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06.05.2020

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Buchtipp: Du, glückliches Österreich

Neues soziales Wohnen. Positionen zur IBA_Wien 2022 


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Hamburg, Heidelberg, Thüringen, Stuttgart: Eine wahre Flut von Internationalen Bauausstellungen brach in den letzten Jahren über Deutschlands Stadtregionen herein. So unterschiedlich wie die Programmatik war und ist auch der Erfolg. Andere, wie die geplante IBA Berlin 2020, fanden ein Ende, bevor sie überhaupt begannen.

Auch die IBA_Wien 2022 „Neues Soziales Wohnen“ hatte einen etwas unruhigen Start. Konzipiert vom damaligen Leiter der Wiener Wohnbauforschung, Wolfgang Förster, wurde sie 2015 (damals noch mit dem Zieljahr 2020) vom damaligen Wohnbaustadtrat Michael Ludwig mit großem Stolz verkündet. Förster musste später aus gesundheitlichen Gründen die Rolle als IBA-Koordinator abgeben, und Ludwig scheint sich, seit er 2018 Bürgermeister wurde, nicht mehr sonderlich für die IBA zu interessieren. Auch die Wiener Architektenschaft reagierte eher skeptisch. Nicht wenige warfen der IBA vor, sie sei ein reines Marketinginstrument, das den international schillernden „IBA-Stempel“ auf Stadtentwicklungs- und Wohnbauprojekte drückte, die ohnehin schon geplant waren.

Dies zumindest hat sich geändert, das IBA-Team hat die Projektkandidaten, von denen 9 Quartiere und 15 Einzelprojekte ausgewählt wurden, mit einem Begleitprogramm gekoppelt, das die städtebaulichen, architektonischen und politischen Intentionen deutlicher fokussiert. Dies mit einem vergleichsweise kleinen Team um IBA-Koordinator Kurt Hofstetter (die IBA Stuttgart 2027 hat viermal soviel Personal!) und minimalem Budget. Mit dem Thema „Neues Soziales Wohnen“ knüpft man bewusst an die Tradition des Wiener Wohnbaus an.

Aufgrund des Coronavirus musste die für April 2020 geplante Zwischenpräsentation auf Herbst verschoben werden, doch dafür gibt es nun reichlich Lesestoff. Die eben erschienene Publikation Neues soziales Wohnen. Positionen zur IBA_Wien 2022 zieht sozusagen die Fundamente unter das IBA-Konstrukt ein – und das mit Nachdruck. Über mehrere Kapitel hinweg konsolidiert sich eine wesentliche Position: Der freie Markt bietet keine Lösungen für die Wohnungskrise, im Gegenteil.

Dies wird vor allem im internationalen Vergleich deutlich, wo Wien mit seinem Anteil an kommunalen und geförderten Wohnungen mit gedeckelten Mieten von 41 Prozent in den letzten Jahren mehr denn je als Insel der Seligen gilt. „In Deutschland ist abzulesen, wie verheerend der freie Wohnungsmarkt für das städtische Zusammenleben sein kann und zu welchen aufwendigen Eingriffen er zwingt, um den sozialen Frieden aufrecht zu erhalten. Tu felix Austria!“ wie Christiane Thalgott in ihrem Beitrag schreibt. Doch ist Wien von der Finanzialisierung des Wohnungswesens und dem Run aufs „Betongold“ keineswegs verschont geblieben, im Gegenteil. Ob und in welcher Form Gegenmaßnahmen wie die 2019 eingeführte Baulandkategorie „geförderter Wohnbau“ hier greifen, wird man erst in ein paar Jahren wissen.

Die von Rudolf Scheuvens im Buch gestellte Frage, ob Wien mit seiner gut geölten Wohnbaumaschinerie überhaupt eine IBA braucht, findet hier die bejahende Antwort. Das auf Konfliktvermeidung gründende Wiener Erfolgsmodell der sozialen Nachhaltigkeit, so der Konsens vieler Beiträge, gilt es mit neuen Miet-, Finanz- und Stadtentwicklungsmodellen fortzuführen. In diesem Zusammenhang ist es vor allem die Quartiersbildung, der in mehreren Beiträgen eine zentrale Rolle zugewiesen wird. Hier profiliert sich die IBA bereits in der Praxis als Koordinatorin zwischen Wohnbauträgern, die es meist noch nicht gewohnt sind, über das eigene Baufeld hinaus zu denken.

