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26.02.2019

Wunderbare Wendeltreppe von Staab Architekten

Max-Delbrück-Centrum in Berlin eröffnet


Bei einigen Gebäuden ist es bedauerlich, dass ihr Innenraum nur von wenigen betreten wird. Dazu zählt das Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB), das heute unter Anwesenheit von Angela Merkel eingeweiht wird. Staab Architekten (Berlin) planten für das Wissenschaftszentrum eine innere Treppenanlage, die den kommunikativen und ästhetischen Mittelpunkt des Baus bildet. Hierfür schnitten sie ovale Ringe aus den Betondecken und versetzten die Öffnungen derart zueinander, dass der Blick von den Stufen nicht gleich die ganze Höhe der sechs Etagen erfasst, sondern vielmehr an den Nischen und Winkeln der Ebenen entlangwandern kann. Das ist, wenn man es denn doch einmal zu sehen bekommt, originell, wirkungsvoll und schön.

Treffen sich auf dieser freien Wendeltreppe in Zukunft Wissenschaftlerinnen, so bleiben sie vielleicht von der Höhe unbeeindruckt darauf stehen, verwickeln sich womöglich in ein Gespräch, führen es dann in den breiten Fluren mit Sitzgelegenheiten oder auf der Dachterrasse im 3. Stockwerk weiter, und hängen sogleich die Ergebnisse ihres kollegialen Austauschs an den Wänden aus, die Staab Architekten zum Flur hin mit Blech ausstatteten, damit Poster mit Magneten darauf angebracht werden können. Das zumindest ist das ideale Szenario des Bauherren: das Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin.

In Berlin-Mitte, am östlichen Rand des „Campus der Lebenswissenschaften” der Humboldt-Universität eröffnet mit dem BIMSB nun der zweite Berliner Standort des Max-Delbrück-Centrums, das seit 1992 seinen ersten Sitz in Berlin-Buch hat. Staab Architekten gewannen 2013 einen geladenen Wettbewerb für den Bau, im Februar 2016 begannen die Roharbeiten. Fast 40 Millionen Euro kostete das Projekt, hauptsächlich finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit Zuschüssen vom Berliner Senat. Auf 5.423 Quadratmetern Gesamtnutzungsfläche soll hier in Zukunft mit der Forschung zu Genregulation medizinische Spitzenwissenschaft betrieben werden.

„Und diese Spitzenforschung stellte man sich 2008, als das BIMSB institutionell gegründet wurde, vor allem noch im Labor vor“, sagt der Leiter des Standorts Nikolaus Rajewski bei einer Vorabbegehung des Gebäudes. Doch noch bevor das BIMSB seine Arbeit am neuen Standort aufnimmt, ist ein Großteil der Arbeitsplätze vielmehr an den Computer als an eine Versuchsapparatur gebunden. In Zukunft werden sich die Verhältnisse wohl weiter verschieben. Für die Architektur bedeutet das: mehr Flexibilität. Deswegen haben Staab Architekten für die Laborzonen zentrale Versorgungsschächte geplant, die Betondecken durchgehend unverkleidet belassen und die Leitungen offengelegt. Jenseits der massiven Schächte sind die Räume zudem trägerfrei, Wände in Leichtbauweise sind verschiebbar.

Das Berliner Büro gewann 2013 den Wettbewerb auch aufgrund der städtebaulichen Setzung seines Entwurfs. Der winkelförmige Bau aus zwei Quadern bildet einen erkennbaren Vorplatz auf dem rückversetzten Grundstück. Die zwei unterschiedlich hohen Volumina spiegeln die Kleinteiligkeit der Umgebung wider – so grenzt etwa eine Kita an das Grundstück des BIMSB. Zu den Hofseiten prägen klar gegliederte Aluminiumfassaden mit naturfarbenen Lamellen das Bild. Für den repräsentativen Vorplatz hingegen wählten die Architekten eine Glasfassade mit nur schmalen Aluminiumbändern. Die geschosshohen Glasscheiben dieser Front zur Straße bedruckten sie mit einem organisch anmutenden Muster. Was es genau darstellt, bleibt der Fantasie der Besucherinnen und Passanten überlassen – Bambus vielleicht, oder schmale Farne. (sj)

Fotos: Horst Krüger/MDC, noshe


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Die Freiraumplanung für das BIMSB – hier die Dachterrasse – übernahmen Levin Monsigny Landschaftsarchitekten.

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Ovale und versetzte Schnitte in die Betondecke bilden einen ungewöhnlichen Lichthof mit Wendeltreppe.

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Die Glasfassade des neuen Max-Delbrück-Centrums bedruckten Staab Architekten mit einem organischen Muster, das auch einen Sonnenschutz gewährt.

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Die Arbeitsplätze im Labor sind noch auf Versuchsanordnungen ausgerichtet – das könnte sich mit der sich wandelnden Forschungspraxis bald ändern.

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