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28.03.2019

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Sandrose von Jean Nouvel

Nationalmuseum von Katar in Doha eröffnet


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Von Norman Kietzmann

Rem Koolhaas plauscht mit Miuccia Prada, Jacques Herzog mit Ben van Berkel, Peter Zumthor schlendert lässig umher, Olafur Eliasson schüttelt Hände, Victoria Beckham winkt einer Bekannten, Naomi Campbell zieht im Stechschritt vorbei, plötzlich großer Wirbel, alle drehen sich um: Jonny Depp erscheint mitsamt Entourage und lässt sich auf einem der breiten Sofas fallen, während Hellen Mirren, Carla Bruni und Nicolas Sarkosy entzückt dem Schauspiel folgen. Es ist Mittwochabend in Doha, wo kein gewöhnlicher Termin auf dem Programm steht: Die Star-gespickte Eröffnung des neuen Nationalmuseums von Katar, entworfen von Jean Nouvel.
 
Rund 380 Millionen Euro soll der Bau Gerüchten zufolge gekostet haben, der in acht Jahren Plan- und Bauzeit errichtet wurde. An der Planung war unter anderem auch das Büro von Werner Sobek beteiligt. Den rechten Winkel sucht man hier vergebens. Der ringförmige Bau setzt sich aus steinernen Scheiben zusammen, die sich gegenseitig überschneiden, als hätte ein Tornado den Bestand eines Geschirrgeschäftes durcheinander gewirbelt. „Ein Nationalmuseum ist natürlich ein Symbol. Es soll von dem Land sprechen, seiner Geschichte und seiner besonderen Topografie, die hier genau zwischen Wüste und Meer liegt“, erklärt Jean Nouvel. 
 
Die Vorlage für sein Formengewitter hat er in der Natur gefunden. Sandrosen heißen die bis zu sechs Tonnen schweren Gebilde, die in trockenen Wüsten Nordafrikas und des Mittleren Ostens entstehen. Aufgrund der enormen Hitze steigt Wasser durch die Wirkung von Kapillarkräften aus tiefer gelegenen Schichten nach oben. Dort verdunstet das Wasser, während die enthaltenen Salze kristallisieren und sich dabei mit dem Sand verbinden. Das Ergebnis sind feste, blätterartige Strukturen, die zumeist nur die Größe einer menschlichen Hand annehmen – doch nun den Sprung in die Architektur gemeistert haben.  
 
Von außen entfaltet das Nationalmuseum eine betont unscharfe Wirkung. Es mäandert unentwegt in der Höhe, scheint an einer Stelle in den sandigen Boden ein- und wieder aufzutauchen. Die Unterscheidung zwischen Fassaden, Dächern und Vordächern ist keinesfalls eindeutig. Mit einem ringförmigen Grundriss greift Jean Nouvel nicht nur die Tradition des arabischen Hofhauses auf. Er integriert auf diese Weise den Palast von Scheich Abdullah bin Jassim (mehr über dessen Restaurierung in folgendem Beitrag), der 1906 erbaut wurde. Der Herrscher residierte dort allerdings nur zehn Jahre. Danach standen die Räume leer, bis 1975 das Nationalmuseum von Katar einzog.  
 
In den Palast gelangen die Besucher, wenn sie den 1,5 Kilometer langen Ausstellungsparcours absolviert haben. Nach Verlassen des Altbaus treten sie wieder in den Nouvel-Entwurf ein und der Rundgang beginnt von vorne. „Die Fassade ist nicht nur eine Hülle. Sie trägt das nach außen, was im Inneren passiert“, erklärt Jean Nouvel. Die sich überschneidenden Scheiben seiner Sandrose besitzen scharfe, auslaufende Ränder und nehmen in der Mitte zu. Für die Innenräume bedeutet das: Es gibt keine geraden Wände. Was die Ausstellungsmacher in Zaha Hadids MAXXI Museum in Rom bis heute zur Verzweiflung treibt, wurde in Katar sehr schlüssig gelöst. 
 
Bilder, Fotos und Tafeln werden durch Metallstangen von den Wänden auf Distanz gehalten. Doch zum Großteil wird darauf verzichtet und die Erzählung einer Reihe von Filmen überlassen, die als Auftragsarbeiten für das Museum entstanden sind. Der Clou: Die gekrümmten Wände werden ohne Verzerrungen vollflächig bespielt. Und selbst die runden Wand-Abschlüsse bereiten den in die Decken eingelassenen Projektoren keine Schwierigkeiten. „Gebäude und Städte werden heute immer austauschbarer. Genau dagegen kämpfe ich. Die Architektur dieses Museums folgt keinem bestimmten Stil. Sie folgt einem konkreten Sinn“, bringt Jean Nouvel seinen Ansatz auf den Punkt.  


