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08.02.2021

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Sichtbeton und Klinkerornamentik

Remisenumbau von Klaus Roth in Berlin


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Wenn es in Berlin derzeit eine angesagte Bauform gibt, dann die Remise. In diesen einst im Hinterhof an der Grundstücksgrenze entstandenen Wirtschaftsgebäuden wird nämlich inzwischen gern gewohnt. So auch in Berlin-Pankow, wo der Berliner Architekt Klaus Roth für eine private Bauherrin im zweiten Hinterhof ein zweigeschossiges Ziegelbauwerk mit spitz zulaufendem Grundriss saniert und zu Wohnzwecken umgestaltet hat. Auf dem 417 Quadratmeter großen Grundstück entstanden 510 Quadratmeter Geschossfläche.

Die markante Ornamentik der Hauptfassade aus gelbem und rotem Backstein sanierte er denkmalgerecht. Das Gebäude wurde komplett entkernt und erhielt neue Stahlbetondecken auf allen Ebenen. Das um 60 Zentimeter tiefer gelegte Kellergeschoss ermöglicht nun eine Raumhöhe von 2,50 Metern. In die rückwärtige Brandwand wurden Fenster mit Brandschutz-Festverglasungen eingebaut. Durch ihre Ausrichtung nach Südwesten findet die Nachmittagssonne ihren Weg in das Wohn- und Schlafzimmer. Eine schmale Treppe entlang der Rückwand führt über ein dreiteiliges, elektrisch betriebenes Schiebefenster gekonnt auf die neu angelegte Dachterrasse hinauf. Sie ersetzt den bisherigen Aufgang, der die Raumfolge in den Augen der Planer blockierte.

Die langjährige Erfahrung des Büros von Klaus Roth im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz ist der sanierten Remise anzusehen: Die Estrichböden sind geschliffen und farblos versiegelt, das Sichtmauerwerk wurde sandgestrahlt und frisch verfugt. Die neu gefertigten Fenster in filigraner Stahlbauweise sind mit Isolierverglasung versehen. Bei den Innentüren mit Blockzargen kommt Lärchenholz zum Einsatz. Das Innere bestimmen ein in Beton gegossener Küchenblock und Einbaumöbel aus Stahl und schwarzem Holz – gegeizt wurde also nicht. (tl)

Fotos: Stefan Müller


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Kommentare

9

schlawuki | 10.02.2021 15:25 Uhr

fan

als grosser berlinfan muss ich aus münchen auch was sagen:
ich finde das ist ein ganz wunderbares projekt!
und in meiner stadt vermutlich kaum realisierbar.
mangels eiern.
die braucht man aber dazu, und das ist hier sehr schön umgesetzt.
dieses rudimentäre, bruchstückhafte, ergänzte, das findest du in meiner stadt nur mehr an ganz wenig stellen.
in berlin an jeder ecke.
das finde ich sehr schön, und macht diese, eure stadt, liebe berlinerinnen und berliner so beneidenswert lebenswert.
also, passt drauf auf.
und macht so weiter....

p.s: im letzten jahr durfte ich in den sarottihöfen einige nächte zu gast sein.
auch das ist ganz einzigartig.
auch dieses projekt wäre vermutlich in münchen so nicht darzustellen gewesen.

8

Auch eine Architektin | 09.02.2021 19:49 Uhr

Applaus!

Endlich ein Projekt, für das es sich lohnt etwas Zeit zu investieren anstatt sich wie so oft vor Banalität langweilende Kisten anzuschauen. Ich kann den vorhergehenden Kommentaren leider nicht zustimmen... das Projekt schafft einen Spagat zwischen Bestand und Neubau, zwischen den Vorstellungen der Investoren und dem Handwerk eines Architekten. Gelungen auch in der Sprache der Materialität! Der ursprüngliche Charakter ist geblieben mit einer Priese an Modernität und Stil! Es sei zu kalt, es fehlt der gammlige Teppich vom Opa... nun so viel Vorstellungskraft darf man wohl noch vorallem von einem Kollegen erwarten? Dachte ich... Wo bleibt da die typische Überheblichkeit eines Architekten gegenüber dem Bauherren, was Geschmack und Designaffinität angeht? Sicherlich lässt sich jeder Raum mit Möblierung und Farben in seiner Art anpassen, die Architektur ist die Basis und die kommt hier einwandfrei zur Geltung. Mir gefällt es ungemein gut!

