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17.08.2017

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Euro, Cent und Zentimeter

Open Source House von studiolada in Baccarat


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Die Besonderheit dieses kleinen Wohnhauses im französischen Baccarat ist der Open Source Ansatz – die Idee des geteilten Wissens. Das Büro studiolada architectes (Nancy) hat das Haus für ein älteres Ehepaar entworfen, unter der Prämisse, die Baukosten durch einen rationalisierten und radikalen Entwurf zu optimieren. Open Source bedeutet in dem Zusammenhang, dass die Architekten alle Unterlagen, Ideen und Grundlagen des Entwurfs mit dem Ziel veröffentlichen, den entwickelten Ansatz weiter zu tragen und neue Projekte im gleichen Geist zu inspirieren.

Entstanden ist ein konsequent einfaches Holzhaus mit gezielt gesetzten Raumqualitäten und Bruttokosten von 1.250 Euro pro Quadratmeter. Pragmatisch auf ein 1-Meter-Raster gesetzt, fasst der Grundriss des Erdgeschosses 9 x 9 Meter, das obere Mezzaningeschoss 4 x 9 Meter. Während für Schlaf- und Badezimmer kleine Raumabmessungen gewählt wurden, sind die hellen Wohnräume großzügig und teilweise doppelgeschossig gestaltet. Darüber hinaus sollten sich Räume erweitern können, etwa die Küche in den Wohnraum oder die Terrasse in den Garten. So wurde die Südfassade vollständig verglast und mit einer Pergola versehen, während die Nordfassade geschlossen ist. Zum Westen öffnet sich das Haus, nach Osten hin ist es intimer.

Das Mezzaningeschoss lässt sich auf unterschiedliche Weise nutzen; bei Bedarf können hier zwei getrennte Schlafzimmer und ein Bad entstehen. Es gibt keine Trockenbauwände, stattdessen wurden vorgefertigte Holzpaneele als Trennwände wie auch zur Verkleidung der Decken und für den Boden verwendet. So konnte man auf der Baustelle auf zwei Gewerke verzichten (Trockenbau und Maler), was den Einbau beschleunigt und einfacher gemacht hat. Beim Bauprozess haben die Architekten Wert darauf gelegt, vor Ort ansässige Firmen zu beteiligen und das traditionelle Handwerk zu unterstützen.

Die Architekten wollten mit dem Projekt die Idee einer kollaborativen Gesellschaft voranbringen, einer Gesellschaft, die auf Offenheit, Vertrauen, und gemeinsamen Werten basiert, weshalb sie auch den ungewöhnlichen Schritt unternehmen, Details und Kostenschätzungen zu veröffentlichen. In einem solchen Modell verändert sich nicht nur der Entwurfsprozess und die Entstehung von Architektur, sondern auch die Rolle der Architekten. (kh)

Fotos: Olivier Matthiote


Zum Thema:

Studiolada architectes


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Kommentare

1

Fred Konkret | 17.08.2017 17:37 Uhr

Der Ansatz...

...der Transparenz ist sehr lobenswert, obwohl das Projekt doch Fragen aufwirft und ich stark vermute, dass dieses statement der Architekten durch einen Hauptjob als Assistent an einer Uni abgesichert ist.

Wenn das Bauen immer billiger wird, so dass jeder sich in der Peripherie ein Einfamilienhaus bauen kann, um dann mit dem Auto zu pendeln - auch wenn es bei dem älteren Paar wahrscheinlich nur zum Arzt in die Großstadt geht - dann führt das wiederum zu einer Missachtung der Ressource "Natur bzw. Landschaft".

Ziel sollte es sein, Einfamilienhäuser zu vermeiden, das gilt übrigens auch für alle Tiny-Houses, es sei hier nur der U/A Wert genannt, die Erschließungsflächen in Bezug auf den Wohnraum, die Bereitstellung der Infrastrukturen wie Wasser etc. für relativ wenig Begünstete.

Ein anderer Aspekt ist, dass alle davon sprechen, dass das Bauen billiger werden muss. Warum eigentlich?

Eine Reduzierung der Baukosten führt nicht gleich zu geringeren Kosten beim Wohnungserwerb. Es führt eher zur Gewinnmaximierung bei der Spekulation mit Grundstückspreis und Verkaufspreis des Bauträgers. Früher waren z.B. Kredite aufgrund der hohen Zinsen teuer, jetzt sind die Zinsen niedrig. Aber wer profitiert davon? Letztlich hat der Wohnungsmarkt sich diesen Kostenvorteil einverleibt, d.h. die Preise für Wohnraum sind gestiegen, da ja die Kredite billiger geworden sind, der Käufer hat nichts davon.

Das liegt daran, dass sich der Markt immer nach dem Maximalbudget des Kunden richtet. Wenn jetzt das Bauen billiger wird, dann gehen die Grundstückspreise wieder hoch oder der Spekulationsgewinn steigt. Letztlich zahlt man immer das Gleiche, nämlich das, was man sich gerade noch leisten kann. Nur bekommt man bei billigerem Bauen immer weniger Architektur dafür.


 
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