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Kommentare

15

T.B. | 04.04.2019 09:49 Uhr

Sandrose

Sehr schön!

14

Frank | 03.04.2019 16:05 Uhr

@Mies

Rassismus ist dumm, damit stellen sie ihren Intellekt auch hinsichtlich anderer Themen in Frage, das hat nichts mit meiner oder der Meinung irgendeines anderen zu tun, auch nichts mit Zensur oder Nordkorea

13

archi aus wien | 02.04.2019 12:14 Uhr

und baunetzwissen ist null kritisch?

Find es etwas seltsam, dass die Schreiber_innen bei Baunetz scheinbar null negative Kritik üben möchten. In einen solchen Staat wird ein solches Museum unter (behaupte ich mal frech) fragwürdigen Arbeitsbedingungen hingestellt und es wird von den Stars erzählt, die sich die Klinke in die Hand geben und es wirkt, als fände der Autor das auch noch cool.
eieiei...

12

Mies | 01.04.2019 14:14 Uhr

...

@Dr. Yikes

Ich stimme ihnen zu 100 % zu.

@G.Nelson

1. Woher nehmen Sie sich das recht, die Beiträge/Kommentare als "dumm" zu bezeichen?

2. Bitte führen Sie aus, woran Sie die "außergewöhnliche Architekturleistungen" des "Kollegen" festmachen?

3. "Wann ist die Krankheit "Besserwisserei - Mißgunst - Niveualosigkeit" ausgebrochen?"

Haltlose Behauptung. Wenn Ihnen die Meinung anderer Menschen nicht gefällt, so sollten Sie vllt. Europa verlassen und in die Wüste ziehen! Da gibt es dann nur eine Meinung, die für alle Menschen in der Öffentlichkeit gilt. Vermutlich sogar Zuhause!

4. "Wer es nötig hat, solche Kommentare zu verfassen, ist schon nicht mehr im therapeutisch zu behandelndem Bereich."

Kein Kommentar.

5. Nouvel überrascht immer wieder positiv mit architektonisch / technisch / inhaltlich inspirierenden Gebäuden.

Tut er das wirklich?

6. Das Nationalmuseum von Katar ist für die Region ein Meilenstein. Glückwunsch, das es so gelungen ist !

Wenn meinen Sie mit "für die Region"?
Fakt ist, dass der größte Teil der "Bevölkerung" nichts, aber auch gar nichts von dem Tempel haben wird. Nur 12 % an der Bevölkerung sind Kataris. Der Rest sind entweder Sklaven und oder Gastarbeiter, die die Arbeit in den Land verrichten. Die Herrscher, 12 %, arbeiten nicht.

Noch ein Hinweis, Dr. Yikes. Laut Reporter ohne Grenzen liegt Katar bei der Pressefreiheit auf dem 125 Platz!

11

Dr. Yikes | 31.03.2019 18:07 Uhr

Ekelerregend...

...wie sich hier die weltweite Schickeria die Hand gibt, um sich von der Propaganda einer totalitären Theokratie instrumentalisieren zu lassen.

10

G.Nelson | 29.03.2019 17:52 Uhr

Nationalmuseum

Immer wieder erstaunlich, wie negativ und dumm sich "Kollegen" über außergewöhnliche Architekturleistungen wie das Nationalmuseum von Nouvel schriftlich äußern. Wann ist die Krankheit "Besserwisserei - Mißgunst - Niveualosigkeit" ausgebrochen? Wer es nötig hat, solche Kommentare zu verfassen, ist schon nicht mehr im therapeutisch zu behandelndem Bereich.
Nouvel überrascht immer wieder positiv mit architektonisch / technisch / inhaltlich inspirierenden Gebäuden. Das Nationalmuseum von Katar ist für die Region ein Meilenstein. Glückwunsch, das es so gelungen ist !

9

Mies | 29.03.2019 16:31 Uhr

Zensur? Wofür?

@Frank

Welches Kommentar wertet "Kutur" und "Menschen" ab?

Es kann ja sein, dass Sie anderer Meinung,/Auffassung sind, deswegen muss ja nicht gleich alles und jeden zensieren und oderKommentare löschen. Noch sind wir nicht in Nordkorea!

8

Frank | 29.03.2019 15:25 Uhr

@Mies @Baunetz

@Baunetz
wäre es möglich diesen die Kultur und die Menschen abwertenden Kommentar zu löschen?

@Mies
dass die Architektur (auch meiner Meinung nach) schlecht ist, hätte man sachlicher sagen können

7

.... | 29.03.2019 14:23 Uhr

Kommentare

Man kann nur hoffen, dass die Kommentatoren keine Architekten sind...