Der Tonfall ist durchgehend sachlich, mehr soziologisch, politisch und wirtschaftlich als architektonisch, und angesichts der überbordend vielen Beiträge, die weitgehend ähnliche Positionen vertreten, ergeben sich zwangsläufig einige Redundanzen. Wouter Vanstiphout darf sich als einer der wenigen einen Ausflug in die Utopie erlauben und fordert „100 Millionen neue Häuser in Europa innerhalb von zehn Jahren, die allesamt uns gehören“. Schade nur, dass die konkreten IBA-Projekte selbst bloß am Rande vorkommen – hier hätte sich noch mehr Neugier auf die Ausstellung erzeugen lassen. Welche Antworten die Projekte auf die im Buch gestellten Fragen bieten und wie sich die Positionen in die Realität umsetzen lassen, hätte man gerne etwas genauer gewusst. Eine Lücke, die man beim Besuch in Wien zur Zwischenpräsentation im Herbst oder spätestens im IBA-Jahr 2022 selbst füllen kann.

Text: Maik Novotny


Neues soziales Wohnen. Positionen zur IBA_Wien 2022
IBA_Wien 2022 und future.lab (Hg.)
256 Seiten
Jovis Verlag, Berlin 2020
ISBN 978-3-86859-619-9
35 Euro


Zum Thema:

www.iba-wien.at


Kommentare

19

Xaver Zaungast | 12.05.2020 13:58 Uhr

:-/

...sehr geehrter Herr yiokter dike:

dass Eigentum auch finanzielle Verpflichtungen zur Unterhaltung und Werterhaltung mit sich bringen, wissen Sie aber doch oder? ...Die können ganz erheblich sein, dass die Lage einen erheblichen Anteil des Wertes ausmacht sollte auch nicht unerwähnt bleiben... Bei Beobachtung der Marklage und den gesellschaftlichen Änderungen gilt es daher zu filtern, welcher Lebensweg sich besser für einen eignet, Vermögensbildung geht heute auch anders... Ich hoffe daher nicht, dass der Wüstenrotfuchs bei Ihnen zu tiefe Spuren hinterlassen hat und pflichte ixamotto an dieser Stelle bei, dass Selbstbestätigungen per se nicht hilfreich dabei sein können, Thesen zu untermauern...

18

Dr. Yikes | 12.05.2020 13:54 Uhr

*snickers*

Nein, 'anecdotal evidence' ist kein valides Gegenargument.

Wer, glauben Sie eigentlich, kommt für die Instandhaltungskosten in Mietwohnungen auf?

Und nein, "Covid-19"-Tote sind kein Gradmesser für die Leistungsfähigkeit eines Gesundheitssystems (etwas geschmacklos, sogar für Sie)

Ja, Eigenheime wurden auch schon vor der "Nullzinspolitik" gebaut.

Nein, es ist kein Existenzrisiko (Altersarmut aufgrund fehlender Kapitalrücklagen und Alterseinsamkeit aufgrund mangelnder familiärer Bindungen aufgrund von Kinderlosigkeit schon)

Nein, ich werde kein Buch lesen, das mir von jemandem empfohlen wurde, der sich durchweg durch schlechten Stil und blanke Ahnungslosigkeit auszeichnet.

Ich danke Ihnen. Es tut immer wieder gut, immer und immer wieder Recht und nochmals Recht zu haben.

17

ixamotto | 12.05.2020 12:02 Uhr

@Dr.Yikes

Weil sie "ihre Welt" irrtümlicherweise für "diese Welt" halten, sei ihnen eine kleine "Weltreise" empfohlen - raus aus ihrem Google-Universum, mit dem sie sich ihre empirisch haltlosen Thesen zusammenbasteln (Kleiner Tipp zur Formulierung fundierter Argumente: Unsinn wird nicht wahrer, nur weil man ihn ständig wiederholt).

Fahren sie einmal nach Nordengland und besuchen sie dort schrumpfende Regionen und ihre Bewohner*innen, die in ihren tollen Eigentumshäusern sitzen und so reich sind, dass sie sich keinen Arztbesuch mehr leisten können.

