufgrund des hohen Glasanteils an der Südseite – ebenso im Winter, beispielsweise für Feiern, nutzen ließe. Falls der Dämmbeton doch mal nicht ausreichen sollte, stehen zusätzlich Infrarot-Paneele zur Verfügung, die das Haus bei Bedarf erwärmen. Von außen ist der rosafarbene Pastellton ein Blickfang, im Inneren dämpft er den kühlen Charakter des Sichtbetons und sorgt für mehr Wohnlichkeit.

Im Erdgeschoss besitzt der Monolith große Glasfronten, eingefasst von roten und schwarzen Fensterahmen. Durch raumhohe Doppeltüren lässt sich dieser Bereich unkompliziert öffnen. Dreifach-Isolierglas schützt das Gebäude vor Überhitzung. Während das Erdgeschoss als offener Bereich gestaltet wurde, ist das Obergeschoss als privater Bereich mit wenig Fensterfläche angelegt. Die Architekt*innen sprechen bei den beiden Räumen oben von „Schlafkojen“, die im Wesentlichen Formgebung und Grundriss bestimmt hätten. Die Treppe wurde neben das Haus gesetzt. Unterstrichen wird der Add-On-Charakter durch eine Fassade aus Glas ohne zusätzliche Unterkonstruktion und eine Treppenkonstruktion aus Sichtbeton – zur Abwechslung naturbelassen, in ganz gewöhnlichem Grau. (dsm)

Fotos: Allcolours, ONJ


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