RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Mehrfamilienhaus_im_Kanton_Waadt_von_Madeleine_architectes_und_Studio_Francois_Nantermod_8175285.html

07.03.2023

Zurück zur Meldung

Erweiterung auf Abstand

Mehrfamilienhaus im Kanton Waadt von Madeleine architectes und Studio François Nantermod


Meldung einblenden

Das 250-Seelen-Dorf Villy in der Schweiz ist sicher kein schlechter Ort, um ein gediegenes Familienleben zu bestreiten. Es gehört zur Gemeinde Ollon, die in einem Tal der Waadtländer Alpen liegt. In der Nachbarschaft finden sich fast ausschließlich Einfamilienhäuser oder Ferienappartements – nicht selten mit Pool. Im Osten steigen die bewaldeten Hänge des Chamossier empor, wo sich auf 1300 Meter Höhe der beliebte Wintersportort Villars-sur-Ollon befindet. Rings um Ollon und Villy liegen vor allem Ackerbau- und Obstbaukulturen, mehrere Weinkeller bieten die Erträge der Rebstöcke auf den Hängen an.

Drei Geschwister haben hier das kleine Haus ihres Großvaters geerbt. Die Frage, wer es bewohnen darf, beantworteten sie mit einer Erweiterung zum Mehrfamilienhaus. Die Arbeitsgemeinschaft aus Madeleine architectes (Vevey) und Studio François Nantermod (Champéry) konnte den entsprechenden Auftrag über insgesamt rund 550 Quadratmeter Bruttogrundfläche (150 Quadratmeter davon sind Bestand) im vergangenen Jahr nach 20 Monaten Bauzeit fertigstellen. Die Baukosten werden mit circa 1,85 Millionen Euro angegeben.

Das Bestandsgebäude wurde zur Andockstation für die neuen Einheiten erklärt. Diese umstellen das Haus mit schmalem Abstand auf drei Seiten und sind über Brücken mit dem Obergeschoss verbunden. Erhalten wurden die Außenmauern, die Außentreppe sowie eine Innenwand, die übrige kleinteilige Raumaufteilung wurde entfernt. Im Erdgeschoss ist laut Beschreibung technische Infrastruktur für die Versorgung der Neubauteile untergebracht. Oben befindet sich nun ein großer offener Gemeinschaftsraum, den die Architekt*innen als Reminiszenz an die Vergangenheit verstehen. Das Konzept führt soweit, dass der Anschluss des ehemaligen Dachbodens in der Wand als „Narbe“ sichtbar bleibt. Der komplett weiße Anstrich, eine neu eingefügte, weiße Stahlstütze und die Verglasung zwischen den Sparren der einen Dachhälfte lassen den Raum zusätzlich hell und großzügig wirken.

Gleichzeitig entsteht so ein deutlicher Kontrast zwischen dem alten Haus – das durch den ebenfalls weißen Anstrich an den Außenseiten fast entmaterialisiert wirkt – und den neuen Wohneinheiten, die als Materialcollage daherkommen. Drei Module bilden im Erdgeschoss den Fußabdruck der Ergänzungen. Jeweils zwei Wandscheiben in Verlängerung der Bestandaußenkanten definieren dabei die Grundfläche einer Einheit. Da sich das Obergeschoss über die gesamte Fläche um das ursprüngliche Haus erstreckt, ergeben sich in den Ecken große überdachte Terrassen. Sie werden mit je zwei massiven Rundstützen abgefangen. Die Erschließung funktioniert über den schmalen Spalt zwischen Altem und Neuen.

Sieht man unten rauen Beton und vollflächiges Glas, erhält das Haus oben beinahe ein traditionelles Antlitz. Von Astlöchern durchsetztes Holz wurde mit klassischen Fensterläden sowie roten Stahlelementen und Dachschindeln kombiniert. Runde Blumenbeete an den Füßen der Betonstützen, sichtbare Auflagerdetails, luftballonartige Laternen sowie die rot hervorgehobenen, negativen Eckausbildungen runden die gekonnt eklektische Gestaltung ab. (mh)

Fotos: Séverin Malaud


Zum Thema:

Ein Video, in dem man die Geschwister in einem Durchlauf durch ihr Haus sehen kann, ist unter diesem Vimeo-Link zu finden.


