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17.03.2016

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Schwebendes Tor

Les Halles in Paris neu eröffnet


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Von der Wampe zum Tor der Stadt: Als „Bauch von Paris“ bezeichnete Émile Zola die alten Markthallen im Zentrum der Hauptstadt, heute zwischen Centre Pompidou und der Kirche Saint Eustache gelegen, einmal. Im späten 19. Jahrhundert war dieser Vergleich mit viszeralen Tätigkeiten des Leibes nicht falsch:  Hier wurden nicht nur Lebensmittel verkauft, sondern bis in die Sechzigerjahre hinein geschlachtet. Als eine Gruppe von Architekten, darunter Ricardo Bofill, Jean Willerval, Georges Pencreac'h, Claude Vasconi und Paul Chemetov, den alten Marktplatz zu einem modernen Einkaufszentrum und Stadtbahnhof umwandelten, sollte als Metapher das Herz herhalten. Tatsächlich entstand dort in den Siebzigern und Achtzigern eine regelrechte unterirdische Stadt und der größte europäische Nahverkehrsbahnhof, durch den seitdem täglich 800.000 Menschen gepumpt werden.

Bauch, Herz – die Symbolik des Körpers scheint heute jedoch zu behäbig sein. Jetzt ist das Forum Les Halles zu einem Tor geworden. Als solches charakterisieren Patrick Berger Jacques Anziutti Architectes (Paris) den Gebäudekomplex, dem sie seit Start der Bauarbeiten 2007 eine spektuläre neue Hülle gegeben haben. 18.000 Glasplatten hat das Architektenduo unter Beibehaltung des Betriebs von Bahnhof und Einkaufszentrum in einer geschwungenen Form über die bestehende Struktur gelegt. Das sieht so leicht und luftig aus, als habe sich zufällig ein verwehtes Textil auf die Architektur Siebziger und Achtziger gelegt. Das Glaskonstrukt, dessen Wellen und Schwingungen die Dynamik des Ortes ästhetisch aufgreifen, ruht nun auf zwei Flügeln. Auch diese beiden Trakte im Norden und Süden des Komplexes sind von einer leicht gewellten Glasfassade ummantelt. Gemeinsam formen Dach und Flügel in der Tat die Form eines überdimensionierten Tors, das nun eine Achse mit dem Centre Pompidou und der Börse bildet.

Das Innere des Baus haben Patrick Berger und Jacques Anziutti aufgelockert und geweitet. Unter dem Dach öffnet sich der Gebäudekomplex und verjüngt sich  stufenweise bis zum untersten Geschoss des Baus in 24 Metern Tiefe. Das ist der eigentliche Kern des Baus, jenes Canopée (Baumkrone) genanntes, in den Boden gesenktes Zentrum, um das sich der Organismus des Baus, die Geschäfte, Gänge und Rolltreppen, bündeln. Am 5. April 2016 wird das neue Forum mit einem offiziellen Staatsakt eingeweiht, denn ob Bauch, Herz oder Tor – Les Halles zählen zu den wichtigsten Bauten der Stadt Paris. (sj)


Fotos: Franck Badaire, Marchand et Meffre


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Kommentare

2

krm | 19.03.2016 20:39 Uhr

vorübergehende "kunst"

das dach kenne ich schon aus der bauphase. in spätestens 30 jahren gibt es wieder etwas neues.
die les halles architektur der 70er jahre war damals der große wurf und ist nun weg.
so kann man architektur nicht begreifen, alle 30 jahre etwas neues.
das paris des insbesondere 19ten Jahrhunderts, aufgrund dessen paris millionen von besuchern hat, wird auch nicht abgerissen.

1

Kai Strehl | 18.03.2016 08:35 Uhr

Glas überall

Viel Spaß beim Putzen!
Das wird ein ewiger Kampf gegen die Tauben...

Ich bin gespannt auf unseren nächsten
Parisbesuch.

 
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