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18.01.2021

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Plattenbau mit Holzaufstockung

Sauerbruch Hutton erweitern Schule in Berlin


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Die 2004 gegründete, private Berlin Metropolitan School befindet sich in einem DDR-Plattenbau in der flächendenkmalgeschützten Spandauer Vorstadt. Um das Angebot für ein internationales Klientel vom Kindergarten bis zum Abitur zu erweitern, waren ein Auditorium, eine Bibliothek, neue Klassenzimmer sowie Gemeinschaftsbereiche für die Schüler*innen der neu konzipierten dreizügigen Oberstufe und Verwaltungsräume notwendig. Sauerbruch Hutton (Berlin), die von der Schulleitung direkt beauftragt worden waren, schlugen eine Aufstockung vor. Sie setzten dem Plattenbau eine Holzkonstruktion auf, die aufgrund des geringen Eigengewichts ohne zusätzliche Fundamente oder Unterstützung des bestehenden Tragwerks erfolgen konnte und fügten einen Neubau an. So entstanden insgesamt 3.650 Quadratmeter Fläche neu.

Ausgangssituation ist ein für Schulen in der DDR üblicher Typenbau – in diesem Fall Schulbaureihe 80, Typ Erfurt – aus dem Jahr 1987. Er war ein Geschenk des Kombinats Rostock an Ost-Berlin anlässlich der 750-Jahrfeier der Stadt Berlin und ist aufwendig mit Riemchen gestaltet. Disparat dagegen war die Gliederung der Volumina in einen 6-geschossigen Bau an der Torstraße, einem 5-geschossigen mittleren Hofbau, und einen 4-Geschosser zur Linienstraße, der zudem eine große Lücke ließ.

Sauerbruch Hutton schaffen durch Aufstockung um ein, beziehungsweise zwei Etagen einen neuen Zusammenhalt des Ensembles. Die Aufbauten sind in den Hof hineingekippt und geben ihm einen räumlichen Rahmen. Zusätzlich erweiterten die Architekt*innen den Bestand um einen 6-stöckigen Quader, der die Lücke zur Linienstraße auffüllt und den innenliegenden Hof – dieser ausgestaltet von Kre_ta Landschaftsarchitektur (Berlin) – besser einfasst. Die Fassaden der Neubauteile sind mit schmalen, vertikalen Kupferplatten verkleidet, rhythmisiert von schmalen und breiteren Fenstern. Farblich passte man sich damit an die Riemchen des Bestandes an.

Erst im Inneren wird sichtbar: Die Aufstockungen sind als Holzbau gefertigt. Die Spannrichtung wurde um 90 Grad gedreht, sodass die aussteifenden Wände des Plattenbaus die Lasten in die Fundamente übertragen. Für Projektleiterin Vera Hartmann, die bei Sauerbruch Hutton auch für die hölzerne Immanuelkirche in Köln verantwortlich zeichnet, war klar, dass das Holz mit seinen Qualitäten sichtbar bleiben sollte. Die tragenden Teile und Außenwände sind lediglich weiß lasiert. Die technischen Funktionen – Kühlung, Heizung, Lüftung – sind in niedrigen Tischen zwischen den Tragelementen verstaut und bieten zugleich Sitzmöglichkeiten.

Die Klassen-, Gruppenarbeits- und Gemeinschaftsräume sind ihren Funktionen gemäß in den Raumgrößen differenziert. Hier kommen eine Kombination aus tragenden Rohbauwänden und verschalten Wänden sowie Hohlkasten- und Schallschutzdecken zum Einsatz. Oberlichter ermöglichen zusätzliche Belichtung und Belüftung. Alle Elemente kamen als Fertigteile auf die Baustelle, die drei Bauabschnitte konnten so während dem laufenden Betrieb der Schule errichtet werden. Den Innenausbau der geräumigen, zweistöckigen Bibliothek planten Gonzalez Haase (Berlin).

Besonders imposant wirkt das hohe Auditorium mit Empore. Der Saal mit 16 Meter Spannweite ist für 1.260 Personen ausgelegt. Der Holzbau war nur deshalb möglich, weil ausreichend Fluchtwege bestanden und der Bauteil – trotz seiner Zweigeschossigkeit – entsprechend der Berliner Bauordnung als Dach deklariert werden konnte. Hier lassen sich große Veranstaltungen und die jährlichen „Proms“ ausrichten. Konstruktiv sind es zwei geknickte Träger, die in der Mitte lose gelagert werden. Der clever beleuchtete, offene Holzdachstuhl wirkt wie das Gerippe eines Wals – ein guter Platz zum Tanzen. (stu)


Fotos: Jan Bitter


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Kommentare

5

Umbau Ost | 20.01.2021 20:57 Uhr

Im Osten nix neues

a) das ist kein Plattenbau sondern eine Tafelkonstruktion gemischt mit einer Skelettkonstruktion
b) das ist keine normaler Typenbau sondern eine angepasste Schulbaureihe 80 Typ Erfurt, einfach mal googlen da sieht man wie die normalerweise aussehen sollte
c) sinnlose 90er Jahre Entwurfsstrategie, Bruch um des Bruchs willen, wobei der Ansatz vom Material ja eigentlich nicht schlecht aber leider ins Schlumpfenhafte abgeglitten ist
d) wann sterben endlich die 90er Jahre Büros aus und wann beendet man endlich die Pokemonisierung unserer Schulen

4

Fabian Wieser | 19.01.2021 18:13 Uhr

knast

Ich kann einfach keinen Grund für die Auskragung finden. Es macht den Innenhof dunkel, betont das Gefühl in der Schule eingesperrt zu sein und -vielleicht am schlimmsten - es schafft noch nicht mal einen wirklich interessanten Raum. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die 5m² die man gewinnt das Wert sein sollen.

3

.,- | 19.01.2021 16:12 Uhr

Architektur

Was ist denn mit Sauerbruch passiert?
Wo ist denn die Farbe hin?

2

STPH | 19.01.2021 09:09 Uhr

Nicht nach unten schauen


Könnte man auch in jeder nur denkbaren Weise nach oben öffnen. Primäre Belichtung von oben per Zenitlicht. Einen Dachgarten. Und diese Hinwendung auch von unten sichtbar als durchbrochene Metallstruktur machen. Auch die Treppenhäuser müssen nach oben heller werden und sich zum Licht hin öffnen.

1

ulf | 18.01.2021 15:58 Uhr

Schön

der Umgang mit der Materialität und dem Entwurf selbst! Glückwunsch an s&h!

 
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