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19.08.2021

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Flachsfasern im Botanischen Garten

Pavillon in Freiburg von ITECH und livMatS


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Interdisziplinäres Arbeiten gilt heute als gesellschaftliches Ideal, auch wenn manchmal ein veritables Abkürzungsdurcheinander die Folge ist. Im Falle eines Pavillons in Freiburg im Breisgau liest sich das dann so: Architekt*innen und Ingenieur*innen des Masterstudiengangs ITECH des Exzellenzclusters IntCDC der Stuttgarter Lehrstühle ICD und ITKE mit Biolog*innen des Exzellenzclusters livMatS der Uni Freiburg haben bei der Errichtung eines kleinen Pavillons im Botanischen Garten kooperiert. Dieser wird in den nächsten fünf Jahren der Freiburger Universität und insbesondere dem livMatS-Cluster als Veranstaltungsort dienen. Beteiligt war außerdem das Stuttgarter Unternehmen FibR als Produktionspartner.

LivMatS steht für „Living, Adaptive and Energy-autonomous Material Systems“, was Flachs als Hauptbestandteil des Bauwerks erklärt. Das Cluster nutzt unter dem Motto „Learning from Nature in Nature“ den Botanischen Garten als Forschungs- und Lehreinrichtung. Der Pavillon orientiert sich an Vorläufern der Teams von ICD und ITKE und stellt das erste Gebäude dar, dessen tragende Struktur einzig aus robotisch gewickelten Flachsfasern besteht, was die Planer*innen als nachhaltige und ressourceneffiziente Alternative zu konventionellen Bauformen beschreiben. Die Fasern werden dabei zunächst zu Flachsgarn verarbeitet, das wiederum mit der bewährten Robotertechnologie des Stuttgarter Exzellenzclusters zu tragenden Elementen verwoben wird. Die resultierende Webstruktur ist unter anderem von natürlichen Vorbildern wie Kakteen inspiriert. Fasergewebe gelten als besonders effizient, was ihre Tragkraft angeht.

Das kernlose Wickelverfahren ermöglicht, die Orientierung, Ausrichtung und Dichte der Fasern entsprechend ihrer Belastung gezielt zu steuern. Eine spezielle Form wird dabei nicht benötigt, ein anpassbarer modularer Wickelrahmen reicht. Die biologische Variabilität von Naturfasern im Vergleich zu synthetischen Materialien, mit denen die Stuttgarter Teams schon öfter gearbeitet haben, stellte eine der neuen Herausforderung des Projekts dar. Bei einer Gesamtfläche von 50 Quadratmetern beträgt das Gewicht der Faserkonstruktion rund 1,5 Tonnen. Flachs als regional verfügbare Faser hat dabei einen weiteren Vorteil hinsichtlich des ökologischen Fußabdrucks des Projekts. Eine wasserdichte Haut aus Polycarbonat schützt die Konstruktion.

Die Eignung von Fasern für pavillonartige Bauten haben die Stuttgarter um die Professoren Achim Menges und Jan Knippers mit ihrem Freiburger Projekt ein weiteres Mal bewiesen. Gespannt darf man allerdings sein, ob sich die Effizienz solcher Bauweisen in Zukunft auch auf andere Typologien übertragen lassen wird. (sb)


Zum Thema:

Ein Pavillon aus gewickelten Fasern konnten die Teams von ICD und ITKE auch 2019 auf der Bundesgartenschau in Heilbronn präsentieren, der unsere Baunetzwoche#536 gewidmet war. Dort kam allerdings Carbon statt Flachs zum Einsatz – wie auch bei ihrem aktuellen Beitrag im Rahmen der Hauptausstellung der Biennale in Venedig.


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Kommentare

4

Experiment | 19.08.2021 21:53 Uhr

Experiment

Ein Experiment eben. So wie im Regenwald und sonst noch wo. So lange es den Flachfasernzauber gibt..

3

auch ein | 19.08.2021 16:15 Uhr

architekt

interessat wäre ja eher wie lange es "wasserdicht" nach unten wäre wenn man das plastik weglassen würde und die fasern enger weben?

das machen ja die leute im regenwald so und es funktioniert . sieht dann zwar nicht so schick aus, klappt aber

2

Liebe | 19.08.2021 16:02 Uhr

Renaissance

Diese modernen Kuppeln erinnern mich stark an diese 70er Experimentalbauten, welche dann zB in den Auto-Grill Stationen in Itialen zur Verwirklichung kamen.
Im allgemeinen verstehe ich diese Art der Tragwerks-Architektur nicht als konkretes Bauwerk, sondern halt als Experiment und ein: "Guck Mama was ich kann!. Ob dieser Kandidat sich in die Reihe nicht verwirklichter Tragwerks Konzepte stellt? Ziemlich sicher.

1

Professor | 19.08.2021 15:41 Uhr

kompostierbar

Die Welt ist ein Pavillon!
Diesmal zumindest kein Sondermüll, sondern (nach fünf Jahren) kompostierbar... dem Exzellenz-Cluster sei Dank!

 
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