Gibt es Zentralisierungstendenzen in der deutschen Architektur? Man könnte bei der Durchsicht der kürzlich vorgestellten Shortlist für den Preis des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt glatt auf die Idee kommen. Sieben Projekte aus Berlin und Potsdam sind nominiert, und noch mehr der ausgewählten Büros haben ihren Sitz in der Hauptstadt – abgeschlagen gefolgt von Stuttgart, München und Düsseldorf. Eine gewisse Konzentration lässt sich außerdem auch bei den übrigen Projekten feststellen, von denen sich fast alle in größeren Ballungsgebieten befinden. Gute Kleinstadtprojekte wie die Salzlagerhalle in Geislingen oder die Stadtbibliothek in Rottenburg sind da die Ausnahme.

Am Preisverfahren selbst liegt diese Fokussierung übrigens nicht, denn hier bewerben sich nicht jene Büros mit der besten Pressearbeit, sondern werden die Projekte unter anderem von verschiedenen Landesarchitektenkammern nominiert. Aus der resultierenden Longlist mit über 100 Beiträgen wählte schließlich eine Jury unter Vorsitz von Rainer Hofmann (bogevischs buero, Gewinner des DAM Preis 2018) die vorliegenden 22 Projekte aus. Zu denen gehören auch einige Bauten deutscher Architekten im Ausland, die außer Konkurrenz präsentiert werden.

In jedem Fall gewährleistet ist aber eine große typologische Bandbreite. Die reicht von generalsanierten Kulturbauten und urbanen Wohnprojekten über Besucherzentren, Bibliotheken und Museen bis hin zu Schulen und Unigebäuden. Leider stammt jedoch keines der Vorhaben von einem einzelnen privaten Bauherrn, es überwiegen Organisationen und Institutionen. Das mag vielleicht angesichts der zahlreichen Preise für Einfamilienhäuser verschmerzbar sein, es wäre aber mit Blick auf eine breitere Verankerung des Themas Baukultur zumindest wünschenswert. (sb)

Die Projekte der Shortlist sind:

• Integratives Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt (IBeB) in Berlin der ARGE ifau / Heide & von Beckerath (beide Berlin)
  
  
• Sanierung Wittenberger Schloss von Bruno Fioretti Marquez (Berlin)
  
  
• Langes Haus Karpfsee / Stiftung Nantesbuch, Bad Heilbrunn von Florian Nagler Architekten (München)
  
  
• Sanierung und Umbau der Kapelle der Abtei Altenberg, Odenthal von Gernot Schulz:Architektur (Köln)
  
  
• Modernisierung und Umbau des Kulturpalasts in Dresden von gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner (Hamburg)
  
  
• Stadtbibliothek in Rottenburg von Harris + Kurrle (Stuttgart)
  
  
• Merck Innovationszentrum und Mitarbeiterrestaurant in Darmstadt von HENN (München)
  
  
• Generalsanierung der Staatsoper Berlin von hg merz (Berlin)
  
  
• Sanierung von Ludwig Leos Umlauftank in Berlin von hg merz und adb Ewerien und Obermann (beide Berlin)
  
  
• Umspannwerk Schwabing von Hild und K Architekten (München)
  
  
• Moderne Galerie des Saarland Museum in Saarbrücken von Kuehn Malvezzi (Berlin) mit Michael Riedel
  
  
• Wohnhaus in Dresden von Leinert Lorenz Architekten (Dresden)
  
  
• SOS Kinderdorf und Botschaft für Kinder in Berlin von Ludloff Ludloff (Berlin)
  
  
• „Futurium“ in Berlin von Richter Musikowski (Berlin)
  
  
• Neubau einer Notunterkunft in Essen von RKW Architektur + (Düsseldorf)
  
  
• Wissenschafts- und Restaurierungszentrum in Potsdam von Staab Architekten (Berlin)
  
  
• Salzlagerhalle in Geislingen von Vautz Mang Architekten (Stuttgart)
  
  
• Hafenschule in Offenbach von Waechter + Waechter Architekten (Darmstadt)
  
  
• AIZ Ausbildungs- und Seminargebäude in Bonn von Waechter + Waechter Architekten (Darmstadt)
  
  
• Vier modulare Grundschulen in München von Wulf Architekten (Stuttgart)
  
  
• Wohnensemble pa 1925 in Berlin von zanderrotharchitekten (Berlin)
  
  
• Handballarena in Aix-en-Provence von Auer Weber (München) mit Christophe Gulizzi (Boulogne-Billancourt)
  
  
• Trumpf Smart Factory in Chicago von Barkow Leibinger (Berlin)
  
  
• Marina One in Singapur von Ingenhoven Architects (Düsseldorf)

Alle Projekte der Longlist sind übrigens unter www.dam-preis.de online einsehbar. Die Bekanntgabe des Preisträgers findet am 25. Januar 2019 im DAM in Frankfurt statt. Dann wird dort auch die Ausstellung zum Preis zu sehen sein.