Auf Karte zeigen:
Google Maps


Kommentare

9

timundstruppi | 14.03.2023 10:30 Uhr

MAGAZIN- Eklektizismus

...jaha, hat auch interessante Ideen: Sehr konsequente Raumschöpfungen im 1. OG!Wenn man jedoch weißf, "was KollegInnen erschaffen, die geübter sind, mit Altbau-Bestand umzugehen, aus dem Vorgefundenen Funken zu schlagen, dann kann man sicher mehr erwarten - auch wenn ggfs. ein limitiertes Budget beachtet werden musste.Am Rechner geschwisterlich geteilte Flächen ergeben leider noch lange kein Baukunst.Patchwork ist nicht von selbst spannend, geschweige elegant.Die Fotos vom Bestand, besonders die gestrippten Wandflächen lassen erahnen, was möglich gewesen wäre.Aber ja, der dumme Bestand, das dumme Haus...Schade!

8

Bohaty | 10.03.2023 16:25 Uhr

Total cool!

rauh und ironisch
konzeptionell und collagiert
akademisch intellektuell und pragmatisch

das Haus hält was aus und nimmt die Hocharchitektur auf die Schippe!

gefällt mir ausnehmend gut.


7

M. Goetz | 09.03.2023 10:49 Uhr

wirklich schlau und beispielhaft

Das ist ein intelligentes Projekt, das zeigt, wie man aus einem dummen Einfamilienhaus ein Modell für das Zusammenleben mehrerer Familien machen kann (wenn das Baurecht es zulässt).

Die Kritik der Foristen scheint mir unangemessen und macht sich fest an den sehr freien, "handgemachten" Ausdrucksmitteln.

6

Mainzer | 08.03.2023 09:47 Uhr

Fingerspitzengefühl

... nun ja: Der gewählte Entwurf vermeidet immerhin Erbstreitigkeiten. Jedoch fehlt die Balance in der Wahl der Baumaterialien bis hin zum Interieur ... schade! Der spannende Ansatz hätte eine Chance für deutlich mehr Impulse sein können ....

5

mages | 08.03.2023 09:23 Uhr

SELTSAM

Puh, das wirkt alles sehr angestrengt und verkrampft... Wozu wohl der seltsame Luftraum im Obergeschoss dient?

4

G. Chabenat | 07.03.2023 21:07 Uhr

Vorurteile

Meine Herren. Sie haben nicht einmal bemerkt, dass die Topographie existiert. Es ist toll radikal

3

ein anderer Architekt | 07.03.2023 17:22 Uhr

Vorurteile

Da haben die Kollegen aber ein paar gute Vorurteile...

2

Markus Thormählen | 07.03.2023 16:32 Uhr

Was soll das?

Der abgefangene Hang ist auch nicht schlecht.
Da wurde ja in keinem Punkt auf die Topografie eingegangen. Das Haus auf fetten Betonstützen.

Was hat so etwas im Baunetz zu suchen?

1

auch ein | 07.03.2023 15:33 Uhr

architekt

das sieht aus wie bei Rudis Reste Rampe!

zusammengestückelte Bauteile, alles verschafft was man gefunden hat. der knaller ist das Detail "Rote runde Stütze in der Ecke mit Fallrohr und Schachtfertigteil mit Kies"
Sogar Omas Wachstischtuch und die Stühle aus der Kegelbahn finden Verwendung.


Immerhin nachhaltig ;-)

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Ab sofort ist die Eingabe einer Email-Adresse zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

09.03.2023

Italienische Baukeramik

Fachveranstaltung in Frankfurt am Main und Berlin

07.03.2023

Neun Häuser sind ein Dorf

Realschule in Neuburg an der Donau von Behnisch Architekten und ALN Architekturbüro Leinhäupl + Neuber

>
Baunetz Architekt*innen
dasch zürn + partner
BauNetz Wissen
Schutz vor der Flut
BauNetzwoche
Höhenrausch
baunetz interior|design
Monoton monochrom
BauNetz Xplorer
Ausschreibung der Woche
vgwort