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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schulerweiterung_von_Freitag_Hartmann_Architekten_in_Berlin_4925574.html

07.12.2016

Bahnpieper für Neukölln

Schulerweiterung von Freitag Hartmann Architekten in Berlin


Dass für Freitag Hartmann Architekten (Berlin) das Bauen im Bestand und der Umgang mit Denkmalschutz in ihrer Praxis einen hohen Stellenwert hat, merkt man ihrem jüngsten Projekt deutlich an. Die Erweiterung für die Berliner Silberstein-Grundschule steht auf der Brache des ehemaligen Güterbahnhofes in Neukölln und arbeitet konstruktiv mit den räumlichen Spezifika der städtebaulichen Situation.

Die widrigen Umstände wie die Hanglage an der Bahntrasse, die daraus resultierende schlechte Anbindung an das sechs Meter höher gelegene Straßenniveau und der fehlende Anschluss an städtische Versorgungsnetze, scheinen die Architekten sogar anzuspornen – ihrem Verständnis nach ist die Suche nach dem Naheliegenden das Spannende am Entwurfsprozess. Den Gegebenheiten entsprechend verteilen sie das Ensemble aus Schulerweiterung, Sporthalle und Pausenhof locker über das Gelände hinweg wie die Lauben einer Kleingartenkolonie, deren Dächer über die Gleise hinaus lugen. Sie schaffen damit also durchaus eine typische Berliner Situation.

Erschlossen werden sowohl der viergeschossige Erweiterungsbau als auch die Sporthalle über Brücken. Auch dies ist eine Folgeentscheidungen des Bauens am Hang, in den die Gebäude eingeschnitten werden mussten. Den Architekten zufolge schafft diese spezielle Eingangssituation einen hohen Identifikationswert und liefert zugleich Ausblicke auf die noch immer genutzten Gleisanlagen, die Stadt innerhalb des S-Bahn-Ringes und die über Jahre der Nichtbeachtung gewachsene Spontanvegetation der Böschung, die weitestgehend beibehalten wurde. Der Höhenunterschied zwischen Straßenlevel und Pausenhof kann über eine Treppe oder eine Rutsche überwunden werden.

Die Wahl des Materials beider Neubauten, roter Backstein, ist einerseits Wiederaufnahme der neugotischen Grundschulfassade und spielt anderseits mit Reminiszenzen an die ehemalige Nutzung des Geländes durch die Eisenbahn. Für den Boden des Pausenhofs wurden die vorhandenen Pflastersteine des Bahngeländes neu arrangiert und wiederverwendet; eine nicht ausschließlich ästhetische Frage, war doch Nachhaltigkeit Auflage des Bezirksamts, das die Erweiterung als Gemeinschaftseinrichtung für drei Schulen in Auftrag gab.

Die Silberstein-Grundschule ist eine von zehn Schulen im sogenannten „School-Turnaround-Programm“ der Senatsbildungsverwaltung und der Robert-Bosch-Stiftung. Sie stellt mit der Eröffnung der Neubauten auf Ganztagesbetrieb um und bietet zusätzlich zum Lehrplan nachmittags Unterricht über die Herkunftsländer der Schüler in der jeweiligen Sprache an. Das Programm läuft noch bis Juli 2017; es bleibt zu hoffen, dass die baulichen und strukturellen Veränderungen an dieser sogenannten „Brennpunktschule“ bis dahin feste Wurzeln schlagen können. (ks)

Fotos: 
Ulrich Schwarz, Berlin


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