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09.03.2020

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Geschichtsvergessen in Frankfurt am Main

Petition für die Städtischen Bühnen


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Deutschlandweit gab es bereits reichlich Aufschreie: Die Städtischen Bühnen von Apel, Beckert & Becker in Frankfurt am Main sollen nicht saniert werden. Stattdessen soll die Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz von 1963 abgerissen werden – und an einem anderen Standort ein Neubau entstehen. Eine Modernisierung sei „nicht zukunftsfähig, nicht nachhaltig, zu teuer”, so Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) nach der entscheidenden Stadtverordnetenversammlung am 30. Januar. Der deutschen Erneuerungswut würde immer wieder die Nachkriegsmoderne zum Opfer fallen, beklagte kurz darauf Laura Weißmüller in der Süddeutschen Zeitung. Und warum Sanierungen von Bühnenbauten immer gleich teure Supersanierungen werden müssten, fragte Niklas Maak in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von Investorenseite hingegen gerieten direkt fragwürdige Neubau-Visionen in die Medien.

Der Komplettabriss zeuge von „Geschichtsvergessenheit“, heißt es nun in einer Petition, die namhafte Theaterwissenschaftler*innen, Historiker*innen und Architekt*innen auf Initiative des Publizisten und Architekten Philipp Oswalt für den Erhalt der Städtischen Bühnen unterschrieben haben. An den Oberbürgermeister Peter Feldmann, die Kulturdezernentin Ina Hartwig, den Baudezernenten Jan Schneider und ihre Kolleg*innen im Magistrat der Stadt Frankfurt am Main gerichtet, kritisieren die Unterzeichner*innen, dass die Stadt eine Baupolitik betreibe, „die identitätsstiftende Bauten der Stadtgeschichte auslöscht und neue Surrogate schafft, welche vornehmlich der Vermarktungslogik eines globalisierten Standortwettbewerbs folgen.“

Vor allem beklagen die Unterzeichner*innen die undemokratischen Entscheidungsprozesse, die unter Ausschluss der Stadtbevölkerung stattgefunden haben. Daher fordern sie nun eine „transparente, öffentliche Debatte, wie das zukünftige Stadttheater als ein zentraler Ort bürgerlicher Selbstverständigung gestaltet werden kann.“ Statt abzureißen und umzuziehen soll der Standort der Städtischen Bühnen erhalten bleiben und der Bau von ABB unter Denkmalschutz gestellt werden, insbesondere das sogenannte „Wolkenfoyer“. Seit heute ist die Petition – zu deren Erstunterzeichnern die Pritzker-Prize Jurorin Kristin Feireiss, Hamburgs Landeskonservator Andreas Kellner oder die Architektin Jórunn Ragnarsdóttir gehören – online auf change.org zu unterzeichnen. (sj)

Fotos: Barbara Aumann, Wolfgang Runkel


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Kommentare

12

legoland | 10.03.2020 22:42 Uhr

@fredersen @luxi

Natürlich könnte ein Neubau das Konzept zeitgemäß ebenso umsetzen, aber warum einen Bau, der im besten Sinn als städtischer Raum und kommunikativer Ort der Stadtgesellschaft "funktioniert", aufgeben, anstatt ihn bautechnisch zu ertüchtigen? Wie man zu der Aussage "alt und hässlich" kommen kann, ist mir rätselhaft. Man sehe sich nur die filigranen Glastüren mit den noch originalen Türbeschlägen oder die Handläufe der Geländer an. Die noch reichlich vorhandene bauzeitliche Substanz hat eine so hohe handwerkliche und ästhetische Qualität, dass sie kaum Alterungsspuren zeigt.

11

Luxi | 10.03.2020 15:52 Uhr

Weg damit!

Das Gebäude ist einfach alt und hässlich. Weg damit!

10

mages | 10.03.2020 15:19 Uhr

Ein Gebäude ist nicht nur ein Gebäude...

Ich schließe mich dem Kommentar Nr. 7 von »legoland« voll und ganz an und möchte hinzufügen: Ein Gebäude kann auch ein Erinnerunganker sein!

9

Fredersen | 10.03.2020 14:58 Uhr

@legoland, @vergebene liebesmüh

Geht ihr denn davon aus, dass ein Neubau die räumlichen Qualitäten, die legoland beschreibt, nicht bieten kann?
Gerade die Themen (dann öffentliches) Foyer und Dachterrasse sind doch wichtige Aspekte in einem noch zu führenden Wettbewerb für einen Neubau.
Ich kenne die bestehenden Räumlichkeiten, finde sie auch Ok, sehe aber auch noch sehr viel Luft nach oben.

8

Vergebene Liebesmühe | 10.03.2020 13:45 Uhr

@legoland

Diese Betrachtung überschreitet nur leider den Kenntnishorizont der meisten Kommentatoren hier.

7

legoland | 10.03.2020 09:44 Uhr

Identifikation

Das Foyer mit dem Chagallsaal und dem großartigen Ausblick auf die Gallusanlage mit ihrem Hochhauscluster ist nach meiner Überzeugung ein Identifikationsort für jeden Frankfurter Opernbesucher - ein einmaliges Schaufenster zur Stadt, das gleichzeitig als Wandelhalle, Bühne und Pausenrestaurant funktionert. Und nicht zu vergessen die Dachterasse, von der aus man dem Überstunden machenden Freund am Schreibtisch im Eurotower zuwinken kann! Unprätentiöser 60er Jahre-Funktionalismus at its best!
Kein Mensch braucht an der Stelle rek0nstruierten Jugenstilkitsch.

