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10.09.2012

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Gebaut aus Luft

Regierungssitz in Spanien fertig


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Zwei vieleckige Kisten bilden den neuen Sitz der Regionalversammlung von Castilla-Léon in der Provinzhauptstadt Zamora, nordwestlich der spanischen Hauptstadt gelegen. Die Architekten des Architekturbüros Campo Baeza (Madrid) stellten eine Glasbox mitten in eine steinerne Umrahmung und pflanzten dazwischen einen Garten.

Die Verwaltungsoase steht direkt gegenüber der Kathedrale von Zamora. Die zum Himmel offene, helle Steinkiste besteht aus dem selben Material wie die Kirche. Die Architekten nahmen außerdem die Umrisslinien des ehemaligen Klostergartens auf und haben ihren Bau so eng mit dem Ort verknüpft. Öffnungen in den Wänden rahmen Blicke auf die Kirche und die Umgebung.

In dem ruhigen, fast strengen Rahmen steht das eigentliche Verwaltungsgebäude. Dessen Hülle ist vollständig aus Glas, und wie ein Gewächshaus – „gebaut aus Luft“ – soll es inmitten des baum- und blumenbestandenden Innenhofs auch wirken. Die einzelnen Glasfelder sind durch zarte Silikonfugen miteinander verbunden. Höchstmögliche Transparenz wollten die Planer damit erreichen und nennen Mies van der Rohes Entwurf für das Glashochhaus an der Berliner Friedrichstraße als ihr Vorbild. Bei aller Poetik vergessen sie aber auch die pragmatischen Aspekte nicht: Die Fassade besteht aus zwei Schichten und reagiert je nach Jahreszeit auf das Klima.

Ihre Steinkiste sehen die Architekten als Symbol für die Erinnerung, die gläserne steht für die Zukunft.

Fotos: Javier Callejas Sevilla


Zum Thema:

Mehr über Fügetechniken von Glas im Baunetz Wissen.


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Kommentare

10

peter | 12.09.2012 15:54 Uhr

@kollegen

@oli:
ja, am ende ist es die angst. sicherheit ist uns wichtiger als freiheit und ästhetik, und vielleicht ist das in spanien anders.

@auch ein
das sehe ich etwas anders. im umkehrschluss heißt das ja, dass das hier gezeigte haus weder stehen bleibt, noch technisch in ordnung ist und von künstlern gebaut wurde. ganz so "schlimm" ist es aber mit sicherheit nicht. hier haben architekten ganze arbeit geleistet und sich um die baugestaltung gekümmert, was eigentlich ihr job ist. für die statik und die technische funktionalität gibt es ingenieure (!). dass sich deutsche architekten oft primär als ingenieure verstehen, ist ein tragischer fehler, denn wir sind schlechte ingenieure und sollten uns lieber auf unser in vergessenheit geratendes kerngeschäft konzentrieren.

wir sind eben ein volk von maschinen- und autobauern, das im hinblick auf schönheit und kunst nicht durch besonderes interesse auffällt. unsere portion schönheit holen wir uns 1-2x jährlich im urlaub (u.a. in südeuropa) ab, die restliche zeit verbringen wir in einer bieder bis schäbig gestalteten, aber umso sichereren und preiswerten umgebung.
unser geld lassen wir lieber auf dem konto, als uns davon etwas nettes zu kaufen (oder zu bauen), wenn wir es nicht für autos, technik oder eben für reisen ausgegeben haben.

soweit meines erachtens der status quo der archtektur im deutschland des jahres 2012.

9

auch ein | 12.09.2012 14:10 Uhr

architekt

Haftung

wenn ihr aus der , zugegebenen beschissenen..., haftung rauswollt, müsst ihr künstler werden, nicht architekten.
von schöngeistigkeit alleine bleibt ein haus weder stehen noch bleibt es technisch in ordnung.

und das ist einfach erstmal der sinn eines hausbaus.

8

Max | 11.09.2012 20:00 Uhr

@fan

Danke für den Hinweis! Auch Bild 13 ist interessant. Eine begehbare Dachfläche in dieser Art wäre unter Berücksichtigung der Normen und Richtlinien schlichtweg nicht möglich. Das ist schade. Insofern finde ich den Kommentar von Oli sehr wahr. In der deutschen Baurealtität geht es eben viel zu häufig um Haftungsfragen. Da uns mutige Bauherren fehlen und die Lobby der chem. Industrie viel zu stark ist, wird sich daran auch so bald nichts ändern.

