- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
19.07.2024
Betonschalen für die Universität
Pavillon in Málaga von Juan Gavilanes Veláz de Medrano und Ferrán Ventura Blanch
Pavillons mit komplexen Geometrien sind durchaus typische Objekte, wenn es um die Erforschung neuer konstruktiver Techniken geht. In diese Kategorie scheint auch das offene Klassenzimmer zu fallen, das Juan Gavilanes Veláz de Medrano und Ferrán Ventura Blanch an der und für die Universidad de Málaga entworfen haben. Auffällig ist jedoch, dass das Gebäude namens E4 direkt neben der Fakultät für Erziehungswissenschaften im Westen des Zentrums errichtet wurde. Denn im Fokus stand tatsächlich eher sein Gebrauch als Raum der Lehre.
E4 steht für Espacio Educativo Exterior Eficiente. Wobei effizient sich hier auf den parametrischen Entwurfsprozess bezieht. Neben den beiden Projektverantwortlichen, die den Instituten Architektur und Ingenieurswesen angehören, war ein multidisziplinäres Team von Erziehungs- und Wirtschaftswissenschaftler*innen sowie Expert*innen aus Bereichen wie Informationstechnik beteiligt.
An all dies dürften die Nutzer*innen aber kaum denken, wenn sie das expressive Formexperiment betreten. Rund 100 Quadratmeter Fläche umfasst der Prototyp, der an den spanisch-amerikanischen Betonschalen-Pionier Félix Candela erinnert. Eine Mittelzone mit Treppentribüne dient als primärer Ort der Zusammenkunft. Flankiert wird dieser Bereich von zwei Nischen, die von kleineren Gruppen genutzt werden sollen. Die auf den ersten Blick etwas willkürliche Schalenstruktur wurde unter anderem hinsichtlich ihrer klimatischen Performance optimiert. Über 40 Parameter wurden berücksichtigt, mit dem Ziel, eine möglichst komfortable Atmosphäre zu gewährleisten. Dazu gehören neben klimatischen Aspekten auch Fragen der Raumakustik und der Beleuchtung. Der Entwurf ähnlicher Gebäude an anderen Standorten soll sich so in Zukunft deutlich beschleunigen lassen.
Die Umsetzung, über die im Vergleich zum Entwurfsprozess fast nichts zu erfahren ist, erfolgte in Zusammenarbeit mit Elesdopa aus Granada. Das mittelständische Unternehmen hat ein eigenes Verfahren entwickelt, wie sich gekrümmte Betonflächen ohne Schalungen herstellen lassen. Dazu wurde der Pavillon zunächst aus flexiblen Bewehrungselementen errichtet und schließlich der Beton in Form von zwei Schalen aufgespritzt. Zwischen diesen beiden Schalen liegt eine Dämmebene, die eine übermäßige Aufheizung der inneren Schale verhindern soll. Die konkrete Realisierung übernahm das Bauunternehmen Lasor aus Malaga.
Mit Entwurf und Bau des kleinen Pavillons ist der erste Teil des Forschungsprojekts abgeschlossen. Ein enges Netz an Sensoren soll nun in einem zweiten Schritt die tatsächliche Nutzung des Gebäudes evaluieren. Dazu gehören auch Experimente mit KI-Systemen, auf deren Grundlage neue Verfahren der Gebäudesteuerung entwickelt werden sollen. (sb)
Fotos: Fernando Alda
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
Kommentare:
Kommentare (2) lesen / Meldung kommentieren