6

STPH | 10.03.2020 08:05 Uhr

...

immer wieder interessant wie emotional und subjektiv Geschichte ist. Dieser Blätterteig aus mehreren Generationen die hier aus der Versenkung auftauchen.

Vielleicht überlassen wir den jungen oder jüngsten die Entscheidung, statt immer wieder überkommene Selbstinszenierung, Machtausübung der alten zu ertragen. Die trauten auch keinem über 30.
Enkel haben oft überraschende Zugänge zu ihren Opas.

Haben die tollen Riesenscheiben eigentlich die 68 Demos überlebt, oder war das damals schon links? Wer im Glashaus sitzt...

Das niederschwellige zusammengekleisterte ist provozierend schön. Wer will da reinschlagen. Die zierlich freundliche Moderne prägt immer noch Frankfurt in weiten Teilen. Auch eine Form der Demokratie... der Generationen

5

********** | 09.03.2020 21:14 Uhr

Kultur pur

Vor lauter * überliest man ja fast die kritische Berichterstattung zu diesem Konglomerat.

Mich würde mal interessieren wieviele Bürger sich mit einem derartigen Gebäude identifizieren. Mit Sicherheit findet man ein paar *, aber das breite Volk findet dieses Gebäude schlicht hässlich. Das Gebäude erinnert an eine Mischung aus Erichs Lampenladen und Dresdner Kulturpalast, sehr identitätsstiftend.

Wobei wir wieder beim Thema sind. Anstatt kritisch eine derartigen Baustil zu hinterfragen überschlägt sich die Architektenschaft reflexartig in nebulösen Argumenten für den Erhalt.

Geschichtsvergessen war die Generation die derartige Gebäude gebaut hat und noch heute baut.

4

auch ein | 09.03.2020 17:25 Uhr

architekt

" ein Verlust gegenüber dem hervorragenden Jugenstil-Bau von Heinrich Seeling.", ein "Nachbau an dieser Stelle" etc....
Das sind ja einerseits schreckliche Vorstellungen, andererseits zusätzlich das Risiko WELCHE Vergangenheit man nachbaut, wer welche Vergangenheit gut und wichtig findet...

EIne unendliche Diskussion.

Und über diese verliert sich leider die Ursache der Diskussion : MAN BRAUCHT EIN SCHAUSPIELHAUS

3

Parkschützer | 09.03.2020 16:40 Uhr

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sprotpark Berlin

" ... dass die Stadt eine Baupolitik betreibe, "die identitätsstiftende Bauten der Stadtgeschichte auslöscht und neue Surrogate schafft, welche vornehmlich der Vermarktungslogik eines globalisierten Standortwettbewerbs folgen.
Vor allem beklagen die Unterzeichner*innen die undemokratischen Entscheidungsprozesse, die unter Ausschluss der Stadtbevölkerung stattgefunden haben. Daher fordern sie nun eine "transparente, öffentliche Debatte ..." Überall das selbe! Bitte unterstützen Sie auch die Petition zum Erhalt des Jahn-Stadions in Berlin, dass schon im Herbst abgerissen werden soll, samt seiner stadtbildprägenden, skulpturalen Flutlichtmasten.
www.jahnsportpark.de

2

Fredersen | 09.03.2020 16:12 Uhr

Blickt nach Vorne

Aus der Perspektive der "Jungen" halten hier Boomer an einer Schrottimmobilie fest. Die Qualität der Anlage erschließt sich nur schwer. Ein Neubau (nach meiner persönlichen Meinung zwingend an dieser Stelle) könnte über ein großes, offenes Foyer die Hochkultur für breite Schichten erlebbarer machen. So wie es in anderen europäischen Städten mit neuen Spielstätten vorgelebt wird.
Richtig ist aber, dass in Frankfurt ein öffentlicher Diskurs geführt werden sollte, der aber faktisch nahezu nicht stattfindet.

1

Baukultur | 09.03.2020 15:55 Uhr

Geschichtsvergessener Bestandsbau

Es gibt Meisterwerke des Wiederaufbaus, auch in Frankfurt, dieser bauliche Irrtum gehört aber sicherlich nicht dazu.

Ein zusammenhangsloser Haufen Bauteile die dort derzeit aufgetürmt sind, in jeder Hinsicht ein Verlust gegenüber dem hervorragenden Jugenstil-Bau von Heinrich Seeling.

Sollte sich eine Wiederherstellung des Vorgängerbaus aus Kostengründen oder weil es keine Mehrheit bei einer Befragung der Stadtbewohner ergibt, verbieten, ist dringend über einen angemessenen Neubau an geeigneter Stelle nachzudenken.

Ich wünsche Frankfurt von Herzen Mut und Weitsicht in dieser Angelegenheit. Eine Städtische Bühne, die Aussieht wie ein antiseptisches Banken-Foyer will mir als Wohnzimmer für die Stadtgemeinschaft und als Ort der Identifikation jedenfalls nicht einleuchten.

 
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Sollen abgerissen werden: Städtische Bühnen Frankfurt

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Der Bau von 1963 steht am Willy-Brandt-Platz, am Eingang zur Frankfurter Innenstadt.

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Apel, Beckert & Becker planten Theater und Oper als Doppelanlage.

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Innenansicht der Städtischen Bühnen Frankfurt

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