Drei Gebäude in San Franciscos
Transbay Area müssen weichen. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts stehen die zwei- bis dreigeschossigen Bauten auf dem Grundstück Howard 555. Eine zuständige Kommission bewertete sie in ihrem Gutachten von 2012 als architektonisch unbedeutend. Also: Weg damit! Stattdessen soll hier, so haben es die Entwickler von
Pacific Eagle angeregt, ein gläserner 117 Meter-Turm von
Renzo Pianos Building Workshop entstehen. In San Francisco hält der IT-Boom schließlich an.
Bei 36 geplanten Stockwerken wird der Neubau 69 Wohnungen und 255 Hotelzimmer fassen. Der Zugang erfolgt über ein mehrgeschossiges Atrium, das zu Indoor-Shoppingtouren einlädt. Schlanke, dem Momentenverlauf folgende Stützen tragen in diesem Bereich die Lasten der oberen Stockwerke ab. Die weißen, filigranen Stützen erzeugen in Kombination mit der Hochglanz-Klarheit der Fassade jene Renzo Piano-typische Leichtigkeit, durch die zuletzt das
Stavros Niarchos Foundation Cultural Center bei Athen überzeugte. Eine öffentlich zugängliche und eine zweite, nur für Anwohner reservierte Dachterrasse bieten zwischen einer vom Glas der Vorhangfassade gefassten Baumbepflanzung Raum zur Entspannung. Von hier aus eröffnet sich den Renderings zufolge der Blick auf
Treasure Island und die
Oakland Bay Bridge.
Der geplante Wohnturm entspricht unter mehreren Gesichtspunkten nicht dem
San Francisco Planning Code. So werden beispielsweise die darin festgelegten Minimalabstandsflächen unterschritten. Dass diese Abweichungen teilweise bereits in der Projektentwicklungsphase erwirkt wurden, ist sicherlich nicht nur ein Nebeneffekt der Dringlichkeit, mit der Investoren auf die Entwicklung der Bay Area Einfluß nehmen. Die soll nämlich durch Büroflächen und vorwiegend temporären Unterkünften pendlerorientiert umgestaltet werden. Namhaften Büros mit Zugeständnissen den Weg zu ebnen, dürfte die Magnetwirkung der Gegend, die sich mit der für dieses Jahr angesetzten Inbetriebnahme des
Transbay Transit Centers nahezu zwangsläufig einstellen wird, zumindest nicht schmälern.
(kms)
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Pekingmensch | 06.03.2017 04:17 UhrKalt
Es gab mal eine Zeit, da zeichneten sich Renzo Pianos Bauwerke durch die gelungene Kombination von High-Tech und soliden Materialien (vor allem Terrakotta) aus, was seinen Bauten bei aller Hochtechnologie immer eine gewisse Waerme und einen menschlichen Maßstab gab. Damit ist es anscheinend vorbei. Ein weiteres Beispiel fuer diesen Trend ist der grausige 'Paddington Cube' in London - auch dort ein monotoner, maßstabsloser Glaskasten ohne jeden Bezug zur Umgebung. Ob da wohl neue (junge?) Leute das Ruder uebernommen haben im Buero Piano?