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06.02.2006

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Zwischen Plan und Freiem Markt

Management-Schule zieht in Berliner Staatsratsgebäude


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Am Freitag, 3. Februar 2006 zog die European School of Management and Technology ESMT ihren neuen Campus im ehemaligen Staatsratsgebäude am Berliner Schlossplatz. Der Bau für das vormals ranghöchste Gremium der DDR wurde von dem Berliner Architekten HG Merz für die neuen Zwecke umgebaut.

Das Staatsratsgebäude wurde 1962 von dem Kollektiv um Roland Korn errichtet. Hauptcharakteristikum des Gebäudes ist das Schlütertor des früheren Stadtschlosses, von dessen Balkon aus Karl Liebknecht am 9. November 1918 die Sozialistische Republik ausgerufen hat. Durch die Integration eines historischen Versatzstückes stellt es einen eher untypischen Bau der sozialistischen Moderne dar. Es diente von 1999 bis 2001 vorübergehend als Kanzleramt und wurde 1993 unter Denkmalschutz gestellt.

HG Merz hat in Abstimmung mit der Denkmalpflege viele Räume im Originalzustand erhalten. Seine Umbauten fügen sich fast nahtlos in die Interieurs der 60er Jahre ein, was bei der Vielzahl an Farben, Materialien, Leuchtkörpern, Monumentalkunstwerken und Einbaumöbeln jedoch nicht allzu schwer gefallen sein dürfte. Vielmehr sieht man den Interventionen und Umbauten die Lust an einer symbiotischen Wechselwirkung an.
Der Besucher wird sich mehr als einmal fragen müssen, was nun original und was nun HG Merz sei. So passen sich etwa die Rezeption in das vorhandene Interieur des Foyers ein, die Wandpaneele, Schallschutzelemente und Wandschränke des Competence Center in das nüchterne Ambiente eines Büroflurs oder die Beplankung und Beleuchtung der Cafeteria in die Räume des Diplomatenempfangs. Lediglich beim Festsaal und Kinosaal wurden die größeren Repräsentationssäle der DDR-Führung mit Glaswänden unterteilt und zu kleineren Hörsälen umgewandelt. Durch die gläsernen Wände wird der Raum zwar akustisch getrennt, die frühere optische Gesamtwirkung bleibt jedoch erhalten.

Die kohärente und korrespondierende Gestaltung mag dabei die Ironie der Geschichte etwas überdecken. So laufen die Elitestudenten, die zu internationalen Führungskräften der Wirtschaft ausgebildet werden sollen, täglich an dem großen Glasgemälde von Walter Womacka vorbei, das die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zeigt. Die zentrale Parole „Trotz alledem!“ unter den Konterfeis von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg scheinen jetzt erst ihre Hartnäckigkeit zu entfalten.

Zum Umbau des Staatsratsgebäude ist der sehr schön gestaltete Band „Schlossplatz Eins“ von Philipp Meuser erschienen, der online bestellt werden kann.

Arne Winkelmann


 
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