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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Museumserweiterung_von_Benthem_Crouwel_in_Arnheim_7948254.html

07.06.2022

15 Meter schweben

Museumserweiterung von Benthem Crouwel in Arnheim


An baulicher Veränderung hat es dem heutigen Museum für moderne Kunst in Arnheim im vergangenen Jahrhundert zweifellos nicht gemangelt. Das 1873 von dem niederländischen Architekt Cornelis Outshoorn als Sitz einer Herrengesellschaft erbaute Hauptgebäude wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1954 als Kunstmuseum der Moderne wiedereröffnet. Kurz darauf folgten mehrere bauliche Ergänzungen: Ein neuer Flügel von Frits Eschauzier (1956), die Verlegung des Haupteingangs in den 1970er Jahren sowie ein weiteres Seitengebäude mit Museumscafé von Hubert-Jan Henket. Diese Bauten sind heute verschwunden.

Denn 2016 wurde von der Stadt Arnheim ein Wettbewerb für die Erweiterung sowie Restaurierung des historischen Hauptgebäudes ausgelobt, den Benthem Crouwel Architects (Amsterdam/Paris/Düsseldorf) gewannen. Sie setzten sich mit einer Kubatur in reduzierter Form, aber auffallend behäbiger Dimension durch. Im Vergleich zur hexagonalen Kuppel des Bestands mutet der neue Riegel jedenfalls etwas sperrig an. Dass es durchaus zurückhaltendere Lösungen für eine Erweiterung gab, zeigten andere Finalist*innen des Wettbewerbs wie Happel Cornelisse Verhoeven Architecten, die mit DRDH Architects angetreten waren.

Im Mai dieses Jahres wurde das Museum mit 1.100 zusätzlichen Quadratmetern nach rund zwei Jahren Bauzeit wiedereröffnet. Die Seitenflügel von Eschauzier und Henket wichen dem Neubau, der sich als kontrastives Pendant westlich des Bestands erhebt. Dies liegt zum einen an einer 15 Meter weiten Auskragung Richtung Rhein, die den Besucher*innen laut Projektbeschreibung das Gefühl geben soll, „über den Bäumen zu schweben“. Und zum anderen an den 82.000 handgefertigten, schillernden Fliesen der Fassade, die in einem Farbverlauf von Erdtönen der Straßenseite bis hin zu eisblauen Kacheln Richtung Fluss reichen.

Die Architekt*innen erweiterten die Ausstellungsfläche um fünf zusätzliche Hallen, von denen eine als Tageslichtsaal mit Lichtbändern in der Decke ausformuliert wurde. In Ost-West-Richtung wird die Kubatur von einem stattlichen Treppenaufgang durchschnitten. Dieser verbindet optisch den neu angelegten Skulpturengarten mit einer Aussichtsplattform auf der Westseite. Im Sommer kann dieses Setting außerdem als Tribüne für Performances genutzt werden. Im zweiten Untergeschoss liegt das Depot des Museums.

Benthem Crouwel restaurierten zudem die Kuppel des Bestands – das „Herz des Museums“. Hier befindet sich der Eingang, der Museumsshop und ein Café. Im oberen Geschoss wurde außerdem ein weiterer öffentlicher Raum für wechselndes Programm angelegt. Im Erdgeschoss gelangt man von der Kuppel ebenfalls in den Skulpturengarten, wo sich Bestand und Neubau als gegensätzliche Elemente begegnen. (sas)

Fotos: Jannes Linders


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