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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Reaktionen_auf_Bauschaeden_an_der_Berliner_Bundestagserweiterung_5542495.html

16.11.2018

Sanierung oder Abriss?

Reaktionen auf Bauschäden an der Berliner Bundestagserweiterung


Es soll sein „schönstes und größtes Bauwerk” sein, zitiert der Rundfunk Berlin Brandenburg den Architekten Stephan Braunfels zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Das komplexe Gebäude an der Spree stellt mit seiner von schmalen Stützen getragenen Dachplatte und den breiten Treppenanlagen das Schlussstück des Berliner Regierungsviertels dar. Es liegt am Ende des sogenannten Band des Bundes zwischen Luisenstraße und Spree. 1998 hatte Braunfels den ersten Teil des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses entworfen, in dem seit 2003 insgesamt 600 Büros für Abgeordnete des Bundestages eingerichtet sind.

Die Arbeiten für die 2004 beschlossene Erweiterung mit 300 zusätzlichen Büros begannen 2010. Zunächst 2012, dann 2015 sollten diese eigentlich abgeschlossen sein. Doch erhebliche Baumängel verzögern die Eröffnung des neuen Traktes. Vor allem ist die Bodenplatte undicht und Wasser sickert durch. Noch vor seiner Fertigstellung muss der Bau deshalb saniert werdem. Die Kosten sind von den ursprünglich veranschlagten 190 Millionen Euro bereits auf 223 Millionen Euro gestiegen. Ende letzter Woche hat der Vorsitzende der Baukommission des Bundestages Wolfgang Kubicki (FDP) gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sontagszeitung schließlich den Abriss des unfertigen Gebäudes ins Spiel gebracht und die Debatte um den seit langem bekannten Bauschaden neu angestoßen.

„Einmal Flughafen Berlin-Brandenburg reicht“, zitiert Niklas Maak Kubicki in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 14. November. Doch dem will sich Maak nicht anschließen, vielmehr beobachtet er kritisch, dass wie in politischen Debatten der „Ton immer rauher“ werde, „auch gegenüber Häusern. Die Abstände zwischen der Fertigstellung eines Gebäudes und den ersten Forderungen nach seinem Abriss werden immer kürzer.“ Das Onlineportal Der Kreuzberger sieht die Abrissforderung sogar als Zeichen für eine derzeitige Krise: Nicht nur schwerwiegende Regierungsaufgaben wie der Umgang mit Geflüchteten müssten gelöst werden, sondern auch wichtige Berliner Gebäude würden bedroht. Die Tageszeitung Die Welt sieht die Krise vielmehr beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, das mit dem Bau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses betraut ist und für die Mängel eine Mitverantwortung trage.

Die Berliner Zeitung wiederum zitiert die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch (Die Linke), die einen allgemeinen Qualitätsverfall in der Baubranche diagnostiziert. „Der Staat ist in vielen Bereichen nicht mehr in der Lage, ausreichend Kontrolle auszuüben“, kritisiert Lötzsch. Er „wurde in den letzten zehn Jahren kaputtgespart.“ Auch der Tagesspiegel attestiert eine Überforderung des Bundesamts. Die Bild wiederum verweist auf einen zu starken Anstieg von Regeln und Normen, der eine komplexe Bauaufgabe wie das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus nahezu unbewältigbar mache. Spiegel-Online wundert sich wiederum, dass man von der Webseite des Bundestags auf einen eigenen, schön gestalteten Eintrag über das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus gelangt, aber von etwaigen Rissen in der Bodenplatte dort nichts zu finden sei.

Angestoßen hatte die Debatte ein Artikel von Lydia Rosenfelder in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 11. November, auf den sich am gleichen Tag auch Zeit-Online bezieht. Beide gehen auf den Rechtsstreit zwischen dem Amt und dem Hersteller der fraglichen Bodenplatte ein. Demnach sieht das Düsseldorfer Oberlandesgericht keine Schlampigkeiten bei der Auftragsausführung der Firma, sondern Ungenauigkeiten beim Amt selbst. Hier wird Kubicki noch viel zahmer zitiert als in der FAZ ein paar Tage später: „Momentan spricht viel dafür, dass es saniert werden kann, ganz sicher ist es nicht.“ Einem Abriss würde er „im Zweifel“ zustimmen. (sj)


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Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus hat im östlichen Erweiterungsabschnitt erheblichen Baumängel.

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Marie-Elisabeth Lüders war eine deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin

Marie-Elisabeth Lüders war eine deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin

Das Marie-Elisabeth Lüders Haus ist auf der gegenüberliegenden Spreeseite des Reichstags gelegen.

Das Marie-Elisabeth Lüders Haus ist auf der gegenüberliegenden Spreeseite des Reichstags gelegen.

Wassereinbrüche in der Bodenplatte haben den Gebäudeteil zu einer permanenten Baustelle gemacht.

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