7

Kältebrückenbauer | 11.09.2012 16:27 Uhr

gebaut aus Luft

Es ist eben nicht nur Glas - ihr Ignoranten - sondern eine schöne und "spannende" Komposition des nahezu entstofflichten Glaskubus mit phantastischen Steinwänden, die das Ganze schützen, umhüllen und beschatten - in einer delikaten Hofsituation und eben nicht auf grüner Wiese.

6

Oli | 11.09.2012 16:02 Uhr

@peter

Die in den drei Fragezeichen mitschwingende Frustration und Bemäckelungsbereitschaft, welche in diesem, unserem, von mir aus - genormten - Land mit fehlender Bereitschaft zum Unvollständigen, Unkomfortablen einhergeht ist die Antwort.
Will sagen: wehe der Gewährleistung.

5

fan | 11.09.2012 09:49 Uhr

sonnenschutz campo baeza zamorra

Ein wenig Aufschluss geben die Zeichnungen des Architekten. Auf dessen Internetseite gibt es bei der Projektbilddatei (Bild 29 von 31) den Hinweis auf horizontal über die Höfe gespannte Sonnenschutzdächer.
Ansonsten haben natürlich beide Seiten Recht, wahnsinnig schöne Architektur und auch energetischer Wahnsinn.
Meine Meinung, jede schöne Architektur ist ein bisschen "wahnsinnig", z.B.: Eine Calatrava-Brücke verbraucht 10x soviel Stahl wie ein Brücken-Standard-Ingenieurentwurf.
Bauern in Spanien kostet ca. ein Drittel von den Baukosten für durchgenormte und "energesierte" Gebäude in Deutschland. Sparen wir in Deutschland die Mehrinvestition wirklich zu Lebzeiten eines Gebäudes ein?
Ein zu komplexes Thema für vorschnelle Einwände, denke ich - aber berauschend schöne Architektur ist der Campo-Baeza-Bau allemal.

4

horst | 10.09.2012 19:43 Uhr

"Die Fassade besteht aus zwei Schichten und reagiert je nach Jahreszeit auf das Klima."

Wie sie das im spanischen Sommer ohne Sonnenschutz macht, wäre doch sehr interessant zu erfahren. Ich mutmaße, dass diese Fassadenkonstruktion in punkto Energieverbrauch keineswegs für die Zukunft steht...

3

peter | 10.09.2012 18:13 Uhr

luftschloss

wow.

ich sags ja immer wieder - sie können es, die iberer. hier wird architekturgeschichte geschrieben (ich setze mal voraus, dass das haus energetisch und klimatisch "funktioniert").
kollegen, bitte sagt mir, warum bauten hierzulande immer gleich und meistens bieder ausschauen, mit fetten dachabschlüssen und breiten glasleisten? wieso geht das in spanien derart geschmackvoll und bei uns nicht annähernd so ästhetisch???

bitte jetzt nicht sagen "in spanien regnet es kaum" usw.
in zamora regnet es etwa 2/3 soviel wie in deutschland, das ist etwas weniger, aber nicht nichts.

2

Reißbrett | 10.09.2012 16:47 Uhr

bei aller Poetik...

ich finde es ja auch schön anzusehen, aber:
100% Verglasung (in Spanien!!!) und kein aussen liegender Sonnenschutz, Temperaturen im Scheibenzwischenraum von bis zu 80 Grad, keine Öffnungsflügel zur natürlichen Belüftung, extrem hohe Kühllasten. Sorry, aber das ist für mich purer Formalismus! Bauen im postfossilen Zeitalter ist so nicht mehr zu verantworten. Wer bitte schön möchte da drin arbeiten? Der Bezug auf das Glashochhaus von Mies scheint hier nur konsequent. Mies wusste damals schon in Barcelona besser, wie man passive Möglichkeiten maximal ausnutzt...

1

staubmeier | 10.09.2012 15:46 Uhr

lange ...

... nichts besseres gesehen.

die sonnenbrillen der künftigen nutzer wurden auch von den architekten sicher mitgestaltet. nur zu dumm, dass mies keine brille trug, sonst wüsste man sicher wie diese aussähen.

 
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