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03.07.2014

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Geometrisierte Landschaft

Lehmbau von Herzog/de Meuron und Martin Rauch bei Basel


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Schweizer Finesse trifft auf Vorarlberger Können: Waren die ersten Entwürfe noch aus Holz und glichen einer Scheune (O-Ton Bauherr), überzeugte die Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron am Ende ein ganz anderer Baustoff: Das neue Kräuterzentrum des Bonbonherstellers Ricola in Laufen (Kanton Basel-Landschaft) ist ein moderner Stampflehmbau.

Dazu haben die Entwurfsverfasser Herzog & de Meuron aus Basel mit dem Vorarlberger Studio Lehm Ton Erde Baukunst (Schlins) des Lehmbauexperten Martin Rauch zusammengearbeitet, der die Stampflehmfassade entwickelt hat. Baubeginn war im Januar 2013. Im Mai 2014 wurde das Kräuterzentrum fertig gestellt, 16 Millionen Schweizer Franken hat es gekostet. Vergangenen Freitag wurde der Neubau in Anwesenheit aller beteiligten Architekten und Planer eröffnet und in Betrieb genommen.

Dass der Neubau aus Lehm und nicht aus Holz oder, wie bei Industriebauten eher zu erwarten, aus Beton ist, lag nahe: Seit über 2.000 Jahren wird in Laufen Ton abgebaut und zu Ziegeln verarbeitet – auch heute noch. Der Lehm und die beiden weiteren Komponenten, das steinige Aushubmaterial und Mergel, hatten einen kurzen Weg zur Baustelle: 99 Prozent der Materialien kamen aus einer Entfernung von unter zehn Kilometern.

Doch hat der natürliche Baustoff die Architekten nicht nur aufgrund seiner Nachhaltigkeit und dem angenehmen Raumklima überzeugt, er sieht auch gut aus: „Die Farbigkeit der Fassade ist durch die lokalen Materialfarben bestimmt und wird so ein Teil der Landschaft“, erklären die Architekten. „Das neue Kräuterzentrum ist vor allem aus Lehm gebaut, der vor Ort abgebaut wird. Damit ist das Gebäude sozusagen ein Stück geometrisierte Landschaft.“

Knapp 30 Meter breit, 111 Meter lang und 11 Meter hoch: Wie ein „erratischer Block“ liege der Neubau mitten in einer von konventionellen Industriegebäuden bestimmten Umgebung, beschreibt Pierre de Meuron weiter. „Seine langgestreckte Form bezieht sich auf bestehende Wegsysteme und auf die Hecken, die schon früher hier die Landschaft prägten. Gleichzeitig entspricht diese längliche Form dem schrittweisen industriellen Prozessablauf der Trocknung, Verarbeitung,  Mischung und Lagerung von Kräutern.“

Die Lehmfassade wurde in einzelnen Elementen in einer nahegelegenen Halle vorfabriziert. In den Bereichen Anlieferung und Lager ist sie monolithisch ausgeführt, der Stampflehm wird damit auch im Innenraum sichtbar. „Die Fassade ist selbsttragend und wird an die innenliegende Tragstruktur aus Beton lediglich zurückgebunden“, so Martin Rauch. Große runde Fenster schauen aus den Lehmwänden in die Landschaft und belichten die Innenräume.

„Energie und Nachhaltigkeit werden in diesem Projekt nicht nur als technisch Zugefügtes behandelt, sondern als etwas Immanentes, als etwas architektonisch Ganzheitliches: Es ist Teil des Konzeptes“, loben Herzog & de Meuron, die vor allem für ihre Betonikonen bekannt sind, die Zusammenarbeit mit Martin Rauch. Damit setzen sie nicht nur in der Schweiz, sondern international ein wichtiges Zeichen. (jk)

Fotos: Iwan Baan/ Ricola


Zum Thema:

Mehr über die neuen Möglichkeiten im Lehmbau in der Baunetzwoche#267 „Die Lehmmoderne“

Weitere Lehmbauten von Martin Rauch im Baunetz Wissen: ein Wohnhaus in Schlins, der Umbau eines Hofgebäudes in Zürich und das Cinema Sil Plaz in Ilanz


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Kommentare

2

evol+ | 03.07.2014 18:53 Uhr

nihilist -> @

...wieso darf man lehm stampflehm nicht mit stahl und stahlbeton kombinieren? gerade das könnte doch schule machen...

rot und rosa beißt sich nicht.

1

Gerhard | 03.07.2014 17:10 Uhr

haptische Technik

Schönes Konzept mit schönem Material. Leider widerspricht sich meiner Meinung nach die "natürliche" Oberfläche des Lehms mit den technischen Fenstern als Objekte. Auch die Details des Dachrands betrachtet mit den Holztüren und Fenstern geht nicht einher.....

 
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