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19.12.2023

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Vom Filmstudio zum Impact-Campus

MVRDV, HS Architekten und Harris Bugg in Berlin


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Ganz Berlin spricht über das Tempelhofer Feld. Doch auch ein Blick über das Feld hinaus nach Süden lohnt sich. Hier liegt Atelier Gardens – laut Projektentwickler ein „Impact-Campus“ auf dem Areal eines ehemaligen Filmstudios. Unsere Autorin hat sich das Projekt von MVRDV, HS Architekten und den Landschaftsarchitekten Harris Bugg kürzlich angesehen.

Von Isabel Herrle


Strahlend gelb leuchtet die neue Fassade des Haus 1 am südlichen Rand des Tempelhofer Felds und kommuniziert das frische Image des ehemaligen Filmstudios nach außen. Das Bürogebäude dient als zentrale Anlaufstelle auf dem rund 24.000 Quadratmeter großen Gelände der Atelier Gardens. Laut Konzept des Investors Fabrix soll hier ein „Impact-Campus“ aus sozial-ökologischen Unternehmen und Vereinen entstehen, die den nachhaltigen Wandel von Gesellschaft, Umwelt und Klima anstreben. Für die Planung – über die BauNetz 2021 berichtete – zeichnen MVRDV (Rotterdam) zusammen mit Hirschmüller Schindele Architekten (Berlin) verantwortlich. Die Außenanlagen wurden von dem Landschaftsarchitekturbüro Harris Bugg Studio aus London gestaltet.

Im letzten Jahr wurde der erste große Umbauschritt abgeschlossen, indem das ehemalige Filmstudio Ton 1 zu einer flexiblen Multifunktionshalle transformiert wurde. Diese fasst bis zu 1.000 Personen und wird unter anderem für Kongresse oder Veranstaltungen genutzt. MVRDV entwickelten hier ein System aus Vorhängen, Lichtschienen und flexibler Ausstattung, das eine bedarfsorientierte Veränderbarkeit des Raumes ermöglicht.

Seit 2019 arbeiteten die Planer*innen am „regenerativen Masterplan“ für das über 100 Jahre alte Gelände, das mit dem nun fertig gestellten, knallgelben Haus 1 weitgehend abgeschlossen ist. Der ehemalige Standort der Berliner Union Film (BUFA) umfasst insgesamt fünf Studios und elf Häuser, zum Teil unter Denkmalschutz stehend. Auch heute noch sind Film- und Fernsehproduktionen vor Ort aktiv. Diese sollen nun durch soziale und regenerative Unternehmen ergänzt werden. Dass die Umsetzung des sozial ausgerichteten Projekts in die Pandemie fiel, ist heute nicht mehr spürbar, auch wenn dies zu einigen Einsparungen in der Umsetzung führte.

Haus 1

Auf 1.747 Quadratmetern Nutzfläche sind die ehemaligen Büros des Ende der 1990er errichteten Hauses umgebaut worden. Im Erdgeschoss gibt es ein Café und den Empfangsbereich. Um den Gebäudekern mit Erschließungs- und Sanitäranlagen reihen sich in den Regelgeschossen Büroflächen. Eine statische Überarbeitung des Flachdachs ermöglichte die Aufstockung mit einem Pavillon von rund 150 Quadratmetern Bruttogrundfläche, dessen Glasfronten eine spektakuläre 360-Grad-Sicht über Berlin eröffnen.

Die tragende Holzkonstruktion des Pavillons konnte innerhalb von lediglich einer Woche fertiggestellt werden, betonen die Architekt*innen. Sie soll ein positives Beispiel für schnelles Bauen unter Verwendung regenerativer Materialien sein. Gerahmt wird der Pavillon von einer begehbaren Dachterrasse. Die davon abgehende, ebenfalls in Gelb leuchtende Treppe verleiht dem Bau ein typisches MVRDV-Merkmal. Sie erstreckt sich im Zickzack über 47 Meter Lauflänge in das Herz des Campus, die Außenanlage, hinein. Laut Architekt*innen folge ihre Form nicht bloß einer Funktion. Vielmehr soll sie durch ihre markante Geometrie auch inspirieren.
 
Aus Grau wird Grün

Vor der Transformation war lediglich ein Prozent des Areals begrünt. Ziel sei, so Landschaftsachritektin Harris Bugg, eine Begrünung von rund 30 Prozent. Geplant war zu Projektbeginn die sukzessive Teilflächenentsiegelung. Diese ist laut Planer*innen aufgrund von Bodenkontaminierung nicht umsetzbar. Auch auf Urban Farming musste daher verzichtet werden. Vertikale Bepflanzungen in Hochbeeten sind die Antwort auf die Problematik. Auch die Fassadenbegrünung von Haus 1 – wie noch im Entwurf vorgesehen – konnte aus finanziellen und statischen Gründen nicht umgesetzt werden. Um Grün bemühte man sich trotzdem. Während vor Projektbeginn lediglich sechs Bäume auf dem gesamten Gelände wuchsen, sind es mittlerweile 75. Geplant ist eine Bepflanzung mit 190 Bäumen.

Infrastruktur und Anbindung

Atelier Gardens und das Tempelhofer Feld sind durch Bahntrassen und eine Kleingartensiedlung voneinander getrennt. Naheliegend wäre eine direkte Verbindung – und damit eine Öffnung zur bekanntesten Freifläche der Stadt. Die Projektentwickler stehen in Diskussion mit der Deutschen Bahn. Die Gespräche brauchen jedoch ihre Zeit, insbesondere da mit Neukölln und Tempelhof zwei Bezirke von der potentiellen Verbindung betroffen sind.

Die Erschließung des Komplexes stellt die Nutzer*innen gegenwärtig noch vor eine Herausforderung. Eine direkte Anbindung stellt die Buslinie 246 dar, die außerhalb des Berufsverkehrs nur im 20-Minuten-Takt verkehrt und Atelier Gardens an die S-Bahnstationen Hermannstraße und Tempelhof anbindet. Für eine bessere Anbindung wäre eine höhere Frequentierung des Busses notwendig  – oder eine neue S-Bahnstation. Bis dahin hilft es sehr, mit dem Fahrrad zu kommen.
 
„Soil, Soul, Society“

Die Projektentwickler streben mit Atelier Gardens ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept an, das sie mit den Schlagworten „Soil, Soul, Society“ zusammenfassen. „Soul“ steht für die soziale Ausrichtung und damit die Vermietung an sogenannte Impact-Organisationen, darunter Start-Ups, sozialökologische Unternehmen und Vereine – unter anderem Fridays for Future. „Soil“ steht für Nachhaltigkeit im Bau, verwendete Materialien und Kreislaufsysteme im Gebäudebetrieb. „Society“ beschreibt letztlich das angestrebte Gesamtkonzept. Ziel sei es, den „Charakter eines Dorfes mit unterschiedlichen Funktionen der Häuser, die Qualitäten für alle bieten“ zu schaffen, so die Betreiber.

Fotos: Schnepp RenouArts of the Working Class, Studio Renner, Stefan Korte, Yasutaka Kojima, Adam Wakeling



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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

1

arcseyler | 19.12.2023 18:02 Uhr

........

Tolle Architektur, die Treppe. Lauter als das Gebäude und gleichzeitig Raum durch die Gitterwände. Wenn man Raum zum verschenken hat.

 
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