Unternehmen sie eine ähnliche Tour in den nordamerikanischen rust belt, wo Häuser verfallen, weil ihre Eigentümer*innen durch deren Besitz nicht wohlhabender, sondern nur verschuldeter geworden sind und lernen sie ein paar Lektionen über Einkommensungleichheit.

Besuchen sie Spanien und sprechen sie mit all den Menschen, die durch das Platzen der Immobilienblase ihre Häuser verloren haben, während gleichzeitig tausende spekulativ errichtete Wohnungen leer stehen.

Lernen sie, dass der "reale Geldfluß" beim Abzahlen der Häuser tatsächlich bedeutet, dass das real geliehene Geld zurückgezahlt werden muss. Sie werden sehen: Vermögensbildung muß man sich leisten können.

Beginnen sie sich also mit der Frage auseinanderzusetzen, welches langfristige private Risiko es bedeuten kann, wenn man mit Eigenkapitalquoten von 20% Wohneigentum finanziert. Oder stellen sie sich umgekehrt die Frage, wer in ihren ach so wohlhabenden Gesellschaften Wohneigentum erwerben kann, ohne auf Kredite angewiesen zu sein - und v.a. wer nicht.

Fangen sie damit an, in ihre frechen Kostenkalkulation auch die Renditeerwartung des Anbieters, sowie die Instandhaltungs- und Betriebskosten mit einzuberechnen - man könnte ja fast glauben, sie wollen mir gerade einen windigen Kredit andrehen!

Was geschieht eigentlich, wenn der Kreditvertrag ausläuft und nachfinanziert werden muss? Halten sie die Nullzinspolitik der EZB für ein unumstößliches Naturgesetz?

Oder sie bleiben einfach zuhause und ziehen sich die Statistiken zur Covid-19-Epidemie rein, überprüfen angesichts der hohen Mortalitätsraten in Italien, Spanien und England ihre steile Thesen zur Langlebigkeit der Bewohner*innen dieser Länder und setzen sich damit auseinander, was man von niedrigen Steuern eigentlich hat, wenn die Gesundheitssysteme so kaputtgespart sind, dass sie ihre Steuerzahler*innen gar nicht mehr versorgen können.

Zu guter Letzt: Lesen sie Bourdieu's "Der Einzige und sein Eigenheim" und befreien sie sich von ihrem Eigentumsfetisch.

Schade, dass wir drüber sprechen mussten.

16

Dr. Yikes | 12.05.2020 08:36 Uhr

shifting the goalpoast

#mixatoto

Es geht hier um Vermögensbildung, und dabei geht nichts über Wohneigentum, da Mietkosten gemeinhin den größten Ausgabenposten darstellen und der Eigentumserwerb es ermöglicht, den realen Geldabfluss auf die Höhe der Kreditzinsen zu begrenzen.

Der Durchschnitts-Italiener, Spanier und Brite ist also nicht nur vermögender, er zahlt auch weniger Steuern und lebt länger (Googlen!) Gut, daß wir darüber gesprochen haben.

Der Hinweis auf die Bildersuche soll dem neutralen Leser nur deutlich machen, daß es sich dabei keineswegs um Geheiminformationen handelt und sie einfach zu finden ist. Nun, für die meisten jedenfalls.

Wie kann es sein, ixamotto, in dieser Welt zu leben, und sie doch so wenig zu kennen?

15

ixamotto | 11.05.2020 22:05 Uhr

@Dr. Yikes

Kann mir schon vorstellen, warum ihr erster Kommentar nicht veröffentlicht wurde - der war wahrscheinlich eher 'Alt-Right' statt 'Alright'.

Dankenswerterweise ntlarven sie sich mit jedem Kommentare immer weiter als selbstetikettierter Wissenschaftler:

- Aus dem Medianeinkommen allein können sie keine statistischen Schlüsse über gesellschaftlichen Wohlstand ziehen. Wenn sie das wirklich vorhätten, dann müssten sie noch andere Faktoren hinzuziehen. Sozial- und Krankenversicherungsquote, Steuerrsystem, soziale und medizinische Infrastruktur, Verschuldungsquote, usw. Die Armutsquote und die Eigentumsquote unter verschuldeten Haushalten, die ich an anderer Stelle bereits erwähnt habe, vernachlässigen sie wahrscheinlich ganz bewusst. Zu Italien und Spanien fällt ihnen weiterhin nichts ein. Zu Großbritannien ebenso. Warum wohl?

