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04.12.2019

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Wohnen in Kreis und Rechteck

Prototyp in Mexiko von Francisco Pardo


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Es gibt in der Wohnarchitektur eine ganze Tradition von Prototypen für ein einfaches, ausbaufähiges Wohnen für Personen mit wenig Einkommen. Der Berliner Stadtbaurat Martin Wagner etwa entwickelte in den 1930er Jahren ein wachsendes Haus, und der Franzose Jean Prouvé entwarf nach dem Zweiten Weltkrieg Wohnwagen-artige Habitate aus Holz und Stahl mit erstaunlich hoher Wohnqualität. Für die ökonomisch häufig benachteiligte Landbevölkerung in Mexiko konzipierte kürzlich Zeller&Moye einige Testwohnbauten. Und nun ist im Rahmen des Projekts „Del Territorio al Habitante“ unter der Leitung des Architekten Francisco Pardo (Mexico City) ein Wohnhaus in Apan in Mexiko entstanden. Das Forschungsprojekt wird über das Investigation Center for Sustainable Development vom mexikanischen Institut INFONAVIT gefördert. Ziel ist es, nach lokalen Baustandards gerichtete Wohnungstypen mit Selbstausbau-Optionen zu entwerfen, und so zur Verbesserung der qualitativen Wohnraumversorgung im ländlichen Mexiko beizutragen.


Mehrere Architekturbüros haben teils experimentelle Gebäuetypologien entworfen, heute stehen 32 der Prototypen auf dem Grundstück des Housing Laboratory, das eigens für das Projekt in Apan eingerichtet wurde. Der Entwurf von Fancisco Pardo Arquitecto sieht zwei Maßnahmen vor: Zunächst soll jedem Gebäude eine 115 Quadratmeter große, kreisrunde Grundstücksfläche zugesichert werden. Diese ist mit modularen Holzzäunen umschlossen, die im Laufe der Zeit je nach Wachstum und Anbau der Familien in verschiedenen Konstellationen erweitert werden kann. Dann soll in dieser Parzelle ein quaderförmiges zweistöckiges Haus mit einer Grundfläche von 18 Quadratmetern platziert werden.


Das untere Geschoss dieses Minihauses ist aus Betonsteinen errichtet und verfügt über horizontale Öffnungen zu den Seiten. Ausrichtung und Blicke in die Umgebung können mittels Schiebetüren aus Holz gesteuert werden. Das zweite Stockwerk hat ein Satteldach und ist aus Stahlbeton konstruiert. Die Giebelseiten sind jeweils leicht zurückversetzt – auf der einen Seite findet sich eine mit filigranen Stahlprofilen verglaste Front, die über einen kleinen Austritt mit Unterstand verfügt, an der anderen Seite führt eine außenliegende Treppe hinunter.


Beide Geschosse sind flexibel nutzbar, nur eine Kochnische und ein Badezimmer gehören zur Grundausstattung. In der prototypischen Version in Apan wurden beide Etagen mit pastellfarbenen multifunktionalen Möbeln ausgestattet, die zum Schlafen sowie als Regal dienen. Laut Projekttext möchte Francisco Pardo besonders Familien mit bescheidenen Einkommen ansprechen, die auf kleinem Raum dennoch ihre Häuslichkeit personalisieren und in Verbindung zu ihren Nachbarn setzen können. (kg)

Fotos: Jaime Navarro 



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Kommentare

3

rob | 06.12.2019 10:00 Uhr

form follows formalism

Das Haus mag, auch mit "Krempel" noch nutzbar sein.
Die Idee des Zauns, ist aus meiner Sicht Formalismus.

2

auch ein | 05.12.2019 10:48 Uhr

architekt

das ist der minimalismustraum der cabane von corbusier am meer...klein und bescheiden...

aber wohin mit all dem krempel, notwendigkeiten, geliebten dingen wenn kein raum dafür da ist?
und die ärmeren haben eben kein zweit-schloss für das ganze....

bei sozialbauten mit laubengang steht das zeugs immer DORT rum und keiner mags,
nur architekten beschönigen es als "inbesitznahme" oder "individualisierung"...........

1

joscic | 05.12.2019 09:19 Uhr

Tiny House für Arme?

Das Elend schön gestaltet macht es ja nicht besser. Familien mit bescheidenem Einkommen möchten bestimmt lieber Kühlschrank, Fernseher und Auto haben als minimalistische Ästhetik. "Dann löst sich ganz von selbst das Glücksproblem, nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm", um es mit BB zu sagen.

 
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