Er mag verspielte Fassaden: Von seinem Schulungszentrum für Zahnmedizin in Clermont-Ferrand lässt Philippe Gazeau abstrahierte Perlenketten aus Metall hängen, dem umgebauten Krankenhaus Necker in Paris legte er eine Konstruktion mit sinkenden und steigenden Glasflächen an und für die Mittelschule Anne de Bretagne bei Nantes entwarf der Pariser Architekt ein hervorkragendes Obergeschoss mit Aluminium-Verkleidung, dem er eine Art barocke Halskrause aus farblich changierenden Glasmodulen umband. Als „kinetisches Band, das vom Spiel der Farben animiert wird“, beschreibt Philippe Gazeau selbst die kolorierte Fassade seiner Mittelschule.
 
Scheint das College aus der Ferne ein zwar bunter, aber flacher Rechteckkasten zu sein, ist er im Detail versetzt und verwinkelt. Das Sockelgeschoss wurde auf einem unebenen Terrain errichtet. Mit zahlreichen abgeschnittenen Kanten gruppieren sich die Verwaltungsräume der Schule um zwei Innenhöfe, die wiederum ein unregelmäßiges Vieleck formen.

Auf den angekappten und kleinteiligen Sockel setzten die Architekten das Obergeschoss als klar ausgeformten Quader. Hier befinden sich die Klassenräume. Gleichförmig reihen sie sich um die beiden nunmehr rechteckigen Höfe.

Beide Geschossvolumen sind mit ihrer Gesamtfläche von 4.712 Quadratmetern einheitlich aus Stahlbeton konstruiert. Die Fassadenverkleidung jedoch visualisiert die unterschiedlichen Raumcharaktere jeder Gebäudeebene. Geschliffenes, brillant reflektierendes Aluminium oben, dunkel geöltes Lattenholz unten. (sj)

Fotos: Philippe Ruault

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