Die Eigentumsquoten sagen für sich genommen leider auch nicht mehr aus, als das sie aussagen wie hoch die Eigentumsquote ist. Wie gesagt: Man kann ja auch im Grundbuch stehen und trotzdem gehört alles solange die Schulden nicht abbezahlt sind faktisch der Bank.

Und den Zusammenhang von Fertilitätsrate und Eigentumsquote entdecken sie also in der Google-Bildersuche. Na herzlichen Glückwunsch! Können sie auch aus der Hand lesen?

14

Dr. Yikes | 11.05.2020 18:35 Uhr

Alright die Zweite

Da mein erster Kommentar auf den letzten Beitrag nicht veröffentlicht wurde, hier nun der zweite Versuch:

Vermögen im Euroraum und weltweit: Wikipedia "Liste der Länder nach Vermögen pro Kopf" -> Medianvermögen von Personen in US-Dollar

Die Eigentumsquoten findet man auf statista. Der Fertilitäts- und Eigentumsverteilung in Deutschland findet man mit der Bildersuche auf Google

#zensurnetz

13

ixamotto | 10.05.2020 21:11 Uhr

@Dr. Yikes

Nein, das glaube ich nicht und das habe ich auch nicht geschrieben. Aber lenken sie doch nicht ab: Wo sind denn jetzt die Quellen für ihre amüsanten Thesen? Sie haben keine, stimmts? Sie finden einfach keine Statistiken oder "Karten" (wie sie das nennen), die zeigen, dass Italien oder Spanien wohlhabender sind als Deutschland, oder dass Fertilitätsrate und Wohneigentum deckungsgleich sind. Tja, so ist das halt mit fake news...

12

Dr. Yikes | 09.05.2020 17:14 Uhr

WTF

#ixa

Sie glauben also, Städte wüchsen kraft der Geburtenstärke ihrer Bevölkerung?

Alright...

11

ixamotto | 09.05.2020 09:26 Uhr

@Dr. Yikes

Dann nennen sie doch mal ihre Quellen.

Z.B. hierzu:
"In Deutschland gehen Wohneigentum und Kinderreichtum Hand in Hand - vor allem auf dem Land. Die Karte der Wohneigentumsquote und Fertilitätsrate sind deckungsgleich. Einmal mehr ein Indikator für die Unmenschlichkeit der hiesigen Stadtplanung, wenn man bedenkt, dass das Familienleben und Fortpflanzungsdrang der elementarste Antrieb allen Lebens auf der Erde ist."

Klingt eher nach einem evangelikalen Glaubensbekenntnis, v.a. vor dem Hintergrund wachsender Städte und schrumpfender Regionen

10

Dr. Yikes | 08.05.2020 17:45 Uhr

Es werde Licht

@i*amotto

Als Wissenschaftler berufe ich mich auf Fakten, nicht auf den Glauben.

9

ixamotto | 08.05.2020 15:47 Uhr

@Dr. Yikes

Jetzt mal ehrlich Doktorchen: Das glauben sie doch alles selber nicht, oder?

8

R. Brüderle | 07.05.2020 17:37 Uhr

yin und yang habn sich gefunden

Was ist denn hier los? Ich glaube hier muss mal jemand feucht durchwischen...

Meinen ersten Entwurf zum Thema Wohnraum und Wachstum / System perpetuum mobile möchte ich Euch hier gerne exklusiv präsentieren (schreibt mir Kommentare oder gebt mir einen Daumen):

Seid fruchtbar und mehret Euch so
- aber keiner tut es mehr so gerne
in den Landen des Euro...
Hingegen aber der Raumanspruch,
der wächst und wächst und wächst...

Lösung?

Meeeeehr bauen!

Ja aber wo?

Na, auf meinem Erdbeerfeld!
Denn da steht bald ein Schaumstoffhaus
und das ist gut für mein Geld.

Und was ist denn da noch alles drinnen im neuen Schaumstoffhaus?
Naturlich auch ein neues Möbelhaus....!

7

Dr. Yikes | 07.05.2020 14:51 Uhr

gäääähn

@ixamotto

Intelligente Stadtplanung ermöglicht langfristige Vermögensbildung durch Wohneigentum.

