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25.11.2014

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Architektur als Beiwerk

Neubau des Bildungsministeriums in Berlin


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Ein Haus, zumal ein Ministerium, sollte den Ambitionen seines Bauherrn Ausdruck verleihen. Das neue Berliner Gebäude des Bundesministeriums für Bildung und Forschung könnte für vieles stehen: für Aufbruch und unabhängiges Denken, für Innovation oder Zukunftsfähigkeit. Dass sich das Ministerium statt dessen in bester Lage einen steinernen Verwaltungsbau von eher gewöhnlicher Machart errichten ließ, stimmt nicht gerade positiv.

Den Architekten des Neubaus, nämlich Heinle, Wischer und Partner, ist dabei nichts vorzuwerfen. Ihr Ministerium ist ein nachhaltiger Bürobau, der sich auf einem zweifach U-förmigen Grundriss samt verbindender Mittelspange gut zwischen Stadtbahnviadukt und Spree behauptet. Das Erdgeschoss mit dem öffentlichen Besucherzentrum bietet auch unangekündigten Gästen eine gewisse Transparenz. Und zumindest die gemeinsamen Arbeitsbereiche und die Innenhöfe, die wie alle Freiräume von Topotek 1 gestaltet wurden, zeugen von einer gewissen Großzügigkeit, die auch den Mitarbeitern zugute kommt. Selbst die Fassade aus grünem Chloritgneis hat mit ihrer monumentalen Wertigkeit ein gewisses Potential.

Dass das Resultat trotzdem eher kraftlos daher kommt, hat denn auch weniger mit der Arbeit der Architekten denn mit der Entstehungsgeschichte des Neubaus zu tun. Dieser entstand nämlich in Öffentlich-Privater Partnerschaft, wobei sich anstatt eines Wettbewerbs fünf Konsortien aus jeweils einem Bauunternehmen und einem Architekturbüro um Bau und Betrieb des Gebäudes beworben hatten. Peter Kever von der Architektenkammer Berlin merkte damals zum Verfahren an: „Es wurde über ein Paket entschieden, das aus Bauleistungen, Finanzierung und Facility Management bestand. Die Architektur war hier trotz des bedeutenden Standortes nur Beiwerk.“

Genau das sieht man dem neuen Gebäude, das heute eröffnet wird, leider an. Es zeugt vom ängstlichen Blick in eine Zukunft, der man sich beim Bundesministeriums für Bildung und Forschung offensichtlich nicht so recht stellen will, jedenfalls nicht der Architektur nach zu urteilen. (sb)

Fotos:
Bernadette Grimmenstein


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Kommentare

10

Christoph | 06.07.2015 16:23 Uhr

Audiatur et altera pars

Während einer Führung am Tag der Architektur sagte mir einer der verantwortlichen Architekten des BMBF-Neubaus, sein Büro habe das Ziel verfolgt, qualitativ hochwertige Büroräume zu schaffen in einem Gebäude, dass sich mit einer abwechslungsreich gegliederten Fassade in den Spreebogen einpasst. In Sachen herausgehobene Architekturentwürfe habe man bewusst nicht mit dem nahegelegenen Kanzleramt konkurrieren wollen.
Diese Sicht der Dinge erscheint mir nicht völlig unplausibel.

9

Fritz | 27.11.2014 12:38 Uhr

ganz gut

ich finde das Ding ganz gut. Steht doch sauber da, passt sich gut ein, hochwertige Materialien, ganz ohne großes TamTam. Verwaltungsbau halt.

8

Beat | 26.11.2014 13:27 Uhr

Kein Vorwurf an die Architekten???

"Den Architekten des Neubaus, nämlich Heinle, Wischer und Partner, ist dabei nichts vorzuwerfen."- ja wem denn sonst? Entworfen, detailliert und baubegleitet von den Architekten. Das Ding steht nun 30-40 Jahre an der Spree. Was die etablierten Architekturfabriken entwurfstechnisch leisten ist einfach nur schade. Noch bedauerenswerter ist die übliche Vorauswahl von Wettbewerbsteilnehmern und die VOB-Vergaben. Wenn das nicht geändert wird, dann beschränkt sich engagierte Architektur auf die gesponsorten Aufträge aufs EFH im Bekanntenkreis

7

solong | 26.11.2014 10:33 Uhr

...ängstlich...