7

alumnus TUBS | 09.02.2021 10:22 Uhr

was man nicht erfährt....

leider erfährt man bei den allermeisten Artikeln im Baunetz nie irgendetwas über diejenigen Themen, die im Architekten-Alltag am meisten beschäftigen.

Was ist mit Wärmeschutz? Konstruktive Aspekte (wie sind eigentlich die Betondecken im MW verankert?), Was hat der Spaß gekostet (natürlich inkl. Angabe der betroffenen Kostengruppen), Bauphysikalische Aspekte, usw....

Natürlich interessieren nicht irgendwelche konstruktiven Standards, aber die fast ausschließliche Fokussierung auf Optik, Raum und Oberflächen nährt den oft nicht ganz unberechtigten Vorwurf, dass der Architektenschaft für den Rest kein wirkliches Interesse hat.

6

Detailsuppe | 09.02.2021 09:31 Uhr

...

"gegeizt wurde also nicht"

Also ich finde doch. Und zwar an Kontrasten.
Zuviele glatte, kalte Flächen.
Die raue Substanz der Außenwände ist herrlich. Nur fehlt ihr der ergänzende Partner im Innenraum.
Vielleicht hat man sich zu sehr auf das Konzentriert was es einmal war - ein Wirtschaftsgebäude. So sieht es innen nämlich auch wieder aus.

5

Peter | 08.02.2021 18:50 Uhr

Unwohnlich

Bei mir löst der raue Backstein in einem Wohnhaus (insbesondere Bild 11) schon optisch großes Unwohlsein aus und kalt (ungedämmt) ist die Wand vermutlich obendrein. Insgeasmt scheint sich der unterkühlte Innenraum eher an Masochisten zu richten, die diese brutale Architektur vielleicht zu schätzen wissen?!

Zum Text: Sind es tatsächlich "510 Quadratmeter Geschossfläche"?

4

Jan | 08.02.2021 17:49 Uhr

leider nicht überall

Schönes Projekt.
Besonders die hohe Attika / Dachterrassenbrüstung bildet einen tollen, kräftigen Abschluss nach oben.

Leider sind solche Projekte nur in den ehemaligen Arbeiterbezirken möglich, wo in den Hinterhöfen Industrie angesiedelt war.

In den schöneren und lebenswerteren Bezirken im Süd-Westen der Hauptstadt gelegen, findet man solche Juwele zum aneignen leider nicht.

3

Hinrich Schoppe | 08.02.2021 17:45 Uhr

Inmmerhin

Mit einigem Aufwand, etwas Geschmack und viel Geld lässt sich schon was Vernünftiges hinbekommen. Und "wir Architekten" bekommen sogar mal einen Auftrag, der Freude macht (gehe ich mal von aus, dass dem so gewesen ist...).
Mir persönlich ist es zu wenig.
Als Freund der grauen Energie und alter Details wird mir etwas weh, wenn ich so einen wirklich schönen, aber dennoch Totalschaden erblicke.
Immerhin konnten die Außenwände erhalten werden...

2

Felix | 08.02.2021 17:42 Uhr

Unglück

Die Remisen der Hinterhöfe haben doch immer eine sehr charmante Gemütlichkeit - meist klein und zierlich und dem Haupthaus kaum nachstehend.
Ganz anders hier. Der Architekt hat diesen Bau zu einem kalten, reizlosen, verbauten Etwas gemacht, sodass man sich fast wünschte es wäre abgerissen worden.
Diese billig aufbetonierte Attika zeigt schon außen die Verachtung des Architekten für das Bauen. In ähnlich brutaler Weise wurde ein Pfeiler - ohne sichtbaren Sinn - dafür mit umso größerer Brutalität durch Beton ersetzt und in die Rückwand plumpe, unförmige Löcher gebrochen.
Auch die Innenräume könnten nicht menschenfeindlicher sein - unverputzte Wände, ranzig-räudiger Sichtbeton überall. Kalt und nicht lebenswert. Der Boden passt zum Gebäude - wäre es ein Schuppen geblieben.
"Denkmalgerecht sanierte Fassade" - sojemand sollte möglichst weit weg von jedem echten Denkmal bleiben, wenn es nicht zum Mahnmal für den heutigen Mangel an Baukultur werden soll.

1

auch ein | 08.02.2021 16:05 Uhr

architekt

sehr schön, tolle oberflächen.

nur etwas kalt das ganze, ich würde noch die schönen perser / iraner (also teppiche!) meines opas reinlegen, dann nähmt ich das auch, besonders in berlin!

 
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