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13.05.2019

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High Line am Rhein

Paul Böhm will Kölner Hauptbahnhof verlegen


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Der Kölner Hauptbahnhof stößt an seine Kapazitätsgrenzen: 280.000 Reisende täglich und nur elf Gleise unter dem Dach einer 1859 eingeweihten Halle. Auch partielle Erweiterungen, wie sie in den letzten Jahren immer wieder stattgefunden haben, lösen das Problem nicht: Der Kölner Hauptbahnhof, mitten in der dichten historischen Innenstadt und direkt neben dem Dom gelegen, wird dem Nah- und Fernverkehrsaufkommen in Zukunft nicht mehr standhalten können. Architekt Paul Böhm (Köln) hat diesen Missstand zum Anlass genommen, die Stadt Köln und ihre Bahnhöfe neu zu denken. Mit seinem Perspektivwechsel – den Böhm in einer freien Konzeptidee einnimmt – spricht er eine ganze Reihe von Problemen des Wohnraums, der Dichte und der urbanen Lebenswertigkeit an.

Sein einfacher Ansatz: Der Hauptbahnhof soll nicht mehr Hauptbahnhof, sondern nur noch Regionalbahnhof sein. Der Fernverkehr soll gänzlich auf den Bahnhof Deutz verlegt werden, der dem jetzigen Hauptbahnhof auf der anderen Seite des Rheins gegenüberliegt. Die alte Bahnhofshalle mit ihrem Anbau aus Nachkriegszeiten soll ein zentraler sozialer Knotenpunkt der Stadt bleiben – etwa als Einkaufszentrum oder Museum. „Das Quai d’orsay in Paris oder der Hamburger Bahnhof in Berlin sind auch alte Bahnhöfe, die als Kulturbauten heute sehr gut funktionieren”, betont Böhm im Gespräch mit BauNetz.

Entscheidend ist bei seinen Überlegungen, dass die Ost-West-Verbindung mitten durch die Innenstadt unter die Erde verlegt werden müsste. Nach diesen Plänen würde der jetzige Hauptbahnhof verkehrstechnisch zu einem Untergrundbahnhof für Stadt- und Regionalzüge. Oberirdisch würde das ungenutzte Gleisfeld viel Raum freigeben. Die innerstädtische Ost-West-Linie stellt sich Böhm als eine Art Kölnische High Line vor. Wie Diller Scofidio+Renfro es für eine stillgelegte Hochbahntrasse in New York bereits umsetzten, könnte auch am Rhein ein öffentlicher Park angelegt werden. Die stadtbildprägende Hohenzollernbrücke zwischen Deutz und linksrheinischer Altstadt würde dann zu einem begrünten Fahrradweg mit Parkbänken werden.

Entlang der so entstehenden Grünstreifen sieht Böhm Verdichtungspotential und überlegt, Wohnhäuser direkt an den stillgelegten Hochbahntrassen zu bauen. Im Westen, kurz bevor die Ost-West-Strecke  wieder oberirdisch verlaufen würde, generierte sein Konzept in einem jetzigen Gleisdreieck ein großes bebaubares Gelände. Ähnlich wie bei der gerade entstehenden Mitte Altona könnte auf dem Areal ein Neubaugebiet, vor allem für Wohnungen entstehen. 

Paul Böhm, der den städtebaulichen Entwurf mit einem verlegten Fernbahnhof und einer unterirdischen Ost-West Strecke auf eigene Initiative lanciert hat, stellte sein Konzept bereits der Oberbürgermeisterin Henriette Reker und einigen Parteien im Kölner Rat vor. „Alle begrüßen bislang meinen Vorschlag”, meint Böhm: „Der nächste Schritt ist nun, konkret zu untersuchen, ob so ein Konzept auch realisierbar ist.” Eine Machbarkeitsstudie ist in Planung. Und sollte diese positiv ausfallen, vielleicht wird dann Paul Böhm selbst an einem nachfolgenden städtebaulichen Wettbewerb teilnehmen. (sj)


Kommentare

9

Architekt | 14.05.2019 13:34 Uhr

Gutes wird besser!

Könnte nicht einfacher der Rhein verlegt werden? Zusätzlich wäre es absolut sinnvoll den Dom ein wenig zu schieben und die Gehege im Tierpark angemessen zu vergrößern. Genial!
Alles von einem weltweiten Team der besten Planer zu minimalen Kosten und einer Bauzeit von nur 18 Monaten!
Koordiniert von einer Gruppe aus erfahrenen Managern von der Bahn, aus der Politik und der freien Wirtschaft.

8

Tünnes | 14.05.2019 12:43 Uhr

Wo lebt dieser Böhm?

Jedenfalls nicht in Köln - sonst kann ihm die aktuelle Diskussion um den Bau einer Ost-West-U-Bahn eigentlich kaum entgangen sein.

