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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Museumsumbau_in_North_Wales_1325611.html

07.10.2010

Moment der Permanenz

Museumsumbau in North Wales


Lady Augusta Mostyn übernahm nach dem Tode ihres Mannes die Leitung ihrer Familie und initiierte den Ausbau der Stadt Llandudno in North Wales zum Seebad. North Wales, das war damals wie heute ländlich, liberal und nonkonformistisch. So überrascht es nicht, dass die philantropische Lady ganz nebenbei auch noch die nach ihr benannte Mostyn Gallery gründete – das erste Kunstmuseum der Welt, das nur weibliche Künstler zeigte. Der örtliche Stararchitekt seiner Zeit, Alfred Humphrey, entwarf dafür die bauliche Hülle in einem Stilmix zwischen „Northern Renaissance“ und „Edwardian Baroque“. Das war 1901.

Mittlerweile zum wichtigsten zeitgenössischen Kunstmuseum von Wales aufgestiegen (und nicht mehr auf Frauen beschränkt), musste die Galerie erweitert werden. Das Büro EllisWilliams Architects (Warrington, London, Berlin) erhielt dafür den Auftrag. Klar war von Anfang an, dass es im Inneren zwar einen zeitgenössischen architektonischen Ausdruck geben sollte, die Straßenfassade jedoch weit gehend unangetastet bleiben musste. Im intensiven Dialog mit Betreibern und Nutzern und unter Beratung der Bildhauerin Lois Williams fanden die Architekten ihr Konzept.

Demnach schufen sie vier neue Galerien, ein Café, einen Shop, Lagerräume, Werkstätten und Unterrichtsräume. Ein Treppenkern verbindet Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. In den darüber liegenden Geschossen sind Büros und Wohnungen untergebracht.

Das Projekt sollte auch noch mit Überraschungen aufwarten. So wurde die bestehende Turmspitze mit 128 individuell angefertigten, goldeloxierten Fassadenpaneelen verkleidet. Ebenso wurde die Rückseite des Gebäudes entschieden modernisiert.
Die größte Überraschung hingegen bietet der Kern des Mostyn: Hier betreten die Besucher nach dem Durchschreiten des Museumsshops eine massive Sichtbetonschlucht, genannt „die Röhre“, die von einem ebenso in Sichtbeton gehaltenen Treppenlauf durchstoßen wird. Diese Röhre steht nicht nur in scharfem Kontrast zu der fein ziselierten Ziegelfassade des Altbaus, sondern liefert auch einen Moment der „Permanenz“ inmitten der hier anschließenden Wechselausstellungen.

Der Umbau hat 5,1 Millionen britische Pfund gekostet. Soeben wurde bekannt gegeben, dass das Museum seit seiner Wiedereröffnung im Mai 40.000 Besucher angelockt hat – und damit mehr als doppelt so viele wie erwartet.


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Alle Fotos: Hélène Binet


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Rückseite

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„Die Röhre“

„Die Röhre“

Historische Frontseite

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