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02.12.2016

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OMAs Fussball-Strip

Masterplan für „De Kuip”-Areal in Rotterdam


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Manchmal lohnt es sich, eine kleine historische Notiz aufzugreifen, um einen Ort zu verstehen. Das Stadion des Rotterdamer Fussballclubs Feyenoord etwa geht auf die 1930er Jahre zurück. Damals war es ein Meilenstein in der Stadionarchitektur. Ein offener Bau aus Glas, Stahl und Beton, mit hängenden Rängen und freiem Blick aufs Spielfeld. Mitfinanziert wurde das Projekt von einem gewissen Daniël George van Beuningen. Und hier kommt, was als Information gern verborgen bleibt: Van Beuningen gelangte im Ersten Weltkrieg zu Reichtum, als er, sich die neutrale Position der Niederlande zunutze machend, mit den gegnerischen Parteien Deutschland und Großbritannien Handel trieb. Über Holland schiffte er vom Ruhrgebiet Kohle zu den britischen Inseln. Alle profitierten vom Deal.

Die Ironie der Geschichte will aber, dass die Nationalsozialisten van Beuningens Fussballstadion ein paar Jahre später bei den verheerenden Bombenangriffen auf Rotterdam im nunmehr Zweiten Weltkrieg wieder zerstörten. Jetzt kommt das Office for Metropolitan Architecture und räumt auf: Das Rotterdamer Büro will die in den späten Vierzigern wieder aufgebaute und seitdem vielfach umgestaltete Feyenoord-Heimstätte nun endgültig dem Fussball entziehen. Ein paar Meter weiter soll einfach ein ganz neues Stadion mit 63.000 Sitzen entstehen. Das Büro kooperiert hierfür natürlich mit dem Fußballverein.

Der Vorschlag ist Teil eines ganzen Masterplans für das Viertel rund um De Kuip (deutsch: die Wanne), wie das originale Stadion im Volksmund heisst. Soeben wurden die Pläne von der Stadt Rotterdam abgesegnet, was bedeutet, dass sie in den nächsten Jahren realisiert werden können. Das neue Stadion soll direkt an die Neue Maas rücken und so sichtbar zur Stadtsilhouette Rotterdams beitragen. Die Wanne hingegen bleibt erhalten und soll zum Zentrum eines Wohn- und Freizeitquartiers umgewandelt werden. Anstelle der Feyenoord-Mannschaft werden auf dem Spielfeld von De Kuip in Zukunft Familien verweilen können. Die hängenden Ränge sollen zu Wohnungen, Geschäften, Restaurants und einem Kino umgestaltet werden. Neue Gebäudeblocks werden um die Wanne herum für bauliche Dichte sorgen.

Ein wichtiger städtebaulicher Gedanke dieses Masterplans ist die Verkehrsader, die für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen das neue Stadion mit dem alten verbindet. Entlang dieses „Strips“ will OMA das Wohn- und Freizeitprogramm ansiedeln. Insgesamt sollen sich in Zukunft 180.000 Quadratmeter Wohnfläche in unterschiedlichen Wohnungstypen, 64.000 Quadratmeter Freizeitangebot und 83.000 Quadratmeter öffentlicher Park zwischen den beiden Stadion-Polen versammeln.

Dass die Wanne nun nicht mehr für den Fussball genutzt wird, ist allerdings keine historische Revanche gegenüber van Beuningen. Hauptziel dieses Masterplans von OMA ist, das Viertel rund um das Feyenoord-Stadion stärker an die Innenstadt Rotterdams anzubinden und aufzuwerten. Das Wissen um die Hintergründe des Stadions befreit den Bau aber von einer gewissen Nostalgie. Ohne Schwermut kann man dann in Zukunft Sportgeschäfte und ein Kino in den ehemaligen Rängen besuchen, wo bis vor kurzem noch Feyenoord-Fans jubelten. (sj)


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