...die gut versorgten beteiligten des bildungswesens ... sehen immer ängstlich in die zukunft ... ihre pfünde sind in gefahr ... da an etlichen stellen ... mit recht und dringend notwendig ... versucht wird ... unser 200 jahre altes bildungssystem, das nur dazu dient untertanen zu erziehen ... aufzubrechen ... und ein interaktion zwischen schülern und lehrern zu erreichen ... insofern passt das gebaute sehr gut zu den nutzern ... von oben runter doktriniert ... denn lehrer wissen ja alles ... und sind nicht demokratisch ... die kultusministerkonferenz ist die einzige politische ebene an die man keine petition oder ähnliches richten kann ... schade um die vielen vertanen chancen .....

6

jojo | 26.11.2014 10:29 Uhr

ich

sehe das so: das Ganze ist sicherlich sorgfältig geplant, sauber Detailliert und auch ausgeführt. Dazu gehört Erfahrung, Akribie, Struktur, Durchhaltevermögen und Fachwissen seitens der Architekten!...Die Architektur: eine Fassade die durchrattert, aber auf der einen Seite Uferpromenade, dann Bahngleise und Hauptverkehrstrasse. Meines Erachtens hätte man hier unterschiedlich reagieren und somit mehr Abwechselung schaffen können!

5

remko | 26.11.2014 10:16 Uhr

...

Wer sich nicht in der Materie auskennt - besser noch: sich nicht immerzu mit ihr herumschlagen muss - , sollte bitte nicht ständig die Holländische bzw. Belgische 'Baukultur' heranziehen. Ich kann dieses Gejammer nicht mehr hören, vor allem weil es jeglicher Berechtigung entbehrt. Was gerade in NL und B passiert ist der Abgesang von Baukultur. Gerade die beiden in den Kommentaren zitierten Beispiele in Antwerpen und Utrecht stehen exemplarisch für einen Weg, der in die falsche Richtung geht. Wenn ich ein Wohnungsgebäude publiziere und von 26 Bildern 23 nur die Fassade zeigen und der Rest Pläne lässt dies schon tief blicken. Es geht nur noch um die Hülle. Das Innere ist Standard, vom billigsten und austauschbar. Was das postmoderne Monster von NL in Utecht angeht: Hier wurden die Entwurfsverfasser nach der Abgabe des 'Voorlopig Ontwerps' - wie eigentlich immer in Holland - vom 'Aannemer' gefesselt, geknebelt und in einen Keller gesperrt, bis die werkseigenen Technischen Zeichner alles auf Standarddetails und Billiglösungen heruntergedampft haben. Ich schätze die Arbeit von NL sehr und Kamiel Klaasse ist ein dufter Typ, aber Architektur können sie in den Niederlanden nicht nicht mehr machen. Da sind andere am Werk.

4

Mario Mertens | 25.11.2014 22:10 Uhr

Grosse Worte

Grosse geschwungene Worte, nicht besser als das Bauwerk das Ihr bemängelt, ohne Konkret zu werden.

3

mehmet | 25.11.2014 18:58 Uhr

furchtbar langweilig

in den heutigen beiträge zeigt sich wieder in ganzer breite das epische dilemma unseres landes:

- in holland die leichtigkeit
- in antwerpen ein luftiges hochhaus

und dann in D eine so derart langweiliges gebäude, aber teuer.

man kann an dieser architektur eigentlich alles ablesen was gerade hierzulande passiert und auch was nicht passiert:

- zu viel geld an falscher stelle
- mangel an mut
- angst was neues oder was falsch zu machen
- keine gestalterische leichtigkeit
- besitzstandswahren stand innovation
- teuer ohne not

2

maestrowec | 25.11.2014 16:30 Uhr

Architektur als Beiwerk

Hier schmerzt das Auge schon im Betrachten der Abbildungen. Von der Realität sollte man besser schweigen.

1

Frank | 25.11.2014 16:03 Uhr

Angst

Ganz schön ungebildet, diese Bauherrn.
Aber ganz ehrlich, es geht hier weniger um das Wissen, was Architektur sein könnte, als um die persönliche Haltung.
Die Angst, Kosten und Termine nicht einhalten zu können, scheint hier der Entwurfsgedanke gewesen zu sein. Mit hochwertigen Materialien wurde dann versucht, die geistige Leere zu überspielen.

 
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