Den schlägt nämlich die Verwaltungsspitze als Antwort auf die Probleme vor, die maßgeblich aus dem Bau der noch immer nicht fertig gestellten Nord-Süd-Bahn entstanden sind. Seit Anfang der 1990er Jahre wurde alle planerischen Kapazitäten darauf konzentriert. Darüber wurde nicht nur eines der wichtigsten Archive nördlich der Alpen zum Einsturz gebracht, sondern eben zahllose andere Punkte nicht angegangen. Drei Kilometer U-Bahn zwischen Dom und Südstadt standen über inzwischen drei Jahrzehnte derart im Fokus, dass alles andere aus dem Blick geriet.

Die Idee genau das nochmal zu wiederholen toppt der Vorschlag auf jeden Fall. Das ist dann aber vielleicht eher etwas für ein BDA-Kamingespräch als eine ernsthafte Debatte.

7

IgnazK | 13.05.2019 23:23 Uhr

bitte nicht

Ich sehe ja das Problem, dass Köln verkehrstechnisch in allen Belangen überlastet ist. Aber dieser Lösungsvorschlag ist doch unvernünftig.

Das schönste an Köln ist es über die (Eisenbahn-)Hohenzollernbrücke einzufahren. Ich freue mich jedes Mal auf diesen Moment mit dem Zug über diese Brücke und den Rhein zu fahren.

Im Entwurf wird die Brücke zu einem Ort, der weder Stadt noch Natur ist.

6

ROLF | 13.05.2019 21:00 Uhr

Oha, das nächste potenzielle Loch

Hmh, wie war das noch mit der letzten unterirdisch verlegten bahn ... na der Versuch ... ist da nicht eine kleine Katastrophe gewesen ... mir schwant nix gutes ... und das war "nur" für die U-Bahn ... wenn man dann die Schwingungen (Übertragung der Fahrschwingungen von großen/schweren Zügen) erleben möchte ... wird wohl noch mehr zum Einsturz gelangen ... auf jedem Fall greift das 2. Kölner Grundgesetzt nur bedingt:" .... ett noh imma jut jejange ..."

5

joscic | 13.05.2019 16:40 Uhr

Gute Idee

Positives Beispiel einer vergleichbaren Umsetzung gibt es in Zürich, allerdings mit dem Regionalverkehr oberirdisch. Auch in Frankfurt gibt es Pläne für einen Fernbahntunnel. Ich finde es sehr gut, wenn Architekten Anstöße für eine zukunftsweisende Infrastruktur geben. Politiker trauen sich ja gar nicht mehr - @ Staubmeier und Kehr.

4

Frank Toelle | 13.05.2019 16:40 Uhr

Köln Fernbahnhof

Gute Idee, endlich darüber nachzudenken, was eine Alternative zum Status Quo wäre. Der Bahnhof ist ja tatsächlich ein Nadelöhr.
Der Vorschlag kommt nur Jahre zu spät. Die Tiefbahnhof-Ideen sind nicht mehr zeitgemäß und mttlerweile sind in Deutz auch sämtliche Flächen für einen größeren (!) Bahnhof bebaut. Somit ist dort genausowenig ein großzügiger Fernbahnhof möglich, wie man unschwer auf dem letzten Bild erkennen kann.
Köln ist nicht Berlin in den 90ern.
Wahrscheinlich müsste man noch größer denken und den Bahnhof ins Deutzer Feld im Osten oder in das Gebiet der projektierten Wohnflächen im Westen legen, um wirklich das Platzproblem zu lösen.

3

Besorgter Leser | 13.05.2019 16:05 Uhr

Schade

"... Und sollte diese positiv ausfallen, dann lässt sich schon einmal annehmen, wer an einem nachfolgenden städtebaulichen Wettbewerb wohl teilnehmen wird."

Sie implizieren hierbei, Herr Böhm hätte diesen Vorschlag aus reinem Selbstnutz getätigt.
Wann hört das BauNetz endlich auf herablassende Bemerkungen in die Meldungstexte einzubauen?!

Es bedarf keiner kommentarlosen Wiedergabe von Pressetexten oder euphorische Lobgesänge.
Verbitterte Notizen sind jedoch nicht nur deplatziert – sie wirken auf Dauer auch furchtbar ermüdend.

2

Christian Kehr | 13.05.2019 15:52 Uhr

Köln Hbf unterirdisch

Bitte nicht noch so einen Stuttgart-21 Stuss!

Wartet es doch erst mal ab, ob das in der Schwabenmetropole funktioniert (was es vermutlich nicht wird).

1

staubmeier | 13.05.2019 15:48 Uhr

tusch!

ist denn heute schon der 11.11.?

 
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Die erhöhten Bahntrassen durch die dichte Innenstadt sollen eine grüne Parklandschaft bilden.

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Fahrradwege und Parkbänke anstelle von Zügen – so könnte es auf der Hohenzollernbrücke nach Vorstellungen von Paul Böhm in Zukunft aussehen.

Fahrradwege und Parkbänke anstelle von Zügen – so könnte es auf der Hohenzollernbrücke nach Vorstellungen von Paul Böhm in Zukunft aussehen.

Dort, wo jetzt ein Gleisdreieck weite Flächen im Nordwesten von Kölns Innenstadt einnimmt, könnte ein großes Neubaugebiet entstehen.

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Auf Höhe des Hansaplatzes weiten sich die Trassen derart, dass sie die Dimensionen eines Parks einnehmen.

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