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19.12.2018

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Buchtipp: Graphic Novel

Schwanzer. Architekt aus Leidenschaft


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Auf dem Buchumschlag blickt er die Leser direkt an – im schwarzen Anzug, die Arme resolut auf den Tisch gestemmt. Neben der linken Hand steht ein Modell seines wohl bekanntesten Baus, der Firmenzentrale von BMW in München, gemeinhin als Vierzylinder bekannt. Der österreichische Architekt Karl Schwanzer (1918–1975) war ein wichtiger Vertreter der Nachkriegsarchitektur. Er unterstützte den Fortschritt und er glaubte an Technologie mit modernen Konstruktionsweisen und Materialien. Im Sommer 2018 erschien anlässlich seines 100. Geburtstags die limitierte Graphic Novel „Schwanzer. Architekt aus Leidenschaft“, die nun von Birkhäuser in einer regulären Auflage verlegt wird.
 
Nach fast zehn Jahren Verhandlungen hatten Schwanzers Söhne den Büronachlass ihres Vaters dem Wien Museum für die wissenschaftliche Aufarbeitung seines Lebenswerks übergeben. Die Graphic Novel bildet nun den Anfang einer Reihe von Aktionen, die Schwanzers Schaffen am Leben halten sollen. Der Titel ist abgewandelt von seinem selbst herausgegebenen Buch „Architektur aus Leidenschaft“, das 1973 im modul Verlag Wien erschien. Der Comic blickt nun zurück auf die Entstehung dieses Buches und webt zugleich Stationen aus Schwanzers Leben ein. Die Geschichte beginnt 1971, vier Jahre vor Schwanzers Freitod, im Büro des Architekten mit einer wahrscheinlich typischen Szene – einem Telefonat, in dem er seiner Frau sagt, dass er das Wochenende im Büro verbringen müsse – und endet im vergangenen Sommer, bei der Feier ihm zu Ehren im Wien Museum.
 
Der Trickfilmer Benjamin Swiczinsky zeichnete eine schwungvolle Figur des Architekten, wie er sich bei Le Corbusier in Paris bewirbt, der ihn mit einem Hungerlohn abspeisen möchte oder viele Jahre später, wie er, nachdem er ein eigenes erfolgreiches Büro aufgebaut hat, selbst zu internationalen Wettbewerben an der Seite von Größen wie Louis Kahn in einer Jury sitzt. Gesichter bekommen zudem Swiczinsky Vater, ein Mitbegründer von Coop Himmelblau, der Künstler Fritz Wotruba, Bauherren und sämtliche Mitarbeiter der Büros in Graz, Wien, St. Pölten, München und Brasilia, denen eine Doppelseite gewidmet wurde. Die verbindenden kurzen Dialoge sind vom Lyriker und Filmautor Max Gruber verfasst.

Text: Katrin Schamun

Schwanzer. Architekt aus Leidenschaft. Drei Jahrzehnte Architektur- und Zeitgeschichte
Benjamin Swiczinsky
Birkhäuser Verlag
, Basel 2018
96 Seiten
ISBN 978-3-0356-1852-5
29,95 Euro


Kommentare

1

Markus | 06.07.2020 12:04 Uhr

Eloge für einen Nazi

Eine interessante Rezension zu diesem Buch findet sich auf der Website der Zeitschrift derive:

Dort heißt es u.a.:
"...Schwanzer machte 1941 sein Diplom an der TU Wien. Im selben Jahr wurde er zum Wehrdienst eingezogen, aber bereits kurz darauf als Planer zum Baudienst nach Polen versetzt. 1942 begriff er seine Aufgabe als Architekt im Generalgouvernement so: »Keine Aufgabe darf uns im Osten als zu gering oder als unüberwindlich erscheinen, wenn dieser durch das Blut unserer Kameraden erkämpfte Boden wieder ein fester Bestandteil des Reiches werden soll.« (siehe S. 58 seiner Dissertation Neues Bauen im befreiten Oberschlesien, TU Wien, April 1942.) Den »deutschen Osten« wollte er »von allen Spuren der Verfallzeit und der Fremdherrschaft säubern« (S. 17). Er forderte: »Hand in Hand mit dem neuen Bauschaffen muß aber die Bereinigung der Dörfer und Städte von allen Spuren der Verfallszeit und der p o l n i s c h e n W i r t s c h a f t [im Orig. gesperrt] gehen.« (S. 3)
Sein erster Einsatzort war der Kreis Rybnik, nur 40 Kilometer von Auschwitz entfernt. Später werkte er für die Bautruppe der Luftwaffe in Wroclaw. Kaum denkbar, dass er während seines Kriegsdienstes von 1941 bis 1945 nichts von Zwangsarbeit und der »Endlösung der Judenfrage« mitbekommen hat. Die Fotos seiner Dissertation stammen von der »Deutschen Arbeitsfront, Buchwald, Kattowitz«. 1945 flüchtete er vor der Roten Armee in die amerikanische Besatzungszone."

 
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