Eine Immobilie profitiert von einem stabilen urbanen Umfeld (niedrige Kriminalität, geringe Arbeitslosigkeit, langfristige Wohnperspektive) Das ist am ehesten durch Familien gegeben. Familien verfügen am ehesten über die Mittel und haben am ehesten ein Interesse an Häusern. Es ist das perfekte System - man könnte es intelligent nennen - das in der angelsächsischen Welt schon seit langem perfektioniert wurde. Selbstredend finden wir dann auch in den Metropolen des angelsächsischen Kulturkreises die wohlhabendsten Städte der Welt mit der höchsten Lebensqualität (Beispiel London: Wohneigentumsquote 60%)

In Deutschland gehen Wohneigentum und Kinderreichtum Hand in Hand - vor allem auf dem Land. Die Karte der Wohneigentumsquote und Fertilitätsrate sind deckungsgleich. Einmal mehr ein Indikator für die Unmenschlichkeit der hiesigen Stadtplanung, wenn man bedenkt, dass das Familienleben und Fortpflanzungsdrang der elementarste Antrieb allen Lebens auf der Erde ist.

Zu den rhetorischen Fragen: Ja, wer am Ende seines Arbeitslebens eine Immobilie sein Eigen nennen kann, ist wohlhabender als jemand, der ohne eine Immobilie dasteht. Gut, daß wir darüber gesprochen haben.

Die von ihnen aufgeführten Länder sind alle wesentlich wohlhabender als Deutschland. Ja, Kredite ohne Sicherheit sind schlecht. Gut, daß wir darüber gesprochen haben.


Berliner Armut: Prag, Pressburg und Warschau sind alle wohlhabender als Berlin. In Warschau beträgt die Eigentumsquote 90%. 90. Prozent. Jedwede Vorgeschichte Berlins ist also keine Ausrede für miserable Perfomance.

Und jedwede Zweifel an meiner akademischen Integrität VERBITTE ich mir.

6

ixamotto | 07.05.2020 10:08 Uhr

@Dr. Yikes

1. Eine Aufgabe:
Nennen sie ein Beispiel in der Menschheitsgeschichte, in dem "intelligente Stadtplanung den Wohlstand der Bürger" gemehrt hat. Sind sie wirklich so naiv zu glauben, dass das die Aufgabe von Stadtplanung sein kann? Die Ironie ihrer Annahme liegt allerdings darin, dass in den städtebaulichen Epochen, deren Erzeugnisse sie vermutlich am vehementesten ablehnen, ihre Annahme am ehesten geteilt worden sein dürfte.

2. Der Verschwörungs-Trick:
Dass sie gerne in die Mottenkiste der Verschwörungstheorien greifen, mussten ich und andere immer wieder erfahren. Aber dieser hier ist so richtig schräg: Sie behaupten, vom Mietwohnungsbau "profitiert niemand, außer die Politik, die die Bewohner in die Abhängigkeit treibt."
Deshalb noch mal ein paar (hoffentlich rhetorische) Fragen: Sind denn Wohnungseigentümer, die jahrzehntelang Kredite abzahlen, sich auf die Zinspolitk verlassen und genug Geld beiseite legen müssen, um im Alter dann die wachsenden Instandhaltungskosten tragen zu können, unabhängig?
Wissen sie nicht, dass in Großbritannien, Spanien Italien oder den USA die Eigentumsquote enorm hoch ist und die Armutsquote sowie die der drohenden Altersarmut ebenfalls? Wo waren sie, als so viele Menschen in den USA und Spanien nach 2008 aus ihren Eigenheimen geflogen sind, weil sie die Hypotheken nicht bedienen konnten, die wiederum die Banken plötzlich sofort benötigten, weil sie sich mit der Bereitstellung von Krediten für den spekulativen Immobilienmarkt verzockt hatten?
Die von ihnen behaupteten Korrelationen gibt es gar nicht – eine höhere Eigentumsquote weist keinen höheren gesellschaftlichen Wohlstand nach. Und die von ihnen herbeibeschworenen unmenschlichen Verhältnisse in Deutschland oder Österreich aufgrund der geringen Eigenheimquote führen uns wieder zurück zu ihrem alten Verschwörungs-Trick. Übrigens: Die hohe Armutsquote in Berlin gründet natürlich auch nicht auf der geringen Eigentumsquote (einfach mal ein, zwei Geschichtsbücher lesen). Aber sie wird durch das Gebahren auf dem privaten Wohnungsmarkt sicherlich noch verschärft. Und nein: Es gibt tatsächlich viele Menschen, für die eine Eigentumswohnung dann nicht die Rettung sein kann, weil diese eben unbezahlbar bleibt (sie schätzen die Einkommensverteilung im Verhältnis zur Bodenpreisentwicklung in Dt. irgendwie falsch ein, scheint mir).

