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06.10.2008

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Organisierte Gewalt

Richtfest für Libeskind in Dresden


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Der architektonische Ruhm von Daniel Libeskind beruht auf zwei Dingen: flachen Museumsgebäuden und hohen Turmbauten. Beiden gemein sind die vielfach ineinander verschnittenen Formen, die seine Handschrift an den Gebäuden meist überdeutlich sichtbar machen. Ein weiteres Element, auf das die Architektur Libeskinds dabei gerne zurück greift, sind die gelochten Aluminiumfassaden, wie wir sie vom Jüdischen Museum in Berlin kennen, und die auch in den zuletzt nach seinen Entwürfen fertig gestellten Museen (siehe BauNetz-Meldungen vom 16. Juni 2008 zum Jüdischen Museum in San Francisco, vom 4. Juni 2007 zum ROM in Toronto oder vom 5. Oktober 2006 zum Kunstmuseum in Denver) Verwendung fanden.

In Dresden feiert heute der Um- und Anbau des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr sein Richtfest, der ebenfalls von Libeskind entworfen wurde. 2001 hatte sein Büro das Planungsverfahren für sich entscheiden können, 2003 wurden erstmals die Pläne dafür vorgestellt (siehe BauNetz-Meldung vom 12. August 2003). Der U-förmige Gebäudekörper des Altbaus – ein ehemaliges Arsenalgebäude am Olbrichplatz in der Dresdner Innenstadt – wird hier von einem schräg eingefügten Keil optisch scheinbar durchstoßen. Den Konflikt der beiden Grundrissfiguren beschreibt der Architekt als einen neuen „Platz für ein Nachdenken über organisierte Gewalt. Der Keil schafft einen objektiven Blick auf die Kontinuität militärischer Konflikte und öffnet den Geist für zentrale anthropologische Fragen.
Die Offenheit und Transparenz der neuen Fassade bildet einen Kontrast zur Geschlossenheit und Festigkeit des Altbaus. Jene repräsentiert dabei die Strenge der autoritären Vergangenheit, diese die Offenheit einer demokratischen Gesellschaft – und damit auch die veränderte Rolle des Militärs. Diese Korrelation der beiden Fassaden wird im Innern fortgesetzt: das rigide Säulenraster des alten Arsenal wird mit einem freien, offenen Raum kontrastiert. Das Zusammenspiel beider Teile wird den Charakter des neuen Militärhistorischen Museums formen.“


Am 22. und 23. September wurde jedenfalls die 140 Tonnen schwere Stahlkonstruktion für den Anbau vor der Hauptfassade des Altbaus errichtet: bis zu dreißig Meter hoch und bis zu 20 Meter weit stellt sie sich vor einen Teil der Fassade. Das Museum dazu: „Der Keil ist nach außen sichtbares Zeichen für die auch inhaltliche Erneuerung des Militärhistorischen Museums, welche mit dem Neu- und Umbau erfolgt. In der späteren Ausstellung wird dieses Konzept durch wechselseitige Ein- und Ausblicke erlebbar sein. Einer der Höhepunkte des künftigen Ausstellungsrundganges ist der Blick vom vierten Obergeschoss des Keils auf die Altstadt von Dresden.“

Selbverständlich wird der Keil noch mit Aluminiumpaneelen verkleidet. Bis Ende 2009 soll der Bau fertig gestellt sein, das Museum eröffnet dann 2010. Die Planungen für die Einrichtung der Ausstellung hat das Büro von HG Merz, Berlin, zusammen mit Holzer Kobler Architekturen, Zürich, übernommen.

Etwas erinnert uns hier an das Aufschneiden der alten Großmarkthalle von Martin Elsaesser in Frankfurt am Main für den Neubau der Europäischen Zentralbank durch Coop Himmelb(l)au (siehe BauNetz-Meldung vom 6. Mai 2008) – ist es nur die Keilform? Oder auch die architektonische Gewalt, die hier wie dort im Durchstossen der Altbauten steckt?



Zum Thema:

Militärhistorisches Museum der Bundeswehr


Kommentare

16

Sam | 09.10.2008 17:11 Uhr

An: "t.s."

Was für ein gequake...
"Je mehr es polarisiert, desto mehr wird es dem gerecht, was dieser krude Formalismus leisten sollte, nämlich Diskussionskultur zum Thema Krieg und Zerstörung aufrecht erhlalten."

Mein Lieber, ich würde es vereinfachend sagen:
DAS IST KITSCH.

15

t.s. | 09.10.2008 01:03 Uhr

So ein Gejammer

Was hat denn Ästhetik im Thema Krieg verloren?
Ein bischen schmerzen muss es schon. Das wird ja auch kein Bildermuseum.

Ja, es scheint volksverständlich, na und...
Wer wird denn der Hauptbegutachter von Kriegsgerät sein?

