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17.11.2022

Proben mit Bogen

Musikzentrum von LRO in Plochingen


Deutschland, deine Vereine: Der Blasmusikverband Baden-Württemberg e.V. versteht sich als Interessensvertreter und Dienstleister von fast 1.500 Musikvereinen mit entsprechendem Instrumentenprogramm. Jahrzehntelang lag der Schwerpunkt der Verbandsarbeit in Bad Cannstatt westlich von Stuttgart. Inzwischen sind die Bläser etwas nach Süden gewandert. In Plochingen im Landkreis Esslingen steht nämlich seit 2021 ein neues Musikzentrum mit besonderem Programm. Nach einem Wettbewerbsgewinn 2016 wurde der Neubau im Auftrag des Blasmusikverbandes von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei aus Stuttgart entworfen und umgesetzt.

Ungewöhnlich ist das Programm, weil es am Standort des Musikzentrums direkt am Bahnhof nicht nur um die reine Verwaltungsarbeit geht. Vielmehr wird hier auch musiziert und genächtigt, denn Mitgliedervereine aus ganz Baden-Württemberg können sich dort ganz nach Bedarf fürs konzentrierte Proben einmieten. Dafür stehen neben schallgedämmten Räumen auch rund 50 Gästezimmer zu Verfügung. Neben dem Blasmusikverband als maßgeblicher Institution treten weitere Organisationen aus dem musikalischen Amateurbereich als Träger auf.

Das Gebäude präsentiert sich im Lageplan als langgezogener Riegel mit einem eckigen und einem runden Hof. Ersterer dient als Außenbereich der Cafeteria, während letzterer sich als verbindender Hof zwischen zwei distinkten Volumen entpuppt. Den Übergang stellt in typischer LRO-Manier ein flacher Bogen her. Im Grundriss links befindet sich der Wohntrakt, rechts im Erdgeschoss wird musiziert. Ein Konzertsaal in fast schon industriehallenartiger Ausgestaltung inklusive dicker Träger und Oberlichtband besetzt den Kopf des Riegels. In den oberen Geschossen folgen Büros und Seminarräume sowie eine kleine Dachterrasse.

Insgesamt sind an der Eisenbahnstraße in Plochingen 6.700 Quadratmeter Bruttogrundfläche entstanden. Die Umsetzung des mit hellen Ziegeln verkleideten Stahlbetonbaus erfolgte mit hochwertigen, aber erstaunlich spröden Materialien, was – keineswegs zum Schaden der Architektur – an die 1950er denken lässt. Aber warum auch nicht? Die Musik kommt ja dann eh mit den Nutzer*innen ins Haus. (sb)

Fotos: Roland Halbe


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