3. Der Verlust der Doktorwürde:
Je mehr ihnen mit validen Gegenargumenten (siehe #2 und #3) begegnet wird, desto mehr versteigen sie sich in die krudesten Thesen. Für das Forum ist das natürlich unterhaltsam, wenn sich jemand ständig selber eine Torte in Gesicht klatscht, dann auf dem Dreirad vom 5-Meter-Brett ins Wasser fällt und schließlich von einem lachenden Delphin wieder an Land gezogen wird. Aber sie könnten doch langsam mal den Doktor vor ihrem namen streichen, oder? Sonst hält sie noch irgendwer für einen Hochstapler...

5

STPH | 07.05.2020 08:11 Uhr

...

was mich immer wundert ist ein völlig unnötiger Hang der Wiener zur Verdichtung und zum Megalomanen, Maßlosen, ohne Angst vor der Vermassung und anderen Nachteilen.

Ist vielleicht ein Ausgleich für vergangene Größe, oder die fehlenden Gebirge.

4

Dr. Yikes | 06.05.2020 17:47 Uhr

Selten so geyikest

Lieber Dr. latimer,

die Wiener, die sie kennengelernt haben, hatten nie eine Wahl. Und wenn ein Wiener nichts zu mäkeln hat, muss es ihm sehr schlecht gehen.

Die Eigentumsquote ist in Österreich, wie auch in Deutschland, unterirdisch. Beträgt sie im EU-Durchschnitt 70, besitzen weniger als 50% der Einwohner unserer Länder Wohneigentum - in Wien weniger als 20% (in Berlin weniger als 15).

Das Wiener Modell funktioniert nicht, wenn man davon ausgeht, dass intelligente Stadtplanung den Wohlstand der Bürger mehren sollte. Aber wenigstens verhungern sie nicht, da es Ihren Bekannten zufolge Supermärkte gibt. Das könnte man auch über Halle-Neustadt sagen.

Am besten wäre es wohl, man würde allen Mietern die Wohnungen überschreiben und alle Bauschulden tilgen.

3

Herbert Kauer | 06.05.2020 16:31 Uhr

@Dr. Yikes

Das Erstaunen das sich in Ihrem Nickname manifestiert drückt wohl Ihre komplette Ahnungslosigkeit in Bezug auf zeitgemäßen Städte- und Wohnungsbau, bzw. auf die von der Allgemeinheit zu tragenden Infrastrukturkosten und den Flächenverbrauch Ihres "Einfamilienhausbaus auf eigenem Grund und Boden" aus.

2

latimer | 06.05.2020 16:31 Uhr

Neues soziales Wohnen_Wien

Lieber Dr. Yikes (!)
Armutsmaschinen? Woher haben sie diese Informationen?
Die Wiener, die ich kenne und die in solchen Bauten leben oder lebten, waren ausnahmelos gerne in diesen Gebäuden. Sie schätzen die zoziale Mischung, die umfangreichen Gemeinschaftsräume und die ausgewogene Mischung an Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten.
Natürlich träumen einige Menschen von den eigenen vier Wänden. Aber bis es soweit ist, läßt sich im Wiener System auch Geld dafür beiseite legen. Davon kann man in deutschen Wohnanlagen meist nur träumen!

1

Dr. Yikes | 06.05.2020 15:55 Uhr

Armutsmaschinen

Das sind nicht nur unzeitgemäße, sondern unmenschliche Wohnkonzepte.

Niemand möchte wirklich dort wohnen, gleichzeitig nimmt die Stadtplanung der Bevölkerung jede Hoffnung, einmal in den eigenen vier Wänden auf dem eigenen Grund und Boden alt werden zu können.


Davon profitiert niemand, außer die Politik, die die Bewohner in die Abhängigkeit treibt.

Hilfe zur Selbsthilfe - Paläste statt Platten! (Es gibt eine statistisch signifkante negative Korrelation zwischen Sozialwohnungen, Eigentumsqouote und Medianvermögen)

 
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