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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Rever_-_Drage_in_Norwegen_7212320.html

28.04.2020

Das Ein-Drittel-Wohnhaus

Rever & Drage in Norwegen


Kommt ein junges Paar in Norwegen zum Architekten. Sie möchten ein ganz einfaches Haus bauen, denn sie haben nur wenig Geld, dafür aber ein schönes Baugrundstück im Dörfchen Øksendal, gut 180 Kilometer südwestlich von Trondheim. „Er wünschte sich ein schlichtes, gemütliches Haus“, erinnern sich die Architekten Rever & Drage aus Oslo: „Aber seine Frau ist Jägerin und wünschte sich ausreichend Platz für ihre Waffen und die Jagdausrüstung. Beide zusammen stellten sich ein Haus vor, das mit der geplanten Familie wachsen und zu erweitern sein könnte.“

Aus diesen Wünschen entwickelten die Architekt*innen einen schmalen, zweigeschossigen Gebäuderiegel, der allerdings zunächst nur zu einem Drittel ausgebaut wurde. Die restlichen zwei Drittel werden von einem Dach überspannt, das wie ein zu groß geratener Carport zu drei Seiten geöffnet bleibt und einen trockenen Platz für Fahrzeuge, Jagdausrüstung und Brennholz bietet. Man könnte allerdings auch Feste feiern, die Kinder spielen lassen, einen Basketballkorb aufhängen... Was auch immer man plant und hier später noch erleben wird: Im Moment verleiht der offene Raum dem Haus jedenfalls den Eindruck eines forstwirtschaftlichen Gebäudes.

Das eigentliche Wohnhaus ist ein kleiner Holzbau auf quadratischem Grundriss. Jede Etage bietet 50 Quadratmeter Wohnraum. Der Grundriss ist um einen „warmen Kern“ organisiert, im Erdgeschoss ist das die Küche mit dem Wäscheraum und im Obergeschoss das Badezimmer. „Das Konzept besteht darin, dass die Bauherren jetzt so viel gebaut haben, wie sie brauchen und wie sie bezahlen können“, so die Architekt*innen: „Der Rest des Hauses bietet Raum für alles, was das Leben bringen kann. Durch das verlängerte Dach können sie den Raum bereits nutzen – und Anbauten bedeuten nun deutlich weniger Aufwand.“

In ihrer Projektbeschreibung formulieren sie: „Das langgezogene Dach steht auf schräg geschnittenen Trägern aus Brettschichtholz, die in die Wandpaneele eingebaut wurden. Die Form der Öffnungen gibt dem Blick in die Landschaft etwas Dramatisches, der Maßstab bewegt sich irgendwo zwischen häuslich und industriell. Am interessantesten aber ist der Gedanke, dass dieses Haus eines Tages ganz wie eines der traditionellen Holzhäuser aussehen könnte, wenn es komplett ausgebaut wurde.“ Ob es wirklich so weit kommt, dass die exzentrische architektonische Geste irgendwann verschwindet zu Gunsten einer zurückhaltenden vernakulären Form? (fh)

Fotos: Tom Auger / Rever & Drage Architects


Zum Thema:

Noch mehr Häuser mit quadratischem Grundriss zeigen wir in der BAUNETZWOCHE#555 „Square Dance“.


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