Je mehr es polarisiert, desto mehr wird es dem gerecht, was dieser krude Formalismus leisten sollte, nämlich Diskussionskultur zum Thema Krieg und Zerstörung aufrecht erhlalten.

.... soviel zum Geschwaffel über demokratische Baukultur.

14

dmpl | 08.10.2008 12:31 Uhr

liebeskind

wenn man selber ein geck ist,
so wird die architektur auch geckig.

13

Hein Mück | 07.10.2008 16:21 Uhr

an Usch!

bravo

12

uiui | 07.10.2008 12:20 Uhr

oh je

das ist nicht "durchstossen", sondern angeklebt.

wie trivial das ganze. wie immer.
- aber das scheint das einzige zu sein, was bei bauherren ankommt.

was hat mich nur geritten, zu meinen, dass architektur heute nicht nur banal sein muss.

ich dachte mal ernsthaft, architektur gehört zur kultur.

ich bin ein idiot !!

11

Vincent Forster | 06.10.2008 23:48 Uhr

ach du Libeskind!

in Berlin sind es die leisen Töne, die das jüdische Museum so eindrucksvoll machen.
Warum hier so laut? Das kannst Du doch auch anders sagen, Daniel

10

lukas | 06.10.2008 19:20 Uhr

angeklebt

das ganze thematik ist alt. etwas ähnliches gibt es auch in der ehem. kongresshalle am reichsparteitagsgelände in nürnberg.

hier hat günther domenig einen stachel durch das gebäude gebohrt. der stachel führt einen durch die räume und hat eine wichtige funktion.

dieser hier ist angeklebt. unschön. herr liebeskind, sie sind doch ein sensibler mensch! wieso muss denn immer alles so auffallen!

kompensation?

9

waldorfandstatler | 06.10.2008 18:48 Uhr

organisiertegewalt

GRAU EN HAFT!

8

Usch! | 06.10.2008 18:34 Uhr

Pappnase

Warum lassen wir unsere Städte von solcher geltungssüchtigen, rücksichtlosen Egomanenarchitektur a la Himmelblau, Gehry, Libeskind, Hadid & Co so bedenkenlos verhunzen? Ist es die Aussicht auf mehr Aufmerksamkeit und Publicity (= mehr Besucher = mehr Einnahmen )?

Oder ist es Feigheit oder Angst,in die rechte Ecke gedrängt zu werden, wenn man sich wehrt und unsere Städte, die immerhin auch eine lange kulturelle Tradition des Ausgleichs besitzen, vor solchen dreisten, rücksichtslosen Angriffen verteidigt?

Ich bin der Meinung, unsere aufgeklärte Gesellschaft hat dieses belehrende Gebahren aus dieser durchsichtigen Ecke nicht mehr nötig. Wichtiger scheint es mir in diesem Fall zu sein, das Ausstellungsgut besser, attraktiver und interessanter aufzubereiten.

7

jknop | 06.10.2008 18:16 Uhr

gebaute Selbstverliebtheit

Und diese vordergründig zeichenhafte Holzhammerarchitektur soll also die Offenheit einer demokratischen Gesellschaft repräsentieren (?) Die "zentrale anthropologische Frage" scheint zu sein: Wie ist es um eine Gesellschaft bestellt, die sich durch solch einen narzisstischen Quatsch beeindrucken lässt.

6

herr a | 06.10.2008 18:04 Uhr

architekturmilitarismus

die berliner sollten sich dagegen wehren, dass das jüdische museum mit diesem paramilitärischen flugzeugabsturz in dd konnotiert wird.
... sieht auch aus, als hätte herr l. am 11. september 01 das transparent auf den fernseher gelegt und durchgezeichnet.

5

B. D. | 06.10.2008 17:45 Uhr

Genial

Grandios!
Wann bekommt Libeskind endlich den Nobelpreis für Architektur?

4

harald | 06.10.2008 17:43 Uhr

hoppla

dies ist nun wirklich eins der besseren projekte von herrn liebeskind. absolut klasse!!!!!!

3

Juriken | 06.10.2008 17:00 Uhr

Aber Hallo,

da hat wohl die Denkmalschutzbehörde Handstandüberschlag gemacht. Oder Urlaub?!!

2

staubmeier | 06.10.2008 15:56 Uhr

li%&$kind

wie konnte er das uns nur antun?

1

durch | 06.10.2008 15:43 Uhr

stoßen

das durchstoßen blickt man im holzmodellchen, ansonsten ist das doch so ne klassische architekten-blabla-theoretisierung....
immer das selbe

 
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Modellfoto von 2006, Studio Libeskind

Modellfoto von 2006, Studio Libeskind

Montage des Stahlkeils, 23. September 2008

Montage des Stahlkeils, 23. September 2008

Montage des Stahlkeils, 23. September 2008

Montage des Stahlkeils, 23. September 2008



Bildergalerie ansehen: 10 Bilder

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