6

auch ein | 29.03.2019 12:01 Uhr

architekt

man nennt es "wüstenkristall".....die einheimischen sagen "kamelscheisse"...

und der inhalt ist wirklich gegen null, es ist zu heiss, dieses kleine häuschen, das sich palast nennt, ist eine lachnummer wie der ganze souk drumherum, der auch künstlich ist....
vielleicht kann man es ja als pressezentrum für die fussball-WM nutzen.

5

Mies | 29.03.2019 11:37 Uhr

Peinliches Kommentar

@mawa

SIe haben wohl die "Fragen" nicht verstanden bzw. die Antworten nicht gelesen und oder verstanden. Ich weiß sehr wohl, was dort ausgestellt wird. Ich war auch schon während der Bauphase dort. Ich weiß, wovon ich spreche.

Mein Kommentar ist als Kritik zu verstehen. Hier dient wieder nur die Architektur der Architektur.

Man hat sich hier mal wieder mit Petrodollars ein Spektakel bestellt und geliefert bekommen. Reiner Ausdruck von Geld und Macht. Mehr nicht.

4

legoland | 29.03.2019 10:50 Uhr

nouvelscher manierismus

wie schon bei seiner pariser philharmonie ist nouvels "formengewitter" am ende nicht mehr als eine aufgeblähte und überdehnte manieriertheit, ein architektonisches karzinom im stadtraum, das mit seinen wucherungen dem historischen palast bedrohlich auf die pelle rückt.
und ich möcht nicht wissen, wie stark sich die weißen scheiben und wandoberflächen unter der sonne dohas aufheizen - das mikroklima dürfte in dem innenhof bei spitzentemperaturen von fast 50 Grad tödlich sein.

3

mawa | 29.03.2019 07:41 Uhr

Peinliche »Fragen«

»Was soll dort ausgestellt werden?«

Ja, hätten Sie sich halt mal die Bildergalerie komplett angeschaut. Haben Sie wahrscheinlich sogar, aber man kann sich ja trotzdem mal ein bisschen kryptorassistisch äußern, hm

2

Pekingmensch | 29.03.2019 06:45 Uhr

Wasser und Schatten

Das Ganze waere noch deutlich beeindruckender, wenn man es direkt am oder gar im Wasser platziert haette, so wie etwa I.M.Peis Museum of Islamic Art, das gleich um die Ecke liegt, oder Nouvels Louvre in Abu Dhabi. Dass zwischen Museum und Uferpromenade eine 7-spurige Strasse liegt, offenbar ohne Querungsmoeglichkeit fuer Fussgaenger, ist schon etwas ungeschickt. ------- Bei der Landschaftsarchitektur von diesen Projekten im Nahen Osten frage ich mich immer, warum nicht mehr Wert auf Schatten und kuehles Mikroklima gelegt wird. Also, dichtgepflanzte schattenspendende Baeume, oder Pergolen oder leichte Dachstrukturen, am besten kombiniert mit ein paar Brunnen und Fontaenen. Wer moechte sich denn bei 40 Grad (und mehr) auf diesen grossen offenen Freiflaechen aufhalten?

1

Mies | 29.03.2019 00:39 Uhr

Neue Film-Kulisse für den nächsten Star Wars Film...

Frage:
Warum gibt es wohl KEINE Fotos von den Innenräumen?

Frage:
Was soll dort ausgestellt werden?

So ein Aufwand für ein paar Fische, Palmen und Wüstensand?!

Die Architektur ist im Grunde das Ausstellungsobjekt. Um den Inhalt des Museums kann es nicht gehen. Und die Räume sind für Ausstellungen nicht brauchbar... traurig.

 
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Das neue Nationalmuseum von Katar entstand nach Plänen von Jean Nouvel neben dem alten Herrscherpalast.

Das neue Nationalmuseum von Katar entstand nach Plänen von Jean Nouvel neben dem alten Herrscherpalast.

Die Vorlage für sein Formengewitter hat Jean Nouvel in der Natur gefunden.

Die Vorlage für sein Formengewitter hat Jean Nouvel in der Natur gefunden.

Die Unterscheidung zwischen Fassaden, Dächern und Vordächern ist keinesfalls eindeutig.

Die Unterscheidung zwischen Fassaden, Dächern und Vordächern ist keinesfalls eindeutig.

Teil des Rundgangs ist der sanierte Herrscherpalast, das Hauptexponat des Museums. Früher war hier das Nationalmuseum untergebracht.

Teil des Rundgangs ist der sanierte Herrscherpalast, das Hauptexponat des Museums. Früher war hier das Nationalmuseum untergebracht.

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