Heute eröffnet der Serpentine Pavilion zum 25. Mal. Die Liste derer, die in den vergangenen Jahren die temporäre Architektur für die Londoner Serpentine Gallery entwarfen, liest sich wie ein Who’s Who der internationalen Architekturszene – darunter Zaha Hadid, Peter Zumthor und Frank O. Gehry. Das Besondere: Seit jeher wird die Bauaufgabe ausschließlich an Architekt*innen vergeben, die bislang noch kein Projekt im Vereinigten Königreich realisiert haben. Zum diesjährigen Jubiläum entwarfen Marina Tabassum Architects MTA (Dhaka) den Pavillon. Das Gebäude mit dem so klangvollen wie generischen Titel A Capsule in Time ist noch bis zum 26. Oktober 2025 in den Kensington Gardens zu sehen.
Inspiration zog das Designteam um Tabassum direkt aus der Heimat der Architektin, Bangladesch. Die Hauptstadt Dhaka ist eine der am schnellsten wachsenden Metropolen der Welt, und das Land befindet sich historisch wie klimatisch gesehen in ständiger Transformation. Vergänglichkeit und Neuerfindung sollen sich entsprechend im Pavillon widerspiegeln.
Tatsächlich erinnert die Gebäudeform an eine parallel zum Galeriegebäude in die Erde gegrabene pharmazeutische Kapsel: Das erste komplett aus Holz errichtete Bauwerk MTAs besteht aus zwei freistehenden Rundbögen zwischen zwei muschelförmigen Endstücken. Das kleinste Element ist beweglich, um verschiedene Raumkonstellationen zu ermöglichen. In Anlehnung an Shamianas, markisenähnliche Festzelte im Südasiatischen Raum, sollen transluzente Ausfachungen aus Polycarbonat das Licht filtern und unterschiedliche Stimmungen erzeugen.
Die Mitte des Pavillons markiert ein halb ausgewachsener Ginkgo. Der klimaresistente Baum steht für die ökologische Dimension der früheren Projekte von Tabassum. Auch andere Themen des Büros – wie die Schwelle zwischen innen und außen, das Spiel mit Licht und Dunkelheit oder die Taktilität des Materials – finden sich in London wieder.
Im Inneren des nicht weiter spezifizierten Begegnungs- und Austauschraums bildet die Struktur Regale aus. MTA füllten sie mit einer Auswahl von Büchern zur bengalischen Kultur, Literatur, Poesie und Ökologie. Ein Stückweit nehmen sie damit die Zukunft des Pavillons vorweg: Nach der Zeit auf dem Rasen der Galerie soll er an einem noch nicht bekannten Ort als öffentliche Bibliothek dienen. (kms)
Fotos: Iwan Baan
Zum Thema:
Eine Auswahl der Kleinarchitekturen im Garten der Londoner Serpentine Gallery haben wir im Themenpaket zum 25. Jubiläum zusammengestellt.
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peter | 10.06.2025 14:21 Uhrman muss nicht immer was neues hinsetzen
freue mich, nächsten monat ein paar momente dort verweilen zu können. morgens, mittags oder abends. die atmosphäre wird immer eine